stes gar ein lauteres einfältiges Wesen, wie der Himmel, wanns klar ist: wo aber dieses nicht ge- achtet und tieff respectiret wird, da heget man so viele Nebenabsichten, weichet alleweil von der Bahn der Heiligkeit neben aus, und gehet nicht den kürtzesten und geradesten Weg zu GOtt. Die vielen Sprossen stehlen so viel Safts hinweg, daß die Trauben der Keuschheit und aller Gnadenwir- ckungen nicht so süsse und vollkommen werden. Jch rede hier nicht von den luaen und Heuchlern, die GOTT und die Welt zusammen vereinigen, und beyde haben wollen, und JESUM mit ver- rauchtem Eßig träncken, auch den unkeuschen Fantaseyen öfters wiederum aufwarten und nach- hengen: dann an solchen ungeordneten Menschen hat Christus einen Eckel, Offenb. 3, 16. und sol- che haben kein Christenthum: sondern ich rede von den leichtsinnigen ausschweiffenden Gedancken, die uns aufhalten von JEsu redlicher Nachfolge, 2 Cor. 11, 3. die David hassete. Psalm 119, 104. 113, 128. Es läßt sich nicht schertzen mit dieser grausamen Natter der Unkeuschheit, noch ihr hier- in oder darin nachgeben und flattiren: die Seele muß ihr recht entrissen seyn, und sie auf ihren er- sten Anbiß ins Feuer der Vertilgung schlenckern.
7.) Wirst du inzwischen übereilet und hinter- schlichen, also, daß du fallest, und dich von dem steiffen Vorsatz göttlich und heilig zu leben, und von dem schmalen Weg, der zum Leben führet, verir- rest: so must du 1) dich aufs neue demüthigen, und mit schmertzlichem Leiden erkennen und gestehen, daß dein Hertz noch nicht rein sey; derowegen zu GOtt desto dürstiger fliehen durch JEsum Chri- stum, daß er ein neu und rein Hertz in dir schaffe, und daß JEsus Christus doch den himmlischen Va-
ter
Anhang zum dritten Theil,
ſtes gar ein lauteres einfaͤltiges Weſen, wie der Himmel, wanns klar iſt: wo aber dieſes nicht ge- achtet und tieff reſpectiret wird, da heget man ſo viele Nebenabſichten, weichet alleweil von der Bahn der Heiligkeit neben aus, und gehet nicht den kuͤrtzeſten und geradeſten Weg zu GOtt. Die vielen Sproſſen ſtehlen ſo viel Safts hinweg, daß die Trauben der Keuſchheit und aller Gnadenwir- ckungen nicht ſo ſuͤſſe und vollkommen werden. Jch rede hier nicht von den luaen und Heuchlern, die GOTT und die Welt zuſammen vereinigen, und beyde haben wollen, und JESUM mit ver- rauchtem Eßig traͤncken, auch den unkeuſchen Fantaſeyen oͤfters wiederum aufwarten und nach- hengen: dann an ſolchen ungeordneten Menſchen hat Chriſtus einen Eckel, Offenb. 3, 16. und ſol- che haben kein Chriſtenthum: ſondern ich rede von den leichtſinnigen ausſchweiffenden Gedancken, die uns aufhalten von JEſu redlicher Nachfolge, 2 Cor. 11, 3. die David haſſete. Pſalm 119, 104. 113, 128. Es laͤßt ſich nicht ſchertzen mit dieſer grauſamen Natter der Unkeuſchheit, noch ihr hier- in oder darin nachgeben und flattiren: die Seele muß ihr recht entriſſen ſeyn, und ſie auf ihren er- ſten Anbiß ins Feuer der Vertilgung ſchlenckern.
