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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

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§. 67. Einschränkung der Rechtsfähigkeit. III. Familienabhängigkeit.
dasselbe, was oben für die Obligationen zwischen dem
Herrn und seinem Sklaven bestimmt worden ist (§ 65).
-- In allen diesen Regeln aber, welche die Fähigkeit oder
Unfähigkeit zu obligatorischen Verhältnissen betreffen, ist
ein Unterschied zwischen dem Sohn und der Tochter in
väterlicher Gewalt nicht zu behaupten, selbst für das äl-
tere Recht nicht. (Beylage V.)

Die eben aufgestellten Regeln lassen sich in den einfa-
chen Grundsatz zusammen fassen: das Kind kann über-
haupt keine activen Vermögensrechte haben. Da aber das
Erbrecht, seiner Natur und Bestimmung nach nur der
collective Ausdruck einer Gesammtheit von Vermögensrech-
ten ist (wenngleich in einzelnen Fällen eine Erbschaft viel-
leicht nur aus Schulden bestehen mag), so folgt aus je-
nem Grundsatz ferner, daß das Kind, obgleich es testa-
mentifactio
hat, dennoch kein Testament machen kann (i):
ja noch mehr, daß es überhaupt unfähig ist, irgend einen
Erben zu haben (k).

Vergleicht man die hier für die Kinder in väterlicher
Gewalt dargestellten Gränzen der Rechtsfähigkeit mit den
oben für die Sklaven dargestellten (§ 65), so findet sich

Klagen zwischen ihnen ist gera-
dezu ausgesprochen in L. 4. 11
de jud. (5. 1.). L. 16 de furtis

(47. 2.).
(i) Ulpian. XX. § 10. "Filius
familiae testamentum facere non
potest, quoniam nihil suum ha-
bet, ut testari de eo possit."

Dagegen hatte er testamenti-
factio,
denn er konnte Zeuge
bey der Mancipation, auch libri-
pens
und familiae emtor seyn:
ibid. § 3--6.
(k) L. 11 de fidejuss. (46. 1.).
L. 18 de Sc. Maced.
(14. 6.).

§. 67. Einſchränkung der Rechtsfähigkeit. III. Familienabhängigkeit.
daſſelbe, was oben für die Obligationen zwiſchen dem
Herrn und ſeinem Sklaven beſtimmt worden iſt (§ 65).
— In allen dieſen Regeln aber, welche die Fähigkeit oder
Unfähigkeit zu obligatoriſchen Verhältniſſen betreffen, iſt
ein Unterſchied zwiſchen dem Sohn und der Tochter in
väterlicher Gewalt nicht zu behaupten, ſelbſt für das äl-
tere Recht nicht. (Beylage V.)

Die eben aufgeſtellten Regeln laſſen ſich in den einfa-
chen Grundſatz zuſammen faſſen: das Kind kann über-
haupt keine activen Vermögensrechte haben. Da aber das
Erbrecht, ſeiner Natur und Beſtimmung nach nur der
collective Ausdruck einer Geſammtheit von Vermögensrech-
ten iſt (wenngleich in einzelnen Fällen eine Erbſchaft viel-
leicht nur aus Schulden beſtehen mag), ſo folgt aus je-
nem Grundſatz ferner, daß das Kind, obgleich es testa-
mentifactio
hat, dennoch kein Teſtament machen kann (i):
ja noch mehr, daß es überhaupt unfähig iſt, irgend einen
Erben zu haben (k).

Vergleicht man die hier für die Kinder in väterlicher
Gewalt dargeſtellten Gränzen der Rechtsfähigkeit mit den
oben für die Sklaven dargeſtellten (§ 65), ſo findet ſich

Klagen zwiſchen ihnen iſt gera-
dezu ausgeſprochen in L. 4. 11
de jud. (5. 1.). L. 16 de furtis

(47. 2.).
(i) Ulpian. XX. § 10. „Filius
familiae testamentum facere non
potest, quoniam nihil suum ha-
bet, ut testari de eo possit.”

Dagegen hatte er testamenti-
factio,
denn er konnte Zeuge
bey der Mancipation, auch libri-
pens
und familiae emtor ſeyn:
ibid. § 3—6.
(k) L. 11 de fidejuss. (46. 1.).
L. 18 de Sc. Maced.
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[55/0069] §. 67. Einſchränkung der Rechtsfähigkeit. III. Familienabhängigkeit. daſſelbe, was oben für die Obligationen zwiſchen dem Herrn und ſeinem Sklaven beſtimmt worden iſt (§ 65). — In allen dieſen Regeln aber, welche die Fähigkeit oder Unfähigkeit zu obligatoriſchen Verhältniſſen betreffen, iſt ein Unterſchied zwiſchen dem Sohn und der Tochter in väterlicher Gewalt nicht zu behaupten, ſelbſt für das äl- tere Recht nicht. (Beylage V.) Die eben aufgeſtellten Regeln laſſen ſich in den einfa- chen Grundſatz zuſammen faſſen: das Kind kann über- haupt keine activen Vermögensrechte haben. Da aber das Erbrecht, ſeiner Natur und Beſtimmung nach nur der collective Ausdruck einer Geſammtheit von Vermögensrech- ten iſt (wenngleich in einzelnen Fällen eine Erbſchaft viel- leicht nur aus Schulden beſtehen mag), ſo folgt aus je- nem Grundſatz ferner, daß das Kind, obgleich es testa- mentifactio hat, dennoch kein Teſtament machen kann (i): ja noch mehr, daß es überhaupt unfähig iſt, irgend einen Erben zu haben (k). Vergleicht man die hier für die Kinder in väterlicher Gewalt dargeſtellten Gränzen der Rechtsfähigkeit mit den oben für die Sklaven dargeſtellten (§ 65), ſo findet ſich (h) (i) Ulpian. XX. § 10. „Filius familiae testamentum facere non potest, quoniam nihil suum ha- bet, ut testari de eo possit.” Dagegen hatte er testamenti- factio, denn er konnte Zeuge bey der Mancipation, auch libri- pens und familiae emtor ſeyn: ibid. § 3—6. (k) L. 11 de fidejuss. (46. 1.). L. 18 de Sc. Maced. (14. 6.). (h) Klagen zwiſchen ihnen iſt gera- dezu ausgeſprochen in L. 4. 11 de jud. (5. 1.). L. 16 de furtis (47. 2.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/69>, abgerufen am 28.11.2024.