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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Anatomisch-Medicinische
Erweis.

WAs in der gantzen Welt observiret wer-
den kann, und durch stetswährende
Erfahrung bestättiget wird, darf man
nicht erst weitläuftig erweisen. Jst es doch in
a)den Pflantzen auch also. Je schönere, völlere,
besser colorirte und lebhaftere Nelcken, Primuln,
Auriculn oder andere Blumen man haben will:
je länger müssen ihre Samentäschchen, jede
nach ihrer Art und Zeit, stehen bleiben, und an
der Sonnen zur völligen Reiffe kommen. Wem
ist unbekant, daß, wenn man die Blumen zu
starck zum Wachsthum treibet, sie zwar voll
werden: aber keine Frucht noch fruchtbaren
Samen mehr geben, wenigstens ihn nicht zur
Reiffe bringen? Zum Exempel: eine volle Gra-
natblüte wird nie keine Aepffel; Rosen nie keine
Haynbutten geben, die doch aus einfachen Blu-
men allerdings werden. Wer weiß nicht, daß
b)die Kinder, so von Eheleuten, die nicht
ihr völliges Alter haben, oder in hohem
Alter, oder bey zu öfterer Verschwen-
dung des Samens, oder in Truncken-
heit, oder bey kräncklichem und ge-
schwächten Leibe erzeuget werden, gantz
weichlich, allezeit kräncklich, miserabel
und in continuirlicher Gefahr des To-
des sind?
Der Same muß aber unreiff, wässe-
rig und nicht legitim seyn, wo er verschwendet
wird, immassen er ja nicht Zeit bekommt zu sei-
ner rechten Kraft und Reiffe zu gelangen; und
muß noch dazu öfters aus den Hefen des schon
befleckten Geblütes elaboriret werden. Ueber-

dis
Anatomiſch-Mediciniſche
Erweis.

WAs in der gantzen Welt obſerviret wer-
den kann, und durch ſtetswaͤhrende
Erfahrung beſtaͤttiget wird, darf man
nicht erſt weitlaͤuftig erweiſen. Jſt es doch in
a)den Pflantzen auch alſo. Je ſchoͤnere, voͤllere,
beſſer colorirte und lebhaftere Nelcken, Primuln,
Auriculn oder andere Blumen man haben will:
je laͤnger muͤſſen ihre Samentaͤſchchen, jede
nach ihrer Art und Zeit, ſtehen bleiben, und an
der Sonnen zur voͤlligen Reiffe kommen. Wem
iſt unbekant, daß, wenn man die Blumen zu
ſtarck zum Wachsthum treibet, ſie zwar voll
werden: aber keine Frucht noch fruchtbaren
Samen mehr geben, wenigſtens ihn nicht zur
Reiffe bringen? Zum Exempel: eine volle Gra-
natbluͤte wird nie keine Aepffel; Roſen nie keine
Haynbutten geben, die doch aus einfachen Blu-
men allerdings werden. Wer weiß nicht, daß
b)die Kinder, ſo von Eheleuten, die nicht
ihr voͤlliges Alter haben, oder in hohem
Alter, oder bey zu oͤfterer Verſchwen-
dung des Samens, oder in Truncken-
heit, oder bey kraͤncklichem und ge-
ſchwaͤchten Leibe erzeuget werden, gantz
weichlich, allezeit kraͤncklich, miſerabel
und in continuirlicher Gefahr des To-
des ſind?
Der Same muß aber unreiff, waͤſſe-
rig und nicht legitim ſeyn, wo er verſchwendet
wird, immaſſen er ja nicht Zeit bekommt zu ſei-
ner rechten Kraft und Reiffe zu gelangen; und
muß noch dazu oͤfters aus den Hefen des ſchon
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[62/0082] Anatomiſch-Mediciniſche WAs in der gantzen Welt obſerviret wer- den kann, und durch ſtetswaͤhrende Erfahrung beſtaͤttiget wird, darf man nicht erſt weitlaͤuftig erweiſen. Jſt es doch in den Pflantzen auch alſo. Je ſchoͤnere, voͤllere, beſſer colorirte und lebhaftere Nelcken, Primuln, Auriculn oder andere Blumen man haben will: je laͤnger muͤſſen ihre Samentaͤſchchen, jede nach ihrer Art und Zeit, ſtehen bleiben, und an der Sonnen zur voͤlligen Reiffe kommen. Wem iſt unbekant, daß, wenn man die Blumen zu ſtarck zum Wachsthum treibet, ſie zwar voll werden: aber keine Frucht noch fruchtbaren Samen mehr geben, wenigſtens ihn nicht zur Reiffe bringen? Zum Exempel: eine volle Gra- natbluͤte wird nie keine Aepffel; Roſen nie keine Haynbutten geben, die doch aus einfachen Blu- men allerdings werden. Wer weiß nicht, daß die Kinder, ſo von Eheleuten, die nicht ihr voͤlliges Alter haben, oder in hohem Alter, oder bey zu oͤfterer Verſchwen- dung des Samens, oder in Truncken- heit, oder bey kraͤncklichem und ge- ſchwaͤchten Leibe erzeuget werden, gantz weichlich, allezeit kraͤncklich, miſerabel und in continuirlicher Gefahr des To- des ſind? Der Same muß aber unreiff, waͤſſe- rig und nicht legitim ſeyn, wo er verſchwendet wird, immaſſen er ja nicht Zeit bekommt zu ſei- ner rechten Kraft und Reiffe zu gelangen; und muß noch dazu oͤfters aus den Hefen des ſchon befleckten Gebluͤtes elaboriret werden. Ueber- dis a) b)

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/82>, abgerufen am 27.11.2024.