durch den Jordan hindurch gewatet. Niemand gehöret zum heiligen Volck und zum königlichen Priesterthum, er sey dann versetzt aus der Fin- sterniß ins wunderbare Licht des HErrn, 1 Petr. 2, 9. Wie die Geburt ist, so ist auch das Leben; wie der Stand, so die Handlungen und Verrich- tungen; und nachdem das Geblüt und Stamm, es sey nun Königlich oder Göttlich, nach dem sind auch die Neigungen. Wer hierauf nicht acht hat, wird von seiner Unart niemals frey.
Ein erstaunlich Exempel haben wir an Noa, der durch sein stetes anhangen an GOtt und durch unabläßigen Wandel mit GOtt seine Jungfrau- schafft 500. Jahr lang heiliglich bewahret hat; zu einer Zeit, da alles in fleischlichen Wollüsten er- soffen war, und man fast von nichts hörete als von Heirathen und Hochzeiten: und es scheint, er sey auf göttlichen Befehl in Ehestand getreten, erst nachdem er schon 20. Jahr lang vom Ende der Welt gepredigt hatte; da ihm zugleich mit ge- offenbaret worden, daß er der Vater einer neuen Welt seyn solle. O wol eine güldene Zeit, da so viele majestätische Patriarchen voll Weißheit und heiligen Geistes mit einander lebten, von Adam biß auf Lamech. Dieser letzte, als der 9te Pa- triarch, hat noch 56. Jahr mit Adam gelebt; und wo dieser heiligen GOttes Männer ihr Lebens- lauff aufgeschrieben wäre, so wären wir gegen ih- nen zu rechnen als wie geringe Nachtlichtlein ge- gen die hellfunckelnden Sterne und Fackeln. Ach unser Ding ist so gar nichts gegen jener ihre hoch- erhabene Tugend und Erfahrenheit! Solte sich noch jetzt der Menschen Alter so weit erstrecken, so könte mancher sagen: mein Vater hat JEsum gesehen am Creutz sterben, hat tröstliche Worte
von
C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.
durch den Jordan hindurch gewatet. Niemand gehoͤret zum heiligen Volck und zum koͤniglichen Prieſterthum, er ſey dann verſetzt aus der Fin- ſterniß ins wunderbare Licht des HErrn, 1 Petr. 2, 9. Wie die Geburt iſt, ſo iſt auch das Leben; wie der Stand, ſo die Handlungen und Verrich- tungen; und nachdem das Gebluͤt und Stamm, es ſey nun Koͤniglich oder Goͤttlich, nach dem ſind auch die Neigungen. Wer hierauf nicht acht hat, wird von ſeiner Unart niemals frey.
Ein erſtaunlich Exempel haben wir an Noa, der durch ſein ſtetes anhangen an GOtt und durch unablaͤßigen Wandel mit GOtt ſeine Jungfrau- ſchafft 500. Jahr lang heiliglich bewahret hat; zu einer Zeit, da alles in fleiſchlichen Wolluͤſten er- ſoffen war, und man faſt von nichts hoͤrete als von Heirathen und Hochzeiten: und es ſcheint, er ſey auf goͤttlichen Befehl in Eheſtand getreten, erſt nachdem er ſchon 20. Jahr lang vom Ende der Welt gepredigt hatte; da ihm zugleich mit ge- offenbaret worden, daß er der Vater einer neuen Welt ſeyn ſolle. O wol eine guͤldene Zeit, da ſo viele majeſtaͤtiſche Patriarchen voll Weißheit und heiligen Geiſtes mit einander lebten, von Adam biß auf Lamech. Dieſer letzte, als der 9te Pa- triarch, hat noch 56. Jahr mit Adam gelebt; und wo dieſer heiligen GOttes Maͤnner ihr Lebens- lauff aufgeſchrieben waͤre, ſo waͤren wir gegen ih- nen zu rechnen als wie geringe Nachtlichtlein ge- gen die hellfunckelnden Sterne und Fackeln. Ach unſer Ding iſt ſo gar nichts gegen jener ihre hoch- erhabene Tugend und Erfahrenheit! Solte ſich noch jetzt der Menſchen Alter ſo weit erſtrecken, ſo koͤnte mancher ſagen: mein Vater hat JEſum geſehen am Creutz ſterben, hat troͤſtliche Worte
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C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.
durch den Jordan hindurch gewatet. Niemand
gehoͤret zum heiligen Volck und zum koͤniglichen
Prieſterthum, er ſey dann verſetzt aus der Fin-
ſterniß ins wunderbare Licht des HErrn, 1 Petr.
2, 9. Wie die Geburt iſt, ſo iſt auch das Leben;
wie der Stand, ſo die Handlungen und Verrich-
tungen; und nachdem das Gebluͤt und Stamm,
es ſey nun Koͤniglich oder Goͤttlich, nach dem ſind
auch die Neigungen. Wer hierauf nicht acht
hat, wird von ſeiner Unart niemals frey.
Ein erſtaunlich Exempel haben wir an Noa,
der durch ſein ſtetes anhangen an GOtt und durch
unablaͤßigen Wandel mit GOtt ſeine Jungfrau-
ſchafft 500. Jahr lang heiliglich bewahret hat; zu
einer Zeit, da alles in fleiſchlichen Wolluͤſten er-
ſoffen war, und man faſt von nichts hoͤrete als
von Heirathen und Hochzeiten: und es ſcheint, er
ſey auf goͤttlichen Befehl in Eheſtand getreten,
erſt nachdem er ſchon 20. Jahr lang vom Ende
der Welt gepredigt hatte; da ihm zugleich mit ge-
offenbaret worden, daß er der Vater einer neuen
Welt ſeyn ſolle. O wol eine guͤldene Zeit, da ſo
viele majeſtaͤtiſche Patriarchen voll Weißheit und
heiligen Geiſtes mit einander lebten, von Adam
biß auf Lamech. Dieſer letzte, als der 9te Pa-
triarch, hat noch 56. Jahr mit Adam gelebt; und
wo dieſer heiligen GOttes Maͤnner ihr Lebens-
lauff aufgeſchrieben waͤre, ſo waͤren wir gegen ih-
nen zu rechnen als wie geringe Nachtlichtlein ge-
gen die hellfunckelnden Sterne und Fackeln. Ach
unſer Ding iſt ſo gar nichts gegen jener ihre hoch-
erhabene Tugend und Erfahrenheit! Solte ſich
noch jetzt der Menſchen Alter ſo weit erſtrecken,
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/609>, abgerufen am 22.11.2024.
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