Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
gut verschenkt, mit dem Modus einen alten treuen Diener
zu verpflegen, so würde derselbe nicht blos die verweiger-
ten Alimente, sondern das ganze Landgut einklagen kön-
nen (q). Dieses nun wird gewiß Niemand behaupten wol-
len, und so muß also überhaupt der Gedanke an jene
stillschweigende Cession aufgegeben werden. -- Der wahre
Zusammenhang der Gedanken scheint vielmehr folgender.
Im Fall der mortis causa donatio kann der Empfänger,
gleich einem Legatar, mit einem Fideicommiß belastet wer-
den (§ 173. u). Dieses wurde durch eine Constitution von
Pius auf widerrufliche Schenkungen unter Lebenden über-
tragen (§ 173. y). Nun war es nur ein Schritt weiter
auf diesem Wege, wenn nachfolgende Kaiser (die divi
principes
) eine ähnliche Wirkung auch bey derjenigen
Schenkung gestatteten, bey welcher gleich Anfangs die
Leistung an einen Dritten dem Empfänger auferlegt war.
Es war also die Analogie der Fideicommisse, die hierbey
zum Grunde lag, obgleich der so gebildete Rechtssatz selbst,
über die wahre Natur der Fideicommisse weit hinaus geht.

II. Schenkung. Bey demjenigen Theil des ganzen
Geschäfts, welcher die Natur der Schenkung an sich trägt,
ist nun noch zu bestimmen, wie die positiven Einschrän-
kungen der Schenkung dabey zur Anwendung gebracht
werden.


(q) In L. 3 C. cit. ist dieser
an sich wichtige Gegensatz unmerk-
lich, weil in dem Fall dieses Re-
scripts der Modus gerade darin
bestand, die geschenkte Sache selbst,
nach einiger Zeit, an den Drit-
ten heraus zu geben.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
gut verſchenkt, mit dem Modus einen alten treuen Diener
zu verpflegen, ſo würde derſelbe nicht blos die verweiger-
ten Alimente, ſondern das ganze Landgut einklagen kön-
nen (q). Dieſes nun wird gewiß Niemand behaupten wol-
len, und ſo muß alſo überhaupt der Gedanke an jene
ſtillſchweigende Ceſſion aufgegeben werden. — Der wahre
Zuſammenhang der Gedanken ſcheint vielmehr folgender.
Im Fall der mortis causa donatio kann der Empfänger,
gleich einem Legatar, mit einem Fideicommiß belaſtet wer-
den (§ 173. u). Dieſes wurde durch eine Conſtitution von
Pius auf widerrufliche Schenkungen unter Lebenden über-
tragen (§ 173. y). Nun war es nur ein Schritt weiter
auf dieſem Wege, wenn nachfolgende Kaiſer (die divi
principes
) eine ähnliche Wirkung auch bey derjenigen
Schenkung geſtatteten, bey welcher gleich Anfangs die
Leiſtung an einen Dritten dem Empfänger auferlegt war.
Es war alſo die Analogie der Fideicommiſſe, die hierbey
zum Grunde lag, obgleich der ſo gebildete Rechtsſatz ſelbſt,
über die wahre Natur der Fideicommiſſe weit hinaus geht.

II. Schenkung. Bey demjenigen Theil des ganzen
Geſchäfts, welcher die Natur der Schenkung an ſich trägt,
iſt nun noch zu beſtimmen, wie die poſitiven Einſchrän-
kungen der Schenkung dabey zur Anwendung gebracht
werden.


