Gottlosigkeit der Welt, und je unvernünftiger aller ihr eitler Sinn. Mit einem Wort: Je seliger wird man in GOtt, und alle seine liebens- würdigen Befehle werden der Seele zu so viel Privilegiis und Begnadigungen. Ein gerecht- fertigter Mensch, der sich mit seinem GOtt völ- lig ausgesöhnet hat, siehet den lieben GOtt mit gantz andern Augen an, als andere Leute. Doch genug hievon.
II.
Daß nun ein wahrhaftig gerecht-b) Durch Fehltritte fällt man nicht aus dem Gna- denstand. fertigter folglich wiedergebohrner Mensch die Gnade und Versöhnung mit GOtt durch seine Fehltritte und Schwachheiten durchaus nicht verliere: läßt sich aus dem bisherigen deutlich und ge- wiß genug schliessen. Jedoch ists gut, noch et- was weniges davon beyzufügen.
Die Meinung ist nicht, daß man durch Schwachheitsünden und Uebereilungen gar nichts von göttlicher Gnade verlieren solte: da sey GOtt vor! Gal. 2, 17. sqq. Ein jeder Fehl- tritt thut grossen Schaden, in der Natur und dem Wesen der Seele und des Leibes selbst, auf allerley Weise, wenn man ihn auch erst nach der That merckt; ja wenn man ihn auch gar nicht einmal mercken solte: so kann das Gift nicht Gift seyn, ohne Schaden zu thun. Schlägt ei- nen aber das Gewissen sofort über dem Mißtritt selber, und man zieht nicht alsbald und eilig den Fuß zurücke, hält nicht augenblicklich inne, und eilt zu JEsu hin: so schadets nothwendig noch
viel-
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wieder die Unreinigkeit.
Gottloſigkeit der Welt, und je unvernuͤnftiger aller ihr eitler Sinn. Mit einem Wort: Je ſeliger wird man in GOtt, und alle ſeine liebens- wuͤrdigen Befehle werden der Seele zu ſo viel Privilegiis und Begnadigungen. Ein gerecht- fertigter Menſch, der ſich mit ſeinem GOtt voͤl- lig ausgeſoͤhnet hat, ſiehet den lieben GOtt mit gantz andern Augen an, als andere Leute. Doch genug hievon.
II.
Daß nun ein wahrhaftig gerecht-b) Durch Fehltritte faͤllt man nicht aus dem Gna- denſtand. fertigter folglich wiedergebohrner Menſch die Gnade und Verſoͤhnung mit GOtt durch ſeine Fehltritte und Schwachheiten durchaus nicht verliere: laͤßt ſich aus dem bisherigen deutlich und ge- wiß genug ſchlieſſen. Jedoch iſts gut, noch et- was weniges davon beyzufuͤgen.
Die Meinung iſt nicht, daß man durch Schwachheitſuͤnden und Uebereilungen gar nichts von goͤttlicher Gnade verlieren ſolte: da ſey GOtt vor! Gal. 2, 17. ſqq. Ein jeder Fehl- tritt thut groſſen Schaden, in der Natur und dem Weſen der Seele und des Leibes ſelbſt, auf allerley Weiſe, wenn man ihn auch erſt nach der That merckt; ja wenn man ihn auch gar nicht einmal mercken ſolte: ſo kann das Gift nicht Gift ſeyn, ohne Schaden zu thun. Schlaͤgt ei- nen aber das Gewiſſen ſofort uͤber dem Mißtritt ſelber, und man zieht nicht alsbald und eilig den Fuß zuruͤcke, haͤlt nicht augenblicklich inne, und eilt zu JEſu hin: ſo ſchadets nothwendig noch
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wieder die Unreinigkeit.
Gottloſigkeit der Welt, und je unvernuͤnftiger
aller ihr eitler Sinn. Mit einem Wort: Je
ſeliger wird man in GOtt, und alle ſeine liebens-
wuͤrdigen Befehle werden der Seele zu ſo viel
Privilegiis und Begnadigungen. Ein gerecht-
fertigter Menſch, der ſich mit ſeinem GOtt voͤl-
lig ausgeſoͤhnet hat, ſiehet den lieben GOtt mit
gantz andern Augen an, als andere Leute. Doch
genug hievon.
II.
Daß nun ein wahrhaftig gerecht-
fertigter folglich wiedergebohrner
Menſch die Gnade und Verſoͤhnung mit
GOtt durch ſeine Fehltritte und
Schwachheiten durchaus nicht verliere:
laͤßt ſich aus dem bisherigen deutlich und ge-
wiß genug ſchlieſſen. Jedoch iſts gut, noch et-
was weniges davon beyzufuͤgen.
b) Durch
Fehltritte
faͤllt man
nicht aus
dem Gna-
denſtand.
Die Meinung iſt nicht, daß man durch
Schwachheitſuͤnden und Uebereilungen gar
nichts von goͤttlicher Gnade verlieren ſolte: da
ſey GOtt vor! Gal. 2, 17. ſqq. Ein jeder Fehl-
tritt thut groſſen Schaden, in der Natur und
dem Weſen der Seele und des Leibes ſelbſt, auf
allerley Weiſe, wenn man ihn auch erſt nach der
That merckt; ja wenn man ihn auch gar nicht
einmal mercken ſolte: ſo kann das Gift nicht
Gift ſeyn, ohne Schaden zu thun. Schlaͤgt ei-
nen aber das Gewiſſen ſofort uͤber dem Mißtritt
ſelber, und man zieht nicht alsbald und eilig den
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/475>, abgerufen am 22.11.2024.
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