Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)

"sehung des Leibes, in welchem er zubereitet
"wird, redet, und solchen in Ansehung der sicht-
"baren Wirckungen, die er über den Leib hat, be-
"trachtet; so kömmt er ohne Zweifel auf die
"Meinung von dessen umlauffenden Bewegung.
"Jch will dessen Worte gantz hieher setzen, denn
"sie sind werth, gelesen zu werden. Niemand
zweifelt daran, daß wir unsern Ursprung
dem Saamen zu dancken haben, und daß,
indem er uns in andre Wesen verwandelt
die uns sehr gleich sind, er uns gleichsam
unsterblich machet. Allein, es ist viel
schwerer, den Nutzen auszuspüren und zu
wissen, den er bey dem Cörper selbst hat, in
welchem er hervor gebracht wird. Und
dennoch sehen wir, daß er uns einen gewis-
sen Grad der Vollkommenheit, Stärcke und
Munterkeit giebet; weil Verschnittene, Wei-
bespersonen, und diejenigen, welche durch
übermäßige Venuslust entkräfftet sind, wie
Kinder gantz feige und unvollkommen zu
seyn pflegen. Aus eben dieser Ursache brin-
get derselbe einen Bart herfür, und verur-
sachet eine gröbere und männliche Stimme.
Gleichwie nun zwischen einem Verschnitte-
nen und einem andern Manne sich kein an-
derer Unterscheid befindet, als der sich auf
die Hervorbringung dieser Feuchtigkeit be-1)
ziehet: so ist sehr wahrscheinlich, daß eben
diese in die Massa des Geblüts zurückkehren-
de Feuchtigkeit die Ursache solcher merck-
würdigen Wirckungen ist.

"Dieses sind die Worte und Beweisthümer
"dieses Autoris, welchen ich zu Bekräftigung die-
"ser Meinung meine eignen Ursachen beyfügen
"will. Die erste und wichtigste ist die Kleinig-2)
"keit der Saamensäckgen (heissen sonst vesiculae
"seminales), und der unaufhörliche und tägliche

"zu-

I. Th. Betracht. der Unreinigk. D

Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)

„ſehung des Leibes, in welchem er zubereitet
„wird, redet, und ſolchen in Anſehung der ſicht-
„baren Wirckungen, die er uͤber den Leib hat, be-
„trachtet; ſo koͤmmt er ohne Zweifel auf die
„Meinung von deſſen umlauffenden Bewegung.
„Jch will deſſen Worte gantz hieher ſetzen, denn
„ſie ſind werth, geleſen zu werden. Niemand
zweifelt daran, daß wir unſern Urſprung
dem Saamen zu dancken haben, und daß,
indem er uns in andre Weſen verwandelt
die uns ſehr gleich ſind, er uns gleichſam
unſterblich machet. Allein, es iſt viel
ſchwerer, den Nutzen auszuſpuͤren und zu
wiſſen, den er bey dem Coͤrper ſelbſt hat, in
welchem er hervor gebracht wird. Und
dennoch ſehen wir, daß er uns einen gewiſ-
ſen Grad der Vollkommenheit, Staͤrcke und
Munterkeit giebet; weil Verſchnittene, Wei-
besperſonen, und diejenigen, welche durch
uͤbermaͤßige Venusluſt entkraͤfftet ſind, wie
Kinder gantz feige und unvollkommen zu
ſeyn pflegen. Aus eben dieſer Urſache brin-
get derſelbe einen Bart herfuͤr, und verur-
ſachet eine groͤbere und maͤnnliche Stimme.
Gleichwie nun zwiſchen einem Verſchnitte-
nen und einem andern Manne ſich kein an-
derer Unterſcheid befindet, als der ſich auf
die Hervorbringung dieſer Feuchtigkeit be-1)
ziehet: ſo iſt ſehr wahrſcheinlich, daß eben
dieſe in die Maſſa des Gebluͤts zuruͤckkehren-
de Feuchtigkeit die Urſache ſolcher merck-
wuͤrdigen Wirckungen iſt.

„Dieſes ſind die Worte und Beweisthuͤmer
„dieſes Autoris, welchen ich zu Bekraͤftigung die-
„ſer Meinung meine eignen Urſachen beyfuͤgen
„will. Die erſte und wichtigſte iſt die Kleinig-2)
„keit der Saamenſaͤckgen (heiſſen ſonſt veſiculæ
„ſeminales), und der unaufhoͤrliche und taͤgliche