(q) In L. 3 C. cit. iſt dieſer
an ſich wichtige Gegenſatz unmerk-
lich, weil in dem Fall dieſes Re-
ſcripts der Modus gerade darin
beſtand, die geſchenkte Sache ſelbſt,
nach einiger Zeit, an den Drit-
ten heraus zu geben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0300" n="286"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Ent&#x017F;tehung und Untergang.</fw><lb/>
gut ver&#x017F;chenkt, mit dem Modus einen alten treuen Diener<lb/>
zu verpflegen, &#x017F;o würde der&#x017F;elbe nicht blos die verweiger-<lb/>
ten Alimente, &#x017F;ondern das ganze Landgut einklagen kön-<lb/>
nen <note place="foot" n="(q)">In <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 3 <hi rendition="#i">C. cit.</hi></hi> i&#x017F;t die&#x017F;er<lb/>
an &#x017F;ich wichtige Gegen&#x017F;atz unmerk-<lb/>
lich, weil in dem Fall die&#x017F;es Re-<lb/>
&#x017F;cripts der Modus gerade darin<lb/>
be&#x017F;tand, die ge&#x017F;chenkte Sache &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
nach einiger Zeit, an den Drit-<lb/>
ten heraus zu geben.</note>. Die&#x017F;es nun wird gewiß Niemand behaupten wol-<lb/>
len, und &#x017F;o muß al&#x017F;o überhaupt der Gedanke an jene<lb/>
&#x017F;till&#x017F;chweigende Ce&#x017F;&#x017F;ion aufgegeben werden. &#x2014; Der wahre<lb/>
Zu&#x017F;ammenhang der Gedanken &#x017F;cheint vielmehr folgender.<lb/>
Im Fall der <hi rendition="#aq">mortis causa donatio</hi> kann der Empfänger,<lb/>
gleich einem Legatar, mit einem Fideicommiß bela&#x017F;tet wer-<lb/>
den (§ 173. <hi rendition="#aq">u</hi>). Die&#x017F;es wurde durch eine Con&#x017F;titution von<lb/>
Pius auf widerrufliche Schenkungen unter Lebenden über-<lb/>
tragen (§ 173. <hi rendition="#aq">y</hi>). Nun war es nur ein Schritt weiter<lb/>
auf die&#x017F;em Wege, wenn nachfolgende Kai&#x017F;er (die <hi rendition="#aq">divi<lb/>
principes</hi>) eine ähnliche Wirkung auch bey derjenigen<lb/>
Schenkung ge&#x017F;tatteten, bey welcher gleich Anfangs die<lb/>
Lei&#x017F;tung an einen Dritten dem Empfänger auferlegt war.<lb/>
Es war al&#x017F;o die Analogie der Fideicommi&#x017F;&#x017F;e, die hierbey<lb/>
zum Grunde lag, obgleich der &#x017F;o gebildete Rechts&#x017F;atz &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
über die wahre Natur der Fideicommi&#x017F;&#x017F;e weit hinaus geht.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Schenkung</hi>. Bey demjenigen Theil des ganzen<lb/>
Ge&#x017F;chäfts, welcher die Natur der Schenkung an &#x017F;ich trägt,<lb/>
i&#x017F;t nun noch zu be&#x017F;timmen, wie die po&#x017F;itiven Ein&#x017F;chrän-<lb/>
kungen der Schenkung dabey zur Anwendung gebracht<lb/>
werden.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0300] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. gut verſchenkt, mit dem Modus einen alten treuen Diener zu verpflegen, ſo würde derſelbe nicht blos die verweiger- ten Alimente, ſondern das ganze Landgut einklagen kön- nen (q). Dieſes nun wird gewiß Niemand behaupten wol- len, und ſo muß alſo überhaupt der Gedanke an jene ſtillſchweigende Ceſſion aufgegeben werden. — Der wahre Zuſammenhang der Gedanken ſcheint vielmehr folgender. Im Fall der mortis causa donatio kann der Empfänger, gleich einem Legatar, mit einem Fideicommiß belaſtet wer- den (§ 173. u). Dieſes wurde durch eine Conſtitution von Pius auf widerrufliche Schenkungen unter Lebenden über- tragen (§ 173. y). Nun war es nur ein Schritt weiter auf dieſem Wege, wenn nachfolgende Kaiſer (die divi principes) eine ähnliche Wirkung auch bey derjenigen Schenkung geſtatteten, bey welcher gleich Anfangs die Leiſtung an einen Dritten dem Empfänger auferlegt war. Es war alſo die Analogie der Fideicommiſſe, die hierbey zum Grunde lag, obgleich der ſo gebildete Rechtsſatz ſelbſt, über die wahre Natur der Fideicommiſſe weit hinaus geht. II. Schenkung. Bey demjenigen Theil des ganzen Geſchäfts, welcher die Natur der Schenkung an ſich trägt, iſt nun noch zu beſtimmen, wie die poſitiven Einſchrän- kungen der Schenkung dabey zur Anwendung gebracht werden. (q) In L. 3 C. cit. iſt dieſer an ſich wichtige Gegenſatz unmerk- lich, weil in dem Fall dieſes Re- ſcripts der Modus gerade darin beſtand, die geſchenkte Sache ſelbſt, nach einiger Zeit, an den Drit- ten heraus zu geben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/300
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/300>, abgerufen am 25.11.2024.