Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814.gestorben ist, und nur noch der Geschichte angehört. geſtorben iſt, und nur noch der Geſchichte angehört. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="118"/> geſtorben iſt, und nur noch der Geſchichte angehört.<lb/> Der Stoff aber der Rechtswiſſenſchaft, welcher auf<lb/> dieſe Weiſe behandelt werden ſoll, iſt für das ge-<lb/> meine Recht dreyfach, woraus ſich drey Haupttheile<lb/> unſrer Rechtswiſſenſchaft ergeben: Römiſches Recht,<lb/> Germaniſches Recht, und neuere Modifikationen bei-<lb/> der Rechte. Das Römiſche Recht hat, wie ſchon<lb/> oben bemerkt worden, außer ſeiner hiſtoriſchen Wich-<lb/> tigkeit noch den Vorzug, durch ſeine hohe Bildung<lb/> als Vorbild und Muſter unſrer wiſſenſchaftlichen Ar-<lb/> beiten dienen zu können. Dieſer Vorzug fehlt dem<lb/> Germaniſchen Rechte, aber es hat dafür einen an-<lb/> dern, welcher jenem nicht weicht. Es hangt nämlich<lb/> unmittelbar und volksmäßig mit uns zuſammen, und<lb/> dadurch, daß die meiſten urſprünglichen Formen wirk-<lb/> lich verſchwunden ſind, dürfen wir uns hierin nicht<lb/> irre machen laſſen. Denn der nationale Grund die-<lb/> ſer Formen, die Richtung woraus ſie hervor giengen,<lb/> überlebt die Formen ſelbſt, und es iſt nicht vorher<lb/> zu beſtimmen, wie viel von altgermaniſchen Einrich-<lb/> tungen, wie in Verfaſſung ſo im bürgerlichen Recht,<lb/> wieder erweckt werden kann. Freylich nicht dem<lb/> Buchſtaben, ſondern dem Geiſte nach, aber den ur-<lb/> ſprünglichen Geiſt lernt man nur kennen aus dem<lb/> alten Buchſtaben. Endlich die Modification beider<lb/> urſprünglichen Rechte iſt gleichfalls nicht zu vernach-<lb/> läſſigen. Auf dem langen Wege nämlich, welchen<lb/> jene urſprünglichen Rechte bis zu uns gehen mußten,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0128]
geſtorben iſt, und nur noch der Geſchichte angehört.
Der Stoff aber der Rechtswiſſenſchaft, welcher auf
dieſe Weiſe behandelt werden ſoll, iſt für das ge-
meine Recht dreyfach, woraus ſich drey Haupttheile
unſrer Rechtswiſſenſchaft ergeben: Römiſches Recht,
Germaniſches Recht, und neuere Modifikationen bei-
der Rechte. Das Römiſche Recht hat, wie ſchon
oben bemerkt worden, außer ſeiner hiſtoriſchen Wich-
tigkeit noch den Vorzug, durch ſeine hohe Bildung
als Vorbild und Muſter unſrer wiſſenſchaftlichen Ar-
beiten dienen zu können. Dieſer Vorzug fehlt dem
Germaniſchen Rechte, aber es hat dafür einen an-
dern, welcher jenem nicht weicht. Es hangt nämlich
unmittelbar und volksmäßig mit uns zuſammen, und
dadurch, daß die meiſten urſprünglichen Formen wirk-
lich verſchwunden ſind, dürfen wir uns hierin nicht
irre machen laſſen. Denn der nationale Grund die-
ſer Formen, die Richtung woraus ſie hervor giengen,
überlebt die Formen ſelbſt, und es iſt nicht vorher
zu beſtimmen, wie viel von altgermaniſchen Einrich-
tungen, wie in Verfaſſung ſo im bürgerlichen Recht,
wieder erweckt werden kann. Freylich nicht dem
Buchſtaben, ſondern dem Geiſte nach, aber den ur-
ſprünglichen Geiſt lernt man nur kennen aus dem
alten Buchſtaben. Endlich die Modification beider
urſprünglichen Rechte iſt gleichfalls nicht zu vernach-
läſſigen. Auf dem langen Wege nämlich, welchen
jene urſprünglichen Rechte bis zu uns gehen mußten,
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