7.) Wirſt du inzwiſchen uͤbereilet und hinter- ſchlichen, alſo, daß du falleſt, und dich von dem ſteiffen Vorſatz goͤttlich und heilig zu leben, und von dem ſchmalen Weg, der zum Leben fuͤhret, verir- reſt: ſo muſt du 1) dich aufs neue demuͤthigen, und mit ſchmertzlichem Leiden erkennen und geſtehen, daß dein Hertz noch nicht rein ſey; derowegen zu GOtt deſto duͤrſtiger fliehen durch JEſum Chri- ſtum, daß er ein neu und rein Hertz in dir ſchaffe, und daß JEſus Chriſtus doch den himmliſchen Va-
ter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0770"n="750"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>ſtes gar ein lauteres einfaͤltiges Weſen, wie der<lb/>
Himmel, wanns klar iſt: wo aber dieſes nicht ge-<lb/>
achtet und tieff reſpectiret wird, da heget man ſo<lb/>
viele Nebenabſichten, weichet alleweil von der<lb/>
Bahn der Heiligkeit neben aus, und gehet nicht<lb/>
den kuͤrtzeſten und geradeſten Weg zu GOtt. Die<lb/>
vielen Sproſſen ſtehlen ſo viel Safts hinweg, daß<lb/>
die Trauben der Keuſchheit und aller Gnadenwir-<lb/>
ckungen nicht ſo ſuͤſſe und vollkommen werden. Jch<lb/>
rede hier nicht von den luaen und Heuchlern, die<lb/>
GOTT und die Welt zuſammen vereinigen, und<lb/>
beyde haben wollen, und JESUM mit ver-<lb/>
rauchtem Eßig traͤncken, auch den unkeuſchen<lb/>
Fantaſeyen oͤfters wiederum aufwarten und nach-<lb/>
hengen: dann an ſolchen ungeordneten Menſchen<lb/>
hat Chriſtus einen Eckel, Offenb. 3, 16. und ſol-<lb/>
che haben kein Chriſtenthum: ſondern ich rede von<lb/>
den leichtſinnigen ausſchweiffenden Gedancken,<lb/>
die uns aufhalten von JEſu redlicher Nachfolge,<lb/>
2 Cor. 11, 3. die David haſſete. Pſalm 119, 104.<lb/>
113, 128. Es laͤßt ſich nicht ſchertzen mit dieſer<lb/>
grauſamen Natter der Unkeuſchheit, noch ihr hier-<lb/>
in oder darin nachgeben und flattiren: die Seele<lb/>
muß ihr recht entriſſen ſeyn, und ſie auf ihren er-<lb/>ſten Anbiß ins Feuer der Vertilgung ſchlenckern.</p><lb/><p>7.) Wirſt du inzwiſchen uͤbereilet und hinter-<lb/>ſchlichen, alſo, daß du falleſt, und dich von dem<lb/>ſteiffen Vorſatz goͤttlich und heilig zu leben, und von<lb/>
dem ſchmalen Weg, der zum Leben fuͤhret, verir-<lb/>
reſt: ſo muſt du 1) dich aufs neue demuͤthigen, und<lb/>
mit ſchmertzlichem Leiden erkennen und geſtehen,<lb/>
daß dein Hertz noch nicht rein ſey; derowegen zu<lb/>
GOtt deſto duͤrſtiger fliehen durch JEſum Chri-<lb/>ſtum, daß er ein neu und rein Hertz in dir ſchaffe,<lb/>
und daß JEſus Chriſtus doch den himmliſchen Va-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ter</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[750/0770]
Anhang zum dritten Theil,
ſtes gar ein lauteres einfaͤltiges Weſen, wie der
Himmel, wanns klar iſt: wo aber dieſes nicht ge-
achtet und tieff reſpectiret wird, da heget man ſo
viele Nebenabſichten, weichet alleweil von der
Bahn der Heiligkeit neben aus, und gehet nicht
den kuͤrtzeſten und geradeſten Weg zu GOtt. Die
vielen Sproſſen ſtehlen ſo viel Safts hinweg, daß
die Trauben der Keuſchheit und aller Gnadenwir-
ckungen nicht ſo ſuͤſſe und vollkommen werden. Jch
rede hier nicht von den luaen und Heuchlern, die
GOTT und die Welt zuſammen vereinigen, und
beyde haben wollen, und JESUM mit ver-
rauchtem Eßig traͤncken, auch den unkeuſchen
Fantaſeyen oͤfters wiederum aufwarten und nach-
hengen: dann an ſolchen ungeordneten Menſchen
hat Chriſtus einen Eckel, Offenb. 3, 16. und ſol-
che haben kein Chriſtenthum: ſondern ich rede von
den leichtſinnigen ausſchweiffenden Gedancken,
die uns aufhalten von JEſu redlicher Nachfolge,
2 Cor. 11, 3. die David haſſete. Pſalm 119, 104.
113, 128. Es laͤßt ſich nicht ſchertzen mit dieſer
grauſamen Natter der Unkeuſchheit, noch ihr hier-
in oder darin nachgeben und flattiren: die Seele
muß ihr recht entriſſen ſeyn, und ſie auf ihren er-
ſten Anbiß ins Feuer der Vertilgung ſchlenckern.
7.) Wirſt du inzwiſchen uͤbereilet und hinter-
ſchlichen, alſo, daß du falleſt, und dich von dem
ſteiffen Vorſatz goͤttlich und heilig zu leben, und von
dem ſchmalen Weg, der zum Leben fuͤhret, verir-
reſt: ſo muſt du 1) dich aufs neue demuͤthigen, und
mit ſchmertzlichem Leiden erkennen und geſtehen,
daß dein Hertz noch nicht rein ſey; derowegen zu
GOtt deſto duͤrſtiger fliehen durch JEſum Chri-
ſtum, daß er ein neu und rein Hertz in dir ſchaffe,
und daß JEſus Chriſtus doch den himmliſchen Va-
ter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/770>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.