bunden hat, noch greiflicher weisen will, in wel- chen Jammer und Unglückseligkeit Sie sich stür- tzen, wenn Sie ferner ein elender Sclave von dieser Lustseuche bleiben wolten.
I.
1) Schluß- folge.
Sie ruiniren Jhr Gedächtniß (kraft des 4ten und 5ten Lehrsatzes). Denn weil li- quor seminalis mit dem fluido nerveo von fast gleicher Art, aus ähnlicher Materie, und auf ei- nerley Weise präpariret wird; über dem vom fluido nerveo zu dessen Bereitung und Excre- tion eine merckliche portion hinzukommt; aber unleugbar ist, daß die Kräfte des Gedächtnis- ses nach der Qualität und Quantität des fluidi nervei im Gehirn proportioniret und abgemes- sen sind: so muß ja nothwendig auf die Ver- schwendung des Samens, folgends der Lebens- geister, auch eine grosse Abnahme des Gedächt- nisses, und anderer davon dependirenden Ver- richtungen der Seele folgen. Daher auch viele von den alten Philosophen nicht einmal heira- then wolten, um ihres Gehirns und Verstandes Kräfte nicht zu schwächen. Oder haben sie es nicht irgend auch schon (ach daß Sie doch dar- auf gemercket hätten!) observiret, was sonst sol- che Weichlinge zu späte vor den Medicis bekannt haben, sie hätten öfters nach der Befleckung ei- ne grosse Mattigkeit, Trägheit, Unordnung und Schwäche im Kopfe, und den gantzen Rückgrad hinunter Schmertzen empfunden; daß sie auch manchmal gedacht haben, der Same müsse aus dem Haupt durch den Rückgrad hinunter kom- men, wo sich das Gehirn durch die medullam
ob-
Anatomiſch-Mediciniſche
bunden hat, noch greiflicher weiſen will, in wel- chen Jammer und Ungluͤckſeligkeit Sie ſich ſtuͤr- tzen, wenn Sie ferner ein elender Sclave von dieſer Luſtſeuche bleiben wolten.
I.
1) Schluß- folge.
Sie ruiniren Jhr Gedaͤchtniß (kraft des 4ten und 5ten Lehrſatzes). Denn weil li- quor ſeminalis mit dem fluido nerveo von faſt gleicher Art, aus aͤhnlicher Materie, und auf ei- nerley Weiſe praͤpariret wird; uͤber dem vom fluido nerveo zu deſſen Bereitung und Excre- tion eine merckliche portion hinzukommt; aber unleugbar iſt, daß die Kraͤfte des Gedaͤchtniſ- ſes nach der Qualitaͤt und Quantitaͤt des fluidi nervei im Gehirn proportioniret und abgemeſ- ſen ſind: ſo muß ja nothwendig auf die Ver- ſchwendung des Samens, folgends der Lebens- geiſter, auch eine groſſe Abnahme des Gedaͤcht- niſſes, und anderer davon dependirenden Ver- richtungen der Seele folgen. Daher auch viele von den alten Philoſophen nicht einmal heira- then wolten, um ihres Gehirns und Verſtandes Kraͤfte nicht zu ſchwaͤchen. Oder haben ſie es nicht irgend auch ſchon (ach daß Sie doch dar- auf gemercket haͤtten!) obſerviret, was ſonſt ſol- che Weichlinge zu ſpaͤte vor den Medicis bekannt haben, ſie haͤtten oͤfters nach der Befleckung ei- ne groſſe Mattigkeit, Traͤgheit, Unordnung und Schwaͤche im Kopfe, und den gantzen Ruͤckgrad hinunter Schmertzen empfunden; daß ſie auch manchmal gedacht haben, der Same muͤſſe aus dem Haupt durch den Ruͤckgrad hinunter kom- men, wo ſich das Gehirn durch die medullam
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Anatomiſch-Mediciniſche
bunden hat, noch greiflicher weiſen will, in wel-
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tzen, wenn Sie ferner ein elender Sclave von
dieſer Luſtſeuche bleiben wolten.
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Sie ruiniren Jhr Gedaͤchtniß (kraft
des 4ten und 5ten Lehrſatzes). Denn weil li-
quor ſeminalis mit dem fluido nerveo von faſt
gleicher Art, aus aͤhnlicher Materie, und auf ei-
nerley Weiſe praͤpariret wird; uͤber dem vom
fluido nerveo zu deſſen Bereitung und Excre-
tion eine merckliche portion hinzukommt; aber
unleugbar iſt, daß die Kraͤfte des Gedaͤchtniſ-
ſes nach der Qualitaͤt und Quantitaͤt des fluidi
nervei im Gehirn proportioniret und abgemeſ-
ſen ſind: ſo muß ja nothwendig auf die Ver-
ſchwendung des Samens, folgends der Lebens-
geiſter, auch eine groſſe Abnahme des Gedaͤcht-
niſſes, und anderer davon dependirenden Ver-
richtungen der Seele folgen. Daher auch viele
von den alten Philoſophen nicht einmal heira-
then wolten, um ihres Gehirns und Verſtandes
Kraͤfte nicht zu ſchwaͤchen. Oder haben ſie es
nicht irgend auch ſchon (ach daß Sie doch dar-
auf gemercket haͤtten!) obſerviret, was ſonſt ſol-
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haben, ſie haͤtten oͤfters nach der Befleckung ei-
ne groſſe Mattigkeit, Traͤgheit, Unordnung und
Schwaͤche im Kopfe, und den gantzen Ruͤckgrad
hinunter Schmertzen empfunden; daß ſie auch
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/84>, abgerufen am 27.11.2024.
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