sollen zuweilen weit mehr Freude und Ergötzlich- keit in allen ihren Seelenkräften dabey geniessen, als wenn sie wircklich auf einem königlichen Thron sässen, und gantze Länder zu regieren hätten. Denn wird Jhnen der erst ietzo erkand- te hohe Adel ihrer Seelen die fleischliche Lust so verächtlich machen, daß sie sich wundern sollen, wie sie vormals mit der Unfläterey haben so ge- fesselt werden können.
2) JEsu seine Paßion.
[b]) Das allerschmählichste und bit- terste Leiden ihres Erlösers. Dis ist ge- wiß die kräftigste Bewegursache, in dieser Welt nicht unsere Gemächlichkeit und Vergnügung der Sinnen zu suchen, sondern sich selbst immer mehr abzusterben. O wie wünschte ich, daß sie zuweilen in ihrem Gebet sich die gantz er- bärmliche Gestalt JEsu Christi aus Jes. 53, 2. 3. 4. so lebhaft als möglich, und sehr speciell, nach desselben heiligsten Gliedmassen, und nach allen Umständen, so viel Jhnen derer nur ein- fallen können, vorstelleten; alle seine Lebensjah- re, Tage und Stunden und derselben so vielfa- che Abwechselungen mit den Jhrigen verglichen; und dabey stets überlegten, daß er aller Men- schen, die je in der Welt gewesen und seyn wer- den, ihre Sünden alle zusammen auf sich allein genommen, mit allen ihren zeitlichen, geistlichen und ewigen Straffen getragen, und NB. für ei- ne jegliche Sünde eines jeglichen Menschen ins- besondere genug thun müssen, wo ihn nicht die- se Sünde hätte verdammen sollen! Ueberlegen sie nun dabey die entsetzliche Menge der Sün-
den
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
ſollen zuweilen weit mehr Freude und Ergoͤtzlich- keit in allen ihren Seelenkraͤften dabey genieſſen, als wenn ſie wircklich auf einem koͤniglichen Thron ſaͤſſen, und gantze Laͤnder zu regieren haͤtten. Denn wird Jhnen der erſt ietzo erkand- te hohe Adel ihrer Seelen die fleiſchliche Luſt ſo veraͤchtlich machen, daß ſie ſich wundern ſollen, wie ſie vormals mit der Unflaͤterey haben ſo ge- feſſelt werden koͤnnen.
2) JEſu ſeine Paßion.
[β]) Das allerſchmaͤhlichſte und bit- terſte Leiden ihres Erloͤſers. Dis iſt ge- wiß die kraͤftigſte Bewegurſache, in dieſer Welt nicht unſere Gemaͤchlichkeit und Vergnuͤgung der Sinnen zu ſuchen, ſondern ſich ſelbſt immer mehr abzuſterben. O wie wuͤnſchte ich, daß ſie zuweilen in ihrem Gebet ſich die gantz er- baͤrmliche Geſtalt JEſu Chriſti aus Jeſ. 53, 2. 3. 4. ſo lebhaft als moͤglich, und ſehr ſpeciell, nach deſſelben heiligſten Gliedmaſſen, und nach allen Umſtaͤnden, ſo viel Jhnen derer nur ein- fallen koͤnnen, vorſtelleten; alle ſeine Lebensjah- re, Tage und Stunden und derſelben ſo vielfa- che Abwechſelungen mit den Jhrigen verglichen; und dabey ſtets uͤberlegten, daß er aller Men- ſchen, die je in der Welt geweſen und ſeyn wer- den, ihre Suͤnden alle zuſammen auf ſich allein genommen, mit allen ihren zeitlichen, geiſtlichen und ewigen Straffen getragen, und NB. fuͤr ei- ne jegliche Suͤnde eines jeglichen Menſchen ins- beſondere genug thun muͤſſen, wo ihn nicht die- ſe Suͤnde haͤtte verdammen ſollen! Ueberlegen ſie nun dabey die entſetzliche Menge der Suͤn-
den
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
ſollen zuweilen weit mehr Freude und Ergoͤtzlich-
keit in allen ihren Seelenkraͤften dabey genieſſen,
als wenn ſie wircklich auf einem koͤniglichen
Thron ſaͤſſen, und gantze Laͤnder zu regieren
haͤtten. Denn wird Jhnen der erſt ietzo erkand-
te hohe Adel ihrer Seelen die fleiſchliche Luſt ſo
veraͤchtlich machen, daß ſie ſich wundern ſollen,
wie ſie vormals mit der Unflaͤterey haben ſo ge-
feſſelt werden koͤnnen.
β) Das allerſchmaͤhlichſte und bit-
terſte Leiden ihres Erloͤſers. Dis iſt ge-
wiß die kraͤftigſte Bewegurſache, in dieſer Welt
nicht unſere Gemaͤchlichkeit und Vergnuͤgung
der Sinnen zu ſuchen, ſondern ſich ſelbſt immer
mehr abzuſterben. O wie wuͤnſchte ich, daß
ſie zuweilen in ihrem Gebet ſich die gantz er-
baͤrmliche Geſtalt JEſu Chriſti aus Jeſ. 53, 2.
3. 4. ſo lebhaft als moͤglich, und ſehr ſpeciell,
nach deſſelben heiligſten Gliedmaſſen, und nach
allen Umſtaͤnden, ſo viel Jhnen derer nur ein-
fallen koͤnnen, vorſtelleten; alle ſeine Lebensjah-
re, Tage und Stunden und derſelben ſo vielfa-
che Abwechſelungen mit den Jhrigen verglichen;
und dabey ſtets uͤberlegten, daß er aller Men-
ſchen, die je in der Welt geweſen und ſeyn wer-
den, ihre Suͤnden alle zuſammen auf ſich allein
genommen, mit allen ihren zeitlichen, geiſtlichen
und ewigen Straffen getragen, und NB. fuͤr ei-
ne jegliche Suͤnde eines jeglichen Menſchen ins-
beſondere genug thun muͤſſen, wo ihn nicht die-
ſe Suͤnde haͤtte verdammen ſollen! Ueberlegen
ſie nun dabey die entſetzliche Menge der Suͤn-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/518>, abgerufen am 24.11.2024.
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