Endlich kenne ich auch einige, die von der Billigkeit und Wichtigkeit der Gnadenanforde- rungen GOttes überzeuget, gerühret, und zum Gebetskampfe wol sind vermocht worden, ihn anzutreten: allein wurden so zu sagen nicht ein- mal warm drinnen, liessen sich von dem grossen Getöse ihrer stürmenden und unruhigen Gedan- cken betäuben und überwinden; wurden darü- ber, daß sie ihre Sinnen zum Gebet nicht kön- ten zusammen halten, desperat und ungeduldig, (denn GOtt soll solchen jungen Herren sofort aufwarten und noch dazu Wunder thun!) hiel- ten weder etwas länger an, noch begehrten wie- der zu kommen: sondern gingen mit einem sau- ren und trotzigen Gesicht davon, dem Cain nach, von GOttes Augen weg, und zu dem ihrer Mei- nung nach lustigen Sündendienst. Siehe da! Diese haben ihre Seele und Leben zum Theil auf eine Zeitlang zum Theil ewig verloren! Sie wendeten sich zur Sünde, weil die so leicht ist; kriegten eine entsetzliche Furcht vorm Christen- thum (weil sie meinten, ihr anfangendes Angst- gebet sey das Christenthum, oder dis wenigstens in seinem gantzen Jnnbegrif nicht viel besser (ein unbilliger Unsinn! o eine sträfliche Verläum- dung! o eine höchstverwegene übereilte unge- prüfte Verurtheilung des allerseligsten GOttes und seines Wortes! Jes. 32, 17. 18.) Sie gewonnen eine Lust zu allen thörichten Uppigkei- ten der Welt, und dagegen einen Haß und Wie- derwillen, folglich auch allerley Argwohn und Vorurtheile wieder die Gottseligkeit; sie wur-
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wieder die Unreinigkeit.
Endlich kenne ich auch einige, die von der Billigkeit und Wichtigkeit der Gnadenanforde- rungen GOttes uͤberzeuget, geruͤhret, und zum Gebetskampfe wol ſind vermocht worden, ihn anzutreten: allein wurden ſo zu ſagen nicht ein- mal warm drinnen, lieſſen ſich von dem groſſen Getoͤſe ihrer ſtuͤrmenden und unruhigen Gedan- cken betaͤuben und uͤberwinden; wurden daruͤ- ber, daß ſie ihre Sinnen zum Gebet nicht koͤn- ten zuſammen halten, deſperat und ungeduldig, (denn GOtt ſoll ſolchen jungen Herren ſofort aufwarten und noch dazu Wunder thun!) hiel- ten weder etwas laͤnger an, noch begehrten wie- der zu kommen: ſondern gingen mit einem ſau- ren und trotzigen Geſicht davon, dem Cain nach, von GOttes Augen weg, und zu dem ihrer Mei- nung nach luſtigen Suͤndendienſt. Siehe da! Dieſe haben ihre Seele und Leben zum Theil auf eine Zeitlang zum Theil ewig verloren! Sie wendeten ſich zur Suͤnde, weil die ſo leicht iſt; kriegten eine entſetzliche Furcht vorm Chriſten- thum (weil ſie meinten, ihr anfangendes Angſt- gebet ſey das Chriſtenthum, oder dis wenigſtens in ſeinem gantzen Jnnbegrif nicht viel beſſer (ein unbilliger Unſinn! o eine ſtraͤfliche Verlaͤum- dung! o eine hoͤchſtverwegene uͤbereilte unge- pruͤfte Verurtheilung des allerſeligſten GOttes und ſeines Wortes! Jeſ. 32, 17. 18.) Sie gewonnen eine Luſt zu allen thoͤrichten Uppigkei- ten der Welt, und dagegen einen Haß und Wie- derwillen, folglich auch allerley Argwohn und Vorurtheile wieder die Gottſeligkeit; ſie wur-
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wieder die Unreinigkeit.
Endlich kenne ich auch einige, die von der
Billigkeit und Wichtigkeit der Gnadenanforde-
rungen GOttes uͤberzeuget, geruͤhret, und zum
Gebetskampfe wol ſind vermocht worden, ihn
anzutreten: allein wurden ſo zu ſagen nicht ein-
mal warm drinnen, lieſſen ſich von dem groſſen
Getoͤſe ihrer ſtuͤrmenden und unruhigen Gedan-
cken betaͤuben und uͤberwinden; wurden daruͤ-
ber, daß ſie ihre Sinnen zum Gebet nicht koͤn-
ten zuſammen halten, deſperat und ungeduldig,
(denn GOtt ſoll ſolchen jungen Herren ſofort
aufwarten und noch dazu Wunder thun!) hiel-
ten weder etwas laͤnger an, noch begehrten wie-
der zu kommen: ſondern gingen mit einem ſau-
ren und trotzigen Geſicht davon, dem Cain nach,
von GOttes Augen weg, und zu dem ihrer Mei-
nung nach luſtigen Suͤndendienſt. Siehe da!
Dieſe haben ihre Seele und Leben zum Theil
auf eine Zeitlang zum Theil ewig verloren! Sie
wendeten ſich zur Suͤnde, weil die ſo leicht iſt;
kriegten eine entſetzliche Furcht vorm Chriſten-
thum (weil ſie meinten, ihr anfangendes Angſt-
gebet ſey das Chriſtenthum, oder dis wenigſtens
in ſeinem gantzen Jnnbegrif nicht viel beſſer (ein
unbilliger Unſinn! o eine ſtraͤfliche Verlaͤum-
dung! o eine hoͤchſtverwegene uͤbereilte unge-
pruͤfte Verurtheilung des allerſeligſten GOttes
und ſeines Wortes! Jeſ. 32, 17. 18.) Sie
gewonnen eine Luſt zu allen thoͤrichten Uppigkei-
ten der Welt, und dagegen einen Haß und Wie-
derwillen, folglich auch allerley Argwohn und
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/409>, abgerufen am 23.11.2024.
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