vielmehr. Sinds gar Schwachheiten, dazu Bedenckzeit da war, und man hat sie nicht in der allmächtigen Kraft JEsu überwunden, sondern muste unterliegen: so schaden sie so viel mehr, als viel länger die Bedenckzeit war, und der Kampf währete. Werden sie gar vor andern began- gen, und andre mit geärgert; so richten sie nicht nur in der Seele grosse Verstörung an, sondern auch äusserlich unter andern mancherley ärgerli- che und betrübte Folgen. Und wie gehets erst, wenn in solchen Schwachheiten und Uebereilun- gen zu viele und zu ofte Recidive kommen? Solche Patienten können ihres Lebens nicht froh werden, weil sie immer scharfe verweise des Ge- wissens und viele Angst vor GOtt leiden müssen. Und man muß sagen, daß wie die Grade in den Schwachheitsünden nach der vielen Mannig- faltigkeit der Umstände unzehlich sind: so ist auch der Schade derselben in allen Seelen- und Leibeskräften, in allen Lebensumständen und Verrichtungen, und unter andern Leuten von unzehlicher Art und Graden.
Ein verbrennt Kind, je mehr es seinen Schaden empfunden: je mehr wird sichs vorm Feuer hüten. Also ein gerechtfertigter Mensch, der die Sündenplagen recht empfunden, wird keine Schwachheit zu gering achten, und sich damit plagen wollen. Am allerwenigsten aber, so er die süsse Liebe JEsu in einem höheren Gra- de geschmecket hat. Man verstehe mich also recht: denn ich will damit dem alten Adam kei- ne Polster der Sicherheit unterlegen. Viele
Fälle
(III. Th.) Von den ſichern Mitteln,
vielmehr. Sinds gar Schwachheiten, dazu Bedenckzeit da war, und man hat ſie nicht in der allmaͤchtigen Kraft JEſu uͤberwunden, ſondern muſte unterliegen: ſo ſchaden ſie ſo viel mehr, als viel laͤnger die Bedenckzeit war, und der Kampf waͤhrete. Werden ſie gar vor andern began- gen, und andre mit geaͤrgert; ſo richten ſie nicht nur in der Seele groſſe Verſtoͤrung an, ſondern auch aͤuſſerlich unter andern mancherley aͤrgerli- che und betruͤbte Folgen. Und wie gehets erſt, wenn in ſolchen Schwachheiten und Uebereilun- gen zu viele und zu ofte Recidive kommen? Solche Patienten koͤnnen ihres Lebens nicht froh werden, weil ſie immer ſcharfe verweiſe des Ge- wiſſens und viele Angſt vor GOtt leiden muͤſſen. Und man muß ſagen, daß wie die Grade in den Schwachheitſuͤnden nach der vielen Mannig- faltigkeit der Umſtaͤnde unzehlich ſind: ſo iſt auch der Schade derſelben in allen Seelen- und Leibeskraͤften, in allen Lebensumſtaͤnden und Verrichtungen, und unter andern Leuten von unzehlicher Art und Graden.
Ein verbrennt Kind, je mehr es ſeinen Schaden empfunden: je mehr wird ſichs vorm Feuer huͤten. Alſo ein gerechtfertigter Menſch, der die Suͤndenplagen recht empfunden, wird keine Schwachheit zu gering achten, und ſich damit plagen wollen. Am allerwenigſten aber, ſo er die ſuͤſſe Liebe JEſu in einem hoͤheren Gra- de geſchmecket hat. Man verſtehe mich alſo recht: denn ich will damit dem alten Adam kei- ne Polſter der Sicherheit unterlegen. Viele
Faͤlle
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(III. Th.) Von den ſichern Mitteln,
vielmehr. Sinds gar Schwachheiten, dazu
Bedenckzeit da war, und man hat ſie nicht in der
allmaͤchtigen Kraft JEſu uͤberwunden, ſondern
muſte unterliegen: ſo ſchaden ſie ſo viel mehr, als
viel laͤnger die Bedenckzeit war, und der Kampf
waͤhrete. Werden ſie gar vor andern began-
gen, und andre mit geaͤrgert; ſo richten ſie nicht
nur in der Seele groſſe Verſtoͤrung an, ſondern
auch aͤuſſerlich unter andern mancherley aͤrgerli-
che und betruͤbte Folgen. Und wie gehets erſt,
wenn in ſolchen Schwachheiten und Uebereilun-
gen zu viele und zu ofte Recidive kommen?
Solche Patienten koͤnnen ihres Lebens nicht froh
werden, weil ſie immer ſcharfe verweiſe des Ge-
wiſſens und viele Angſt vor GOtt leiden muͤſſen.
Und man muß ſagen, daß wie die Grade in den
Schwachheitſuͤnden nach der vielen Mannig-
faltigkeit der Umſtaͤnde unzehlich ſind: ſo iſt
auch der Schade derſelben in allen Seelen- und
Leibeskraͤften, in allen Lebensumſtaͤnden und
Verrichtungen, und unter andern Leuten von
unzehlicher Art und Graden.
Ein verbrennt Kind, je mehr es ſeinen
Schaden empfunden: je mehr wird ſichs vorm
Feuer huͤten. Alſo ein gerechtfertigter Menſch,
der die Suͤndenplagen recht empfunden, wird
keine Schwachheit zu gering achten, und ſich
damit plagen wollen. Am allerwenigſten aber,
ſo er die ſuͤſſe Liebe JEſu in einem hoͤheren Gra-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/476>, abgerufen am 25.11.2024.
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