Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814.ist es, den eigenen Werth desselben in frischer Anschauung Dasjenige also, wodurch nach dieser Ansicht das iſt es, den eigenen Werth deſſelben in friſcher Anſchauung Dasjenige alſo, wodurch nach dieſer Anſicht das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="117"/> iſt es, den eigenen Werth deſſelben in friſcher Anſchauung<lb/> gegenwärtig erhalten, und ſich ſo vor der Einſeitig-<lb/> keit der Gegenwart bewahren, welches allerdings<lb/> möglich und heilſam iſt. Wenn überhaupt die<lb/> Geſchichte auch im Jünglingsalter der Völker eine<lb/> edle Lehrerin iſt, ſo hat ſie in Zeitaltern, wie<lb/> das unſrige, noch ein anderes und heiligeres Amt.<lb/> Denn nur durch ſie kann der lebendige Zuſammen-<lb/> hang mit den urſprünglichen Zuſtänden der Völker<lb/> erhalten werden, und der Verluſt dieſes Zuſammen-<lb/> hangs muß jedem Volk den beſten Theil ſeines gei-<lb/> ſtigen Lebens entziehen.</p><lb/> <p>Dasjenige alſo, wodurch nach dieſer Anſicht das<lb/> gemeine Recht und die Landesrechte als Rechtsquel-<lb/> len wahrhaft brauchbar und tadellos werden ſollen,<lb/> iſt die ſtrenge hiſtoriſche Methode der Rechtswiſſen-<lb/> ſchaft. Der Charakter derſelben beſteht nicht, wie<lb/> einige neuere Gegner unbegreiflicherweiſe geſagt ha-<lb/> ben, in ausſchließender Anpreiſung des Römiſchen<lb/> Rechts: auch nicht darin, daß ſie die unbedingte<lb/> Beybehaltung irgend eines gegebenen Stoffs ver-<lb/> langte, was ſie vielmehr gerade verhüten will, wie<lb/> ſich dieſes oben bey der Beurtheilung des Oeſterrei-<lb/> chiſchen Geſetzbuchs gezeigt hat. Ihr Beſtreben geht viel-<lb/> mehr dahin, jeden gegebenen Stoff bis zu ſeiner Wurzel<lb/> zu verfolgen, und ſo ſein organiſches Princip zu ent-<lb/> decken, wodurch ſich von ſelbſt das, was noch Leben<lb/> hat, von demjenigen abſondern muß, was ſchon ab-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [117/0127]
iſt es, den eigenen Werth deſſelben in friſcher Anſchauung
gegenwärtig erhalten, und ſich ſo vor der Einſeitig-
keit der Gegenwart bewahren, welches allerdings
möglich und heilſam iſt. Wenn überhaupt die
Geſchichte auch im Jünglingsalter der Völker eine
edle Lehrerin iſt, ſo hat ſie in Zeitaltern, wie
das unſrige, noch ein anderes und heiligeres Amt.
Denn nur durch ſie kann der lebendige Zuſammen-
hang mit den urſprünglichen Zuſtänden der Völker
erhalten werden, und der Verluſt dieſes Zuſammen-
hangs muß jedem Volk den beſten Theil ſeines gei-
ſtigen Lebens entziehen.
Dasjenige alſo, wodurch nach dieſer Anſicht das
gemeine Recht und die Landesrechte als Rechtsquel-
len wahrhaft brauchbar und tadellos werden ſollen,
iſt die ſtrenge hiſtoriſche Methode der Rechtswiſſen-
ſchaft. Der Charakter derſelben beſteht nicht, wie
einige neuere Gegner unbegreiflicherweiſe geſagt ha-
ben, in ausſchließender Anpreiſung des Römiſchen
Rechts: auch nicht darin, daß ſie die unbedingte
Beybehaltung irgend eines gegebenen Stoffs ver-
langte, was ſie vielmehr gerade verhüten will, wie
ſich dieſes oben bey der Beurtheilung des Oeſterrei-
chiſchen Geſetzbuchs gezeigt hat. Ihr Beſtreben geht viel-
mehr dahin, jeden gegebenen Stoff bis zu ſeiner Wurzel
zu verfolgen, und ſo ſein organiſches Princip zu ent-
decken, wodurch ſich von ſelbſt das, was noch Leben
hat, von demjenigen abſondern muß, was ſchon ab-
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