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Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814.

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zu haben scheint 1). Gerade für diese Stelle wäre
ein Mann von Geist und Gelehrsamkeit sehr wün-
schenswerth gewesen, und es wäre interessant, wenn
man wenigstens nach einzelnen Proben vergleichen könn-
te, wie Schlosser die Aufgabe gelöst haben würde.
Vielleicht lag aber in dem Mechanismus des gan-
zen Geschäfts ein Grund, warum dieser Auftrag für
einen Mann von Bedeutung und Selbstständigkeit
nicht passend gewesen wäre.

Sieht man auf das Resultat, wie es vor uns
liegt, so ist ein bestimmtes Urtheil schwerer als bey
dem Code, weil die Verhandlungen, woraus dieses
Resultat hervorgegangen ist, nicht bekannt gemacht
sind. Auch scheint es, daß der Plan des Werks, so
wie der ganzen Rechtspflege, die darauf gegründet
werden sollte, nicht immer derselbe gewesen ist. Ur-
sprünglich hatte unläugbar Friedrich II. die Absicht,
daß das Gesetzbuch höchst einfach, populär und zu-
gleich materiell vollständig seyn sollte, so daß das
Geschäft des Richters in einer Art mechanischer An-

1) Simon S. 202. -- Von Volkmar existiren folgende
Schriften: 1) De condictionum indole. Hal. 1777. (Simon S. 200).
2) De intestatorum Atheniensium hereditatibus. Traj. ad Viad. 1778.
(Schott Critik. B. 10. S. 79). 3) Erörterung der Begriffe Erb-
schaft ex asse etc. Breslau 1780. (ib. S. 82). 4) Varia quae ad le-
ges Romuleas et magistratus pertinent. Vratislav.
1779. 8. 5) Ueber
ursprüngliche Menschenrechte. Breslau 1763 8. (Ersch Literatur
der Jurisprud. S. 272). Ich kenne davon nur die vierte, und
diese ist allerdings wenig bedeutend.

zu haben ſcheint 1). Gerade für dieſe Stelle wäre
ein Mann von Geiſt und Gelehrſamkeit ſehr wün-
ſchenswerth geweſen, und es wäre intereſſant, wenn
man wenigſtens nach einzelnen Proben vergleichen könn-
te, wie Schloſſer die Aufgabe gelöſt haben würde.
Vielleicht lag aber in dem Mechanismus des gan-
zen Geſchäfts ein Grund, warum dieſer Auftrag für
einen Mann von Bedeutung und Selbſtſtändigkeit
nicht paſſend geweſen wäre.

Sieht man auf das Reſultat, wie es vor uns
liegt, ſo iſt ein beſtimmtes Urtheil ſchwerer als bey
dem Code, weil die Verhandlungen, woraus dieſes
Reſultat hervorgegangen iſt, nicht bekannt gemacht
ſind. Auch ſcheint es, daß der Plan des Werks, ſo
wie der ganzen Rechtspflege, die darauf gegründet
werden ſollte, nicht immer derſelbe geweſen iſt. Ur-
ſprünglich hatte unläugbar Friedrich II. die Abſicht,
daß das Geſetzbuch höchſt einfach, populär und zu-
gleich materiell vollſtändig ſeyn ſollte, ſo daß das
Geſchäft des Richters in einer Art mechaniſcher An-

1) Simon S. 202. — Von Volkmar exiſtiren folgende
Schriften: 1) De condictionum indole. Hal. 1777. (Simon S. 200).
2) De intestatorum Atheniensium hereditatibus. Traj. ad Viad. 1778.
(Schott Critik. B. 10. S. 79). 3) Erörterung der Begriffe Erb-
ſchaft ex asse ꝛc. Breslau 1780. (ib. S. 82). 4) Varia quae ad le-
ges Romuleas et magistratus pertinent. Vratislav.
1779. 8. 5) Ueber
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dieſe iſt allerdings wenig bedeutend.
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[87/0097] zu haben ſcheint 1). Gerade für dieſe Stelle wäre ein Mann von Geiſt und Gelehrſamkeit ſehr wün- ſchenswerth geweſen, und es wäre intereſſant, wenn man wenigſtens nach einzelnen Proben vergleichen könn- te, wie Schloſſer die Aufgabe gelöſt haben würde. Vielleicht lag aber in dem Mechanismus des gan- zen Geſchäfts ein Grund, warum dieſer Auftrag für einen Mann von Bedeutung und Selbſtſtändigkeit nicht paſſend geweſen wäre. Sieht man auf das Reſultat, wie es vor uns liegt, ſo iſt ein beſtimmtes Urtheil ſchwerer als bey dem Code, weil die Verhandlungen, woraus dieſes Reſultat hervorgegangen iſt, nicht bekannt gemacht ſind. Auch ſcheint es, daß der Plan des Werks, ſo wie der ganzen Rechtspflege, die darauf gegründet werden ſollte, nicht immer derſelbe geweſen iſt. Ur- ſprünglich hatte unläugbar Friedrich II. die Abſicht, daß das Geſetzbuch höchſt einfach, populär und zu- gleich materiell vollſtändig ſeyn ſollte, ſo daß das Geſchäft des Richters in einer Art mechaniſcher An- 1) Simon S. 202. — Von Volkmar exiſtiren folgende Schriften: 1) De condictionum indole. Hal. 1777. (Simon S. 200). 2) De intestatorum Atheniensium hereditatibus. Traj. ad Viad. 1778. (Schott Critik. B. 10. S. 79). 3) Erörterung der Begriffe Erb- ſchaft ex asse ꝛc. Breslau 1780. (ib. S. 82). 4) Varia quae ad le- ges Romuleas et magistratus pertinent. Vratislav. 1779. 8. 5) Ueber urſprüngliche Menſchenrechte. Breslau 1763 8. (Erſch Literatur der Jurisprud. S. 272). Ich kenne davon nur die vierte, und dieſe iſt allerdings wenig bedeutend.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_gesetzgebung_1814/97>, abgerufen am 28.04.2024.