Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.§. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeschäfte. 1. Dare. (Forts.) an allen Bedingungen der Usucapion fehlt; sie hat keinenTitel, da ein verbotenes, nichtiges Rechtsgeschäft einen solchen nicht abgeben kann; sie hat keinen redlichen Besitz, da sie weiß, daß sie eine fortwährend fremde Sache be- sitzt (f). Dasselbe möchte man nun auch erwarten, wenn der Geber nicht Eigenthümer ist, sondern eine fremde Sache schenkt; auch hier scheint der Titel sowohl, als der red- liche Besitz, zu fehlen. Und doch ist es hier theilweise anders. Die bestimmteste Stelle hierüber, von Pompo- nius, lautet also: L. 3 pro don. (41. 6.). "Si vir uxori, vel uxor viro Hier werden also zwey Fälle unterschieden. Erstlich, serit, quasi nunc donasse in- telligatur." Denn in diesem Au- genblick ist ja die Schenkung er- laubt. (Von dieser concessio vgl. L. 32 § 10 de don. int. vir. 24. 1.). Man könnte fragen, wozu jetzt noch eine Usucapion erfordert werde, da die gültige Schenkung schon von selbst Eigenthum über- trägt. Ohne Zweifel dachte Pau- lus an eine res mancipi, die ei- ner ergänzenden Usucapion be- durfte, weil jene concessio nur als Tradition wirken konnte. -- Von einer ähnlichen concessio, wie sie in L. 1 § 2 cit. voraus- gesetzt wird, muß auch erklärt werden der Schluß von L. 24 de don. int. vir. (24. 1.). ".. al- tero, quod fuerit vitium, amo- tum sit." Quod steht hier für si quod, so daß die Regel alle mögliche Fälle umfaßt, es mag ein vitium da gewesen seyn, oder nicht. (f) L. 19 pr. de don. int. vir. (24. 1.). ".. hoc enim b. f. pos- sessoribus concessum est: vi- rum autem scientem alienum possidere." Dasselbe muß auch für die Frau gelten, und selbst nach dem älteren Recht, und selbst wenn sie das gesetzliche Verbot der Schenkung nicht gekannt hätte. IV. 8
§. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 1. Dare. (Fortſ.) an allen Bedingungen der Uſucapion fehlt; ſie hat keinenTitel, da ein verbotenes, nichtiges Rechtsgeſchäft einen ſolchen nicht abgeben kann; ſie hat keinen redlichen Beſitz, da ſie weiß, daß ſie eine fortwährend fremde Sache be- ſitzt (f). Daſſelbe möchte man nun auch erwarten, wenn der Geber nicht Eigenthümer iſt, ſondern eine fremde Sache ſchenkt; auch hier ſcheint der Titel ſowohl, als der red- liche Beſitz, zu fehlen. Und doch iſt es hier theilweiſe anders. Die beſtimmteſte Stelle hierüber, von Pompo- nius, lautet alſo: L. 3 pro don. (41. 6.). „Si vir uxori, vel uxor viro Hier werden alſo zwey Fälle unterſchieden. Erſtlich, serit, quasi nunc donasse in- telligatur.” Denn in dieſem Au- genblick iſt ja die Schenkung er- laubt. (Von dieſer concessio vgl. L. 32 § 10 de don. int. vir. 24. 1.). Man könnte fragen, wozu jetzt noch eine Uſucapion erfordert werde, da die gültige Schenkung ſchon von ſelbſt Eigenthum über- trägt. Ohne Zweifel dachte Pau- lus an eine res mancipi, die ei- ner ergänzenden Uſucapion be- durfte, weil jene concessio nur als Tradition wirken konnte. — Von einer ähnlichen concessio, wie ſie in L. 1 § 2 cit. voraus- geſetzt wird, muß auch erklärt werden der Schluß von L. 24 de don. int. vir. (24. 1.). „.. al- tero, quod fuerit vitium, amo- tum sit.” Quod ſteht hier für si quod, ſo daß die Regel alle mögliche Fälle umfaßt, es mag ein vitium da geweſen ſeyn, oder nicht. (f) L. 19 pr. de don. int. vir. (24. 1.). „.. hoc enim b. f. pos- sessoribus concessum est: vi- rum autem scientem alienum possidere.” Daſſelbe muß auch für die Frau gelten, und ſelbſt nach dem älteren Recht, und ſelbſt wenn ſie das geſetzliche Verbot der Schenkung nicht gekannt hätte. IV. 8
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§. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 1. Dare. (Fortſ.)
an allen Bedingungen der Uſucapion fehlt; ſie hat keinen
Titel, da ein verbotenes, nichtiges Rechtsgeſchäft einen
ſolchen nicht abgeben kann; ſie hat keinen redlichen Beſitz,
da ſie weiß, daß ſie eine fortwährend fremde Sache be-
ſitzt (f). Daſſelbe möchte man nun auch erwarten, wenn
der Geber nicht Eigenthümer iſt, ſondern eine fremde Sache
ſchenkt; auch hier ſcheint der Titel ſowohl, als der red-
liche Beſitz, zu fehlen. Und doch iſt es hier theilweiſe
anders. Die beſtimmteſte Stelle hierüber, von Pompo-
nius, lautet alſo:
L. 3 pro don. (41. 6.). „Si vir uxori, vel uxor viro
donaverit, si aliena res donata fuerit, verum est
quod Trebatius putabat, si pauperior is qui donas-
set non fieret, usucapionem possidenti procedere.”
Hier werden alſo zwey Fälle unterſchieden. Erſtlich,
wenn der Geber durch die Schenkung ärmer wird, das
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(f) L. 19 pr. de don. int. vir.
(24. 1.). „.. hoc enim b. f. pos-
sessoribus concessum est: vi-
rum autem scientem alienum
possidere.” Daſſelbe muß auch
für die Frau gelten, und ſelbſt
nach dem älteren Recht, und ſelbſt
wenn ſie das geſetzliche Verbot
der Schenkung nicht gekannt hätte.
(e) serit, quasi nunc donasse in-
telligatur.” Denn in dieſem Au-
genblick iſt ja die Schenkung er-
laubt. (Von dieſer concessio
vgl. L. 32 § 10 de don. int. vir.
24. 1.). Man könnte fragen, wozu
jetzt noch eine Uſucapion erfordert
werde, da die gültige Schenkung
ſchon von ſelbſt Eigenthum über-
trägt. Ohne Zweifel dachte Pau-
lus an eine res mancipi, die ei-
ner ergänzenden Uſucapion be-
durfte, weil jene concessio nur
als Tradition wirken konnte. —
Von einer ähnlichen concessio,
wie ſie in L. 1 § 2 cit. voraus-
geſetzt wird, muß auch erklärt
werden der Schluß von L. 24 de
don. int. vir. (24. 1.). „.. al-
tero, quod fuerit vitium, amo-
tum sit.” Quod ſteht hier für
si quod, ſo daß die Regel alle
mögliche Fälle umfaßt, es mag
ein vitium da geweſen ſeyn, oder
nicht.
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