von ihm gehöret, und viele grosse Wunder mit angesehen. Wir werden sie aber in der Ewigkeit alle sehen, alle kennen und freundliche Gespräche mit ihnen halten. Die Ursach, warum die hei- ligen Ertzväter so spät zur Ehe geschritten, mag wol seyn, daß sie zuerst nach dem Reich GOttes und nach seiner Gerechtigkeit getrachtet, und vor allen Dingen einen tieffen Grund zum ewigen Le- ben gelegt haben.
Mercke hiemit, daß 1) wer im Stand der Sünden ist, der kennet und bestreitet die Sünde nicht, als nur ihre groben Ausbrüche, und nur aus weltlichen Absichten; 2) wer unterm Gesetz ist, der kennet zwar die Sünde und wehret sich gegen dieselbe: er liegt aber fast allemal unten. 3) Unter der Gnade wird man vom heiligen Geist getrieben, man thut das gute mit Freuden und sieget über das Böse; 4) im Stand der Herrlich- keit ist ein ewiger Triumph im Guten, ohne eini- gen Streit. Nun darnach mache deine Rechnung.
Damit du nun bewogen werdest ein dauer- haftes Fundament deines Christenthums zu le- gen; und zu dem neuen Bund und Band mit GOtt zu eilen: so überlege doch noch heute die tieffe Kluft zwischen Christi und des Satans Reich. Dieser ist ein ungeheuer Gespenst, ein gräßlicher Meister, der mit seinen Untersassen mörderlich umgehet, wie zu sehen Marc. 9, 16-25. Er macht dich bald durch böse Worte deine eigene Schande ausschäumen; bald schmeisset er nicht nur den Leib, sondern was noch viel kläglicher ist auch die Seele in allerley Wust und Unglück der Sünde; er wirft dich bald in Lust, bald in Zorn, schleppet dich aus Sünd in Sünd, machet dich zu heimlichen Gesprächen mit GOtt stumm und
taub
Anhang zum dritten Theil,
von ihm gehoͤret, und viele groſſe Wunder mit angeſehen. Wir werden ſie aber in der Ewigkeit alle ſehen, alle kennen und freundliche Geſpraͤche mit ihnen halten. Die Urſach, warum die hei- ligen Ertzvaͤter ſo ſpaͤt zur Ehe geſchritten, mag wol ſeyn, daß ſie zuerſt nach dem Reich GOttes und nach ſeiner Gerechtigkeit getrachtet, und vor allen Dingen einen tieffen Grund zum ewigen Le- ben gelegt haben.
Mercke hiemit, daß 1) wer im Stand der Suͤnden iſt, der kennet und beſtreitet die Suͤnde nicht, als nur ihre groben Ausbruͤche, und nur aus weltlichen Abſichten; 2) wer unterm Geſetz iſt, der kennet zwar die Suͤnde und wehret ſich gegen dieſelbe: er liegt aber faſt allemal unten. 3) Unter der Gnade wird man vom heiligen Geiſt getrieben, man thut das gute mit Freuden und ſieget uͤber das Boͤſe; 4) im Stand der Herrlich- keit iſt ein ewiger Triumph im Guten, ohne eini- gen Streit. Nun darnach mache deine Rechnung.
Damit du nun bewogen werdeſt ein dauer- haftes Fundament deines Chriſtenthums zu le- gen; und zu dem neuen Bund und Band mit GOtt zu eilen: ſo uͤberlege doch noch heute die tieffe Kluft zwiſchen Chriſti und des Satans Reich. Dieſer iſt ein ungeheuer Geſpenſt, ein graͤßlicher Meiſter, der mit ſeinen Unterſaſſen moͤrderlich umgehet, wie zu ſehen Marc. 9, 16-25. Er macht dich bald durch boͤſe Worte deine eigene Schande ausſchaͤumen; bald ſchmeiſſet er nicht nur den Leib, ſondern was noch viel klaͤglicher iſt auch die Seele in allerley Wuſt und Ungluͤck der Suͤnde; er wirft dich bald in Luſt, bald in Zorn, ſchleppet dich aus Suͤnd in Suͤnd, machet dich zu heimlichen Geſpraͤchen mit GOtt ſtumm und
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Anhang zum dritten Theil,
von ihm gehoͤret, und viele groſſe Wunder mit
angeſehen. Wir werden ſie aber in der Ewigkeit
alle ſehen, alle kennen und freundliche Geſpraͤche
mit ihnen halten. Die Urſach, warum die hei-
ligen Ertzvaͤter ſo ſpaͤt zur Ehe geſchritten, mag
wol ſeyn, daß ſie zuerſt nach dem Reich GOttes
und nach ſeiner Gerechtigkeit getrachtet, und vor
allen Dingen einen tieffen Grund zum ewigen Le-
ben gelegt haben.
Mercke hiemit, daß 1) wer im Stand der
Suͤnden iſt, der kennet und beſtreitet die Suͤnde
nicht, als nur ihre groben Ausbruͤche, und nur
aus weltlichen Abſichten; 2) wer unterm Geſetz
iſt, der kennet zwar die Suͤnde und wehret ſich
gegen dieſelbe: er liegt aber faſt allemal unten.
3) Unter der Gnade wird man vom heiligen Geiſt
getrieben, man thut das gute mit Freuden und
ſieget uͤber das Boͤſe; 4) im Stand der Herrlich-
keit iſt ein ewiger Triumph im Guten, ohne eini-
gen Streit. Nun darnach mache deine Rechnung.
Damit du nun bewogen werdeſt ein dauer-
haftes Fundament deines Chriſtenthums zu le-
gen; und zu dem neuen Bund und Band mit
GOtt zu eilen: ſo uͤberlege doch noch heute die
tieffe Kluft zwiſchen Chriſti und des Satans Reich.
Dieſer iſt ein ungeheuer Geſpenſt, ein graͤßlicher
Meiſter, der mit ſeinen Unterſaſſen moͤrderlich
umgehet, wie zu ſehen Marc. 9, 16-25. Er
macht dich bald durch boͤſe Worte deine eigene
Schande ausſchaͤumen; bald ſchmeiſſet er nicht
nur den Leib, ſondern was noch viel klaͤglicher iſt
auch die Seele in allerley Wuſt und Ungluͤck der
Suͤnde; er wirft dich bald in Luſt, bald in Zorn,
ſchleppet dich aus Suͤnd in Suͤnd, machet dich
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/610>, abgerufen am 22.11.2024.
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