die Sünden so gerne vergebe; 5 Mos. 32, 39. 40. so wüsten sie, was sie für einen GOtt im Himmel zum Vater haben, und wie gewiß und heilig ihre Religion sey etc. Und siehe! der ewi- ge Erbarmer hat deren keinen unerhöret von sich gelassen, sondern sie mehrentheils noch auf der Stelle, (in der Kammer, Stube, Garten, Felde, Wald etc.) mit überschwenglichem Frieden und Freude erfüllet, und ein gantz anderes, gött- liches, getrostes Leben und Wesen in ihnen her- vorgebracht, daß es ihnen hernach so zu muthe war, als wenn sie in eine gantz neue Welt kom- men wären.
Jch kenne auch Leute, die, eben wie die vo- rigen, durch grosse Gewissensplagen gedrungen, in so ein lang anhaltendes Gebet hinein gegan- gen sind: nachdem sie aber einige Stunden lang drinnen beharret, und gleichwol beständig star- cken Wiederspruch im Hertzen empfunden, oder durch unausbleibliche Geschäfte abgeruffen wur- den, oder ihnen auch einfiel, GOtt müste sich ja nicht eben gleich jetzt sein Gnadenwort auf der Stelle abnöthigen lassen etc. zwar vom Gebet auf- gestanden, allein in so u. so viel Stunden, wenn es ihnen erlaubet wäre, gewiß mit ihrem Wimmern und Klagen wiederzukommen, GOtte angelobet haben; welches sie auch, und oft zu wiederholten malen gehalten. Diese sind auch vom HErrn begnadiget und aufgenommen worden: obwol mancher just so viel länger warten und öfters wiederkommen muste, so viel er sich durch Zärt- lichkeit und Eigenliebe schwächen ließ, im Kam- pfe anzuhalten.
End-
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln
die Suͤnden ſo gerne vergebe; 5 Moſ. 32, 39. 40. ſo wuͤſten ſie, was ſie fuͤr einen GOtt im Himmel zum Vater haben, und wie gewiß und heilig ihre Religion ſey ꝛc. Und ſiehe! der ewi- ge Erbarmer hat deren keinen unerhoͤret von ſich gelaſſen, ſondern ſie mehrentheils noch auf der Stelle, (in der Kammer, Stube, Garten, Felde, Wald ꝛc.) mit uͤberſchwenglichem Frieden und Freude erfuͤllet, und ein gantz anderes, goͤtt- liches, getroſtes Leben und Weſen in ihnen her- vorgebracht, daß es ihnen hernach ſo zu muthe war, als wenn ſie in eine gantz neue Welt kom- men waͤren.
Jch kenne auch Leute, die, eben wie die vo- rigen, durch groſſe Gewiſſensplagen gedrungen, in ſo ein lang anhaltendes Gebet hinein gegan- gen ſind: nachdem ſie aber einige Stunden lang drinnen beharret, und gleichwol beſtaͤndig ſtar- cken Wiederſpruch im Hertzen empfunden, oder durch unausbleibliche Geſchaͤfte abgeruffen wur- den, oder ihnen auch einfiel, GOtt muͤſte ſich ja nicht eben gleich jetzt ſein Gnadenwort auf der Stelle abnoͤthigen laſſen ꝛc. zwar vom Gebet auf- geſtanden, allein in ſo u. ſo viel Stunden, wenn es ihnen erlaubet waͤre, gewiß mit ihrem Wimmern und Klagen wiederzukommen, GOtte angelobet haben; welches ſie auch, und oft zu wiederholten malen gehalten. Dieſe ſind auch vom HErrn begnadiget und aufgenommen worden: obwol mancher juſt ſo viel laͤnger warten und oͤfters wiederkommen muſte, ſo viel er ſich durch Zaͤrt- lichkeit und Eigenliebe ſchwaͤchen ließ, im Kam- pfe anzuhalten.
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln
die Suͤnden ſo gerne vergebe; 5 Moſ. 32, 39.
40. ſo wuͤſten ſie, was ſie fuͤr einen GOtt im
Himmel zum Vater haben, und wie gewiß und
heilig ihre Religion ſey ꝛc. Und ſiehe! der ewi-
ge Erbarmer hat deren keinen unerhoͤret von
ſich gelaſſen, ſondern ſie mehrentheils noch auf
der Stelle, (in der Kammer, Stube, Garten,
Felde, Wald ꝛc.) mit uͤberſchwenglichem Frieden
und Freude erfuͤllet, und ein gantz anderes, goͤtt-
liches, getroſtes Leben und Weſen in ihnen her-
vorgebracht, daß es ihnen hernach ſo zu muthe
war, als wenn ſie in eine gantz neue Welt kom-
men waͤren.
Jch kenne auch Leute, die, eben wie die vo-
rigen, durch groſſe Gewiſſensplagen gedrungen,
in ſo ein lang anhaltendes Gebet hinein gegan-
gen ſind: nachdem ſie aber einige Stunden lang
drinnen beharret, und gleichwol beſtaͤndig ſtar-
cken Wiederſpruch im Hertzen empfunden, oder
durch unausbleibliche Geſchaͤfte abgeruffen wur-
den, oder ihnen auch einfiel, GOtt muͤſte ſich ja
nicht eben gleich jetzt ſein Gnadenwort auf der
Stelle abnoͤthigen laſſen ꝛc. zwar vom Gebet auf-
geſtanden, allein in ſo u. ſo viel Stunden, wenn es
ihnen erlaubet waͤre, gewiß mit ihrem Wimmern
und Klagen wiederzukommen, GOtte angelobet
haben; welches ſie auch, und oft zu wiederholten
malen gehalten. Dieſe ſind auch vom HErrn
begnadiget und aufgenommen worden: obwol
mancher juſt ſo viel laͤnger warten und oͤfters
wiederkommen muſte, ſo viel er ſich durch Zaͤrt-
lichkeit und Eigenliebe ſchwaͤchen ließ, im Kam-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/408>, abgerufen am 23.11.2024.
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