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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
Anfangstag der Ehe an, Ehejahre gerechnet; wird diese
Rechnung weit genug fortgesetzt, so kommt man zuletzt auf
ein solches Jahr, in dessen Lauf die Trennung eintrat,
dieses Jahr heißt extremus oder novissimus annus, und
dessen Fruchtertrag soll unter dem Mann und der Frau
nach Verhältniß der Zeit getheilt werden (k). Wie nun
hier extremus annus das nur noch theilweise der Ehe ange-
hörende Jahr heißt, in dessen Umfang die Trennung der Ehe
liegt, so heißt in unsrer Lehre extremus dies der Kalender-
tag, der nur noch theilweise dem vorgeschriebenen, bis zu
seinem mathematischen Endpunkte (ad momentum) fortge-
führten Zeitraum angehört.

Dasselbe nun, was hier für den letzten Tag ausgeführt
worden ist, muß auch für die mit Zahlen bezeichneten Tage
gelten, so daß auch sie als Kalendertage, nicht als beweg-
liche, zu verstehen sind (l). Dafür spricht theils die Ana-
logie der Stellen vom postremus dies (m), theils die eben
nachgewiesene innere Wahrscheinlichkeit, die hier wie dort

(k) L. 31 de pactis dot. (23.4.),
L. un. § 9 C. de r. u. a.
(5. 13);
anderwärts heißt es der annus
quo divortium factum est. L. 5
L. 7 § 3 L. 11 sol. matr. (24. 3.),
Paulus. II.
22 § 1.
(l) Dahin gehören folgende
Stellen: L. 30 § 1 ad L. J. de
adult.
(48. 5.) sexagesimus. --
L. 101 de R. J. (50. 17.) sexa-
gesimo et primo. -- L. 1 § 8. 9.
de succ. ed.
(38. 9.) und L. 2
§ 4 quis ordo (38. 15.) cen-
tesimus. -- L. 134 de V. S.
(50. 16.) trecentesimo sexage-
simo quinto.
(m) Diese Analogie ist nicht
blos im Allgemeinen einleuchtend,
sondern in einem der angeführ-
ten Fälle unabweisbar. Denn
derselbe Tag, welcher in L. 132
de V. S. extremus
genannt wird,
heißt in L. 134 de V. S. trecen-
tesimus sexagesimus quintus,

und beide Stellen haben sogar
denselben Verfasser.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
Anfangstag der Ehe an, Ehejahre gerechnet; wird dieſe
Rechnung weit genug fortgeſetzt, ſo kommt man zuletzt auf
ein ſolches Jahr, in deſſen Lauf die Trennung eintrat,
dieſes Jahr heißt extremus oder novissimus annus, und
deſſen Fruchtertrag ſoll unter dem Mann und der Frau
nach Verhältniß der Zeit getheilt werden (k). Wie nun
hier extremus annus das nur noch theilweiſe der Ehe ange-
hörende Jahr heißt, in deſſen Umfang die Trennung der Ehe
liegt, ſo heißt in unſrer Lehre extremus dies der Kalender-
tag, der nur noch theilweiſe dem vorgeſchriebenen, bis zu
ſeinem mathematiſchen Endpunkte (ad momentum) fortge-
führten Zeitraum angehört.

Daſſelbe nun, was hier für den letzten Tag ausgeführt
worden iſt, muß auch für die mit Zahlen bezeichneten Tage
gelten, ſo daß auch ſie als Kalendertage, nicht als beweg-
liche, zu verſtehen ſind (l). Dafür ſpricht theils die Ana-
logie der Stellen vom postremus dies (m), theils die eben
nachgewieſene innere Wahrſcheinlichkeit, die hier wie dort

(k) L. 31 de pactis dot. (23.4.),
L. un. § 9 C. de r. u. a.
(5. 13);
anderwärts heißt es der annus
quo divortium factum est. L. 5
L. 7 § 3 L. 11 sol. matr. (24. 3.),
Paulus. II.
22 § 1.
(l) Dahin gehören folgende
Stellen: L. 30 § 1 ad L. J. de
adult.
(48. 5.) sexagesimus. —
L. 101 de R. J. (50. 17.) sexa-
gesimo et primo. — L. 1 § 8. 9.
de succ. ed.
(38. 9.) und L. 2
§ 4 quis ordo (38. 15.) cen-
tesimus. — L. 134 de V. S.
(50. 16.) trecentesimo sexage-
simo quinto.
(m) Dieſe Analogie iſt nicht
blos im Allgemeinen einleuchtend,
ſondern in einem der angeführ-
ten Fälle unabweisbar. Denn
derſelbe Tag, welcher in L. 132
de V. S. extremus
genannt wird,
heißt in L. 134 de V. S. trecen-
tesimus sexagesimus quintus,

und beide Stellen haben ſogar
denſelben Verfaſſer.
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[360/0374] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. Anfangstag der Ehe an, Ehejahre gerechnet; wird dieſe Rechnung weit genug fortgeſetzt, ſo kommt man zuletzt auf ein ſolches Jahr, in deſſen Lauf die Trennung eintrat, dieſes Jahr heißt extremus oder novissimus annus, und deſſen Fruchtertrag ſoll unter dem Mann und der Frau nach Verhältniß der Zeit getheilt werden (k). Wie nun hier extremus annus das nur noch theilweiſe der Ehe ange- hörende Jahr heißt, in deſſen Umfang die Trennung der Ehe liegt, ſo heißt in unſrer Lehre extremus dies der Kalender- tag, der nur noch theilweiſe dem vorgeſchriebenen, bis zu ſeinem mathematiſchen Endpunkte (ad momentum) fortge- führten Zeitraum angehört. Daſſelbe nun, was hier für den letzten Tag ausgeführt worden iſt, muß auch für die mit Zahlen bezeichneten Tage gelten, ſo daß auch ſie als Kalendertage, nicht als beweg- liche, zu verſtehen ſind (l). Dafür ſpricht theils die Ana- logie der Stellen vom postremus dies (m), theils die eben nachgewieſene innere Wahrſcheinlichkeit, die hier wie dort (k) L. 31 de pactis dot. (23.4.), L. un. § 9 C. de r. u. a. (5. 13); anderwärts heißt es der annus quo divortium factum est. L. 5 L. 7 § 3 L. 11 sol. matr. (24. 3.), Paulus. II. 22 § 1. (l) Dahin gehören folgende Stellen: L. 30 § 1 ad L. J. de adult. (48. 5.) sexagesimus. — L. 101 de R. J. (50. 17.) sexa- gesimo et primo. — L. 1 § 8. 9. de succ. ed. (38. 9.) und L. 2 § 4 quis ordo (38. 15.) cen- tesimus. — L. 134 de V. S. (50. 16.) trecentesimo sexage- simo quinto. (m) Dieſe Analogie iſt nicht blos im Allgemeinen einleuchtend, ſondern in einem der angeführ- ten Fälle unabweisbar. Denn derſelbe Tag, welcher in L. 132 de V. S. extremus genannt wird, heißt in L. 134 de V. S. trecen- tesimus sexagesimus quintus, und beide Stellen haben ſogar denſelben Verfaſſer.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/374>, abgerufen am 22.05.2024.