Wenn Jhnen der Satan hiebey oft gantz spöttisch und leichtfertig vorwerffen möchte, was es denn so vielen Gebetes brauche, GOtt wisse ohndem alles, man dürffe es ihm nicht erst sa- gen (eine großmächtige Klugheit!) und warum denn GOtt manche Seelen so lange ruffen lasse, wenn er sie doch selig haben will? so
1) fragen Sie nichts darnach, und haltens nicht einmahl Ueberlegens werth. Denn Satan der Lüg- ner und Mörder kann doch warlich mit allen seinen Künsten nicht verdienen, daß man auf sein Für- geben gegen GOttes ofenbares Geboth: Betet ohn Unterlaß. Luc. 18, 1. sq. groß achte. Wer Sie ein- und mehrmal betrogeu hat, dem begeh- ren Sie ja sonst nicht vielmehr zuzutrauen, und das billig: warum gebrauchen Sie sich dieses Jh- res Rechts und Billigkeit nicht am allermeisten gegen den Satan und seine Knechte?
2) Bedencken Sie, daß es ein Rathschluß der göttlichen Heiligkeit und Weißheit ist, nach welchem er alles für unbekandt annehmen will, worum er nicht gebethen wird. Es gibt Leute, von denen er schweret, daß er nicht wisse, wer sie seyn. Matth. 7, 23. es gibt auch solche Verrich- tungen, von denen er nichts wissen will, noch ent- schlossen ist, sie mit seinen Seegen glücklich zu machen, nemlich alle, die man Jhm mit einem so faulen oder stoltzen Stillschweigen verheelet: Sie reden etwa in Gesellschaften von Jhrem Glück oder Unglück; so ists diesen Menschen wohl bekandt: GOtt aber will davon nichts wissen. So wolte JEsus nichts wissen, daß Lazarus
kranck
wieder die Unreinigkeit.
Wenn Jhnen der Satan hiebey oft gantz ſpoͤttiſch und leichtfertig vorwerffen moͤchte, was es denn ſo vielen Gebetes brauche, GOtt wiſſe ohndem alles, man duͤrffe es ihm nicht erſt ſa- gen (eine großmaͤchtige Klugheit!) und warum denn GOtt manche Seelen ſo lange ruffen laſſe, wenn er ſie doch ſelig haben will? ſo
1) fragen Sie nichts darnach, und haltens nicht einmahl Ueberlegens werth. Denn Satan der Luͤg- ner und Moͤrder kann doch warlich mit allen ſeinen Kuͤnſten nicht verdienen, daß man auf ſein Fuͤr- geben gegen GOttes ofenbares Geboth: Betet ohn Unterlaß. Luc. 18, 1. ſq. groß achte. Wer Sie ein- und mehrmal betrogeu hat, dem begeh- ren Sie ja ſonſt nicht vielmehr zuzutrauen, und das billig: warum gebrauchen Sie ſich dieſes Jh- res Rechts und Billigkeit nicht am allermeiſten gegen den Satan und ſeine Knechte?
2) Bedencken Sie, daß es ein Rathſchluß der goͤttlichen Heiligkeit und Weißheit iſt, nach welchem er alles fuͤr unbekandt annehmen will, worum er nicht gebethen wird. Es gibt Leute, von denen er ſchweret, daß er nicht wiſſe, wer ſie ſeyn. Matth. 7, 23. es gibt auch ſolche Verrich- tungen, von denen er nichts wiſſen will, noch ent- ſchloſſen iſt, ſie mit ſeinen Seegen gluͤcklich zu machen, nemlich alle, die man Jhm mit einem ſo faulen oder ſtoltzen Stillſchweigen verheelet: Sie reden etwa in Geſellſchaften von Jhrem Gluͤck oder Ungluͤck; ſo iſts dieſen Menſchen wohl bekandt: GOtt aber will davon nichts wiſſen. So wolte JEſus nichts wiſſen, daß Lazarus
kranck
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wieder die Unreinigkeit.
Wenn Jhnen der Satan hiebey oft gantz
ſpoͤttiſch und leichtfertig vorwerffen moͤchte, was
es denn ſo vielen Gebetes brauche, GOtt wiſſe
ohndem alles, man duͤrffe es ihm nicht erſt ſa-
gen (eine großmaͤchtige Klugheit!) und warum
denn GOtt manche Seelen ſo lange ruffen laſſe,
wenn er ſie doch ſelig haben will? ſo
1) fragen Sie nichts darnach, und haltens nicht
einmahl Ueberlegens werth. Denn Satan der Luͤg-
ner und Moͤrder kann doch warlich mit allen ſeinen
Kuͤnſten nicht verdienen, daß man auf ſein Fuͤr-
geben gegen GOttes ofenbares Geboth: Betet
ohn Unterlaß. Luc. 18, 1. ſq. groß achte. Wer
Sie ein- und mehrmal betrogeu hat, dem begeh-
ren Sie ja ſonſt nicht vielmehr zuzutrauen, und
das billig: warum gebrauchen Sie ſich dieſes Jh-
res Rechts und Billigkeit nicht am allermeiſten
gegen den Satan und ſeine Knechte?
2) Bedencken Sie, daß es ein Rathſchluß
der goͤttlichen Heiligkeit und Weißheit iſt, nach
welchem er alles fuͤr unbekandt annehmen will,
worum er nicht gebethen wird. Es gibt Leute,
von denen er ſchweret, daß er nicht wiſſe, wer ſie
ſeyn. Matth. 7, 23. es gibt auch ſolche Verrich-
tungen, von denen er nichts wiſſen will, noch ent-
ſchloſſen iſt, ſie mit ſeinen Seegen gluͤcklich zu
machen, nemlich alle, die man Jhm mit einem
ſo faulen oder ſtoltzen Stillſchweigen verheelet:
Sie reden etwa in Geſellſchaften von Jhrem
Gluͤck oder Ungluͤck; ſo iſts dieſen Menſchen wohl
bekandt: GOtt aber will davon nichts wiſſen.
So wolte JEſus nichts wiſſen, daß Lazarus
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/401>, abgerufen am 22.11.2024.
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