„zu-

I. Th. Betracht. der Unreinigk. D

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0069" n="49"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Betracht. der Unreinigkeit.</hi> (<hi rendition="#aq">I.</hi> Th.)</fw><lb/>
&#x201E;&#x017F;ehung des Leibes, in welchem er zubereitet<lb/>
&#x201E;wird, redet, und &#x017F;olchen in An&#x017F;ehung der &#x017F;icht-<lb/>
&#x201E;baren Wirckungen, die er u&#x0364;ber den Leib hat, be-<lb/>
&#x201E;trachtet; &#x017F;o ko&#x0364;mmt er ohne Zweifel auf die<lb/>
&#x201E;Meinung von de&#x017F;&#x017F;en umlauffenden Bewegung.<lb/>
&#x201E;Jch will de&#x017F;&#x017F;en Worte gantz hieher &#x017F;etzen, denn<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie &#x017F;ind werth, gele&#x017F;en zu werden. <hi rendition="#fr">Niemand<lb/>
zweifelt daran, daß wir un&#x017F;ern Ur&#x017F;prung<lb/>
dem Saamen zu dancken haben, und daß,<lb/>
indem er uns in andre We&#x017F;en verwandelt<lb/>
die uns &#x017F;ehr gleich &#x017F;ind, er uns gleich&#x017F;am<lb/>
un&#x017F;terblich machet. Allein, es i&#x017F;t viel<lb/>
&#x017F;chwerer, den Nutzen auszu&#x017F;pu&#x0364;ren und zu<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, den er bey dem Co&#x0364;rper &#x017F;elb&#x017F;t hat, in<lb/>
welchem er hervor gebracht wird. Und<lb/>
dennoch &#x017F;ehen wir, daß er uns einen gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Grad der Vollkommenheit, Sta&#x0364;rcke und<lb/>
Munterkeit giebet; weil Ver&#x017F;chnittene, Wei-<lb/>
besper&#x017F;onen, und diejenigen, welche durch<lb/>
u&#x0364;berma&#x0364;ßige</hi> <hi rendition="#aq">Venus</hi><hi rendition="#fr">lu&#x017F;t entkra&#x0364;fftet &#x017F;ind, wie<lb/>
Kinder gantz feige und unvollkommen zu<lb/>
&#x017F;eyn pflegen. Aus eben die&#x017F;er Ur&#x017F;ache brin-<lb/>
get der&#x017F;elbe einen Bart herfu&#x0364;r, und verur-<lb/>
&#x017F;achet eine gro&#x0364;bere und ma&#x0364;nnliche Stimme.<lb/>
Gleichwie nun zwi&#x017F;chen einem Ver&#x017F;chnitte-<lb/>
nen und einem andern Manne &#x017F;ich kein an-<lb/>
derer Unter&#x017F;cheid befindet, als der &#x017F;ich auf<lb/>
die Hervorbringung die&#x017F;er Feuchtigkeit be-</hi><note place="right">1)</note><lb/><hi rendition="#fr">ziehet: &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinlich, daß eben<lb/>
die&#x017F;e in die Ma&#x017F;&#x017F;a des Geblu&#x0364;ts zuru&#x0364;ckkehren-<lb/>
de Feuchtigkeit die Ur&#x017F;ache &#x017F;olcher merck-<lb/>
wu&#x0364;rdigen Wirckungen i&#x017F;t.</hi></p><lb/>
          <p>&#x201E;Die&#x017F;es &#x017F;ind die Worte und Beweisthu&#x0364;mer<lb/>
&#x201E;die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Autoris,</hi> welchen ich zu Bekra&#x0364;ftigung die-<lb/>
&#x201E;&#x017F;er Meinung meine eignen Ur&#x017F;achen beyfu&#x0364;gen<lb/>
&#x201E;will. Die er&#x017F;te und wichtig&#x017F;te i&#x017F;t die Kleinig-<note place="right">2)</note><lb/>
&#x201E;keit der Saamen&#x017F;a&#x0364;ckgen (hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#aq">ve&#x017F;iculæ<lb/>
&#x201E;&#x017F;eminales</hi>), und der unaufho&#x0364;rliche und ta&#x0364;gliche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">I.</hi> Th. Betracht. der Unreinigk. D</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;zu-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[49/0069] Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.) „ſehung des Leibes, in welchem er zubereitet „wird, redet, und ſolchen in Anſehung der ſicht- „baren Wirckungen, die er uͤber den Leib hat, be- „trachtet; ſo koͤmmt er ohne Zweifel auf die „Meinung von deſſen umlauffenden Bewegung. „Jch will deſſen Worte gantz hieher ſetzen, denn „ſie ſind werth, geleſen zu werden. Niemand zweifelt daran, daß wir unſern Urſprung dem Saamen zu dancken haben, und daß, indem er uns in andre Weſen verwandelt die uns ſehr gleich ſind, er uns gleichſam unſterblich machet. Allein, es iſt viel ſchwerer, den Nutzen auszuſpuͤren und zu wiſſen, den er bey dem Coͤrper ſelbſt hat, in welchem er hervor gebracht wird. Und dennoch ſehen wir, daß er uns einen gewiſ- ſen Grad der Vollkommenheit, Staͤrcke und Munterkeit giebet; weil Verſchnittene, Wei- besperſonen, und diejenigen, welche durch uͤbermaͤßige Venusluſt entkraͤfftet ſind, wie Kinder gantz feige und unvollkommen zu ſeyn pflegen. Aus eben dieſer Urſache brin- get derſelbe einen Bart herfuͤr, und verur- ſachet eine groͤbere und maͤnnliche Stimme. Gleichwie nun zwiſchen einem Verſchnitte- nen und einem andern Manne ſich kein an- derer Unterſcheid befindet, als der ſich auf die Hervorbringung dieſer Feuchtigkeit be- ziehet: ſo iſt ſehr wahrſcheinlich, daß eben dieſe in die Maſſa des Gebluͤts zuruͤckkehren- de Feuchtigkeit die Urſache ſolcher merck- wuͤrdigen Wirckungen iſt. 1) „Dieſes ſind die Worte und Beweisthuͤmer „dieſes Autoris, welchen ich zu Bekraͤftigung die- „ſer Meinung meine eignen Urſachen beyfuͤgen „will. Die erſte und wichtigſte iſt die Kleinig- „keit der Saamenſaͤckgen (heiſſen ſonſt veſiculæ „ſeminales), und der unaufhoͤrliche und taͤgliche „zu- 2) I. Th. Betracht. der Unreinigk. D

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/69
Zitationshilfe:	Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/69>, abgerufen am 07.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.