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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wienn.
ler auf der Gassen/ mit Darreichung eines Allmosen
zu Freund gemacht? Dieselbe trösteten anjetzo mein
betrangtes Herz/ O hätt ich sein/ an statt daß ich
mit euch die Karten gemischt/ unterdessen in einem
andächtigen Büchel gebett/ es wäre anjetzo mir eine
Erquickung. O hätt ich/ an statt daß ich mit euch die
guldene Zeit verschwend/ etwan ein Stund meinem
GOtt gewidmet/ so empfände ich jetzt deßhalben ei-
nen Trost; O hätt ich an statt daß ich mit euch dem
langrockenden Willbrett nachgehetzt/ mich unter-
dessen in einen Winkel unser lieben Frauen Loreto
Capell begeben/ und allda einen H. Rosenkranz ab-
gelegt/ so wäre es mir anjetzo viel ringer um das
Herz: O hätt ich an statt/ daß ich ohne Noth mit euch
in warme Bäder gereist/ und nur schwärzer an der
Seel worden/ darfür ein General-Beicht verricht/
und meine Seel gesäubert/ wäre es mir der Zeit
viel leichter um das Gewissen.

Jch bild mir wol ein/ dergleichen Noth-Seufzer
haben manche Stuben und Kammer eingefüllt/
dann gemeiniglich wo viel W W seynd/ dort finden
sich viel O O/ aber leider gar oft zu spat; Doch aber
hat sich hierinn der Gelehrte besser trösten können/
und sich mit dem allgewaltigen Willen GOttes
gänzlich vereiniget/ solche zeitliche Straff zur Ab-
büsung seiner Sünden/ der Göttlichen Barmherzig-
keit mit geneigtem Herzen aufgeopffert/ wie ich dann
selbsten einen gekennt/ der bey dieser elenden Zeit
mit gebognen Knyen vor dem Altärel seiner Schlaff-
Kammer gestorben/ auch nicht anderst wolte/ ob
schon mit Unwillen der Kranken-Warterin/ seinen
Geist aufgeben/ dahero trifft gar selten zu deß ge-
meinen Pövels mißgönnendes Sprichwort: Je ge-
lehr ter/ je verkehrter.

Gar

Mercks Wienn.
ler auf der Gaſſen/ mit Darreichung eines Allmoſen
zu Freund gemacht? Dieſelbe troͤſteten anjetzo mein
betrangtes Herz/ O haͤtt ich ſein/ an ſtatt daß ich
mit euch die Karten gemiſcht/ unterdeſſen in einem
andaͤchtigen Buͤchel gebett/ es waͤre anjetzo mir eine
Erquickung. O haͤtt ich/ an ſtatt daß ich mit euch die
guldene Zeit verſchwend/ etwan ein Stund meinem
GOtt gewidmet/ ſo empfaͤnde ich jetzt deßhalben ei-
nen Troſt; O haͤtt ich an ſtatt daß ich mit euch dem
langrockenden Willbrett nachgehetzt/ mich unter-
deſſen in einen Winkel unſer lieben Frauen Loreto
Capell begeben/ und allda einen H. Roſenkranz ab-
gelegt/ ſo waͤre es mir anjetzo viel ringer um das
Herz: O haͤtt ich an ſtatt/ daß ich ohne Noth mit euch
in warme Baͤder gereiſt/ und nur ſchwaͤrzer an der
Seel worden/ darfuͤr ein General-Beicht verricht/
und meine Seel geſaͤubert/ waͤre es mir der Zeit
viel leichter um das Gewiſſen.

Jch bild mir wol ein/ dergleichen Noth-Seufzer
haben manche Stuben und Kammer eingefuͤllt/
dann gemeiniglich wo viel W W ſeynd/ dort finden
ſich viel O O/ aber leider gar oft zu ſpat; Doch aber
hat ſich hierinn der Gelehrte beſſer troͤſten koͤnnen/
und ſich mit dem allgewaltigen Willen GOttes
gaͤnzlich vereiniget/ ſolche zeitliche Straff zur Ab-
buͤſung ſeiner Suͤnden/ der Goͤttlichen Barmherzig-
keit mit geneigtem Herzen aufgeopffert/ wie ich dann
ſelbſten einen gekennt/ der bey dieſer elenden Zeit
mit gebognen Knyen vor dem Altaͤrel ſeiner Schlaff-
Kammer geſtorben/ auch nicht anderſt wolte/ ob
ſchon mit Unwillen der Kranken-Warterin/ ſeinen
Geiſt aufgeben/ dahero trifft gar ſelten zu deß ge-
meinen Poͤvels mißgoͤnnendes Sprichwort: Je ge-
lehr ter/ je verkehrter.

Gar
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[93/0103] Mercks Wienn. ler auf der Gaſſen/ mit Darreichung eines Allmoſen zu Freund gemacht? Dieſelbe troͤſteten anjetzo mein betrangtes Herz/ O haͤtt ich ſein/ an ſtatt daß ich mit euch die Karten gemiſcht/ unterdeſſen in einem andaͤchtigen Buͤchel gebett/ es waͤre anjetzo mir eine Erquickung. O haͤtt ich/ an ſtatt daß ich mit euch die guldene Zeit verſchwend/ etwan ein Stund meinem GOtt gewidmet/ ſo empfaͤnde ich jetzt deßhalben ei- nen Troſt; O haͤtt ich an ſtatt daß ich mit euch dem langrockenden Willbrett nachgehetzt/ mich unter- deſſen in einen Winkel unſer lieben Frauen Loreto Capell begeben/ und allda einen H. Roſenkranz ab- gelegt/ ſo waͤre es mir anjetzo viel ringer um das Herz: O haͤtt ich an ſtatt/ daß ich ohne Noth mit euch in warme Baͤder gereiſt/ und nur ſchwaͤrzer an der Seel worden/ darfuͤr ein General-Beicht verricht/ und meine Seel geſaͤubert/ waͤre es mir der Zeit viel leichter um das Gewiſſen. Jch bild mir wol ein/ dergleichen Noth-Seufzer haben manche Stuben und Kammer eingefuͤllt/ dann gemeiniglich wo viel W W ſeynd/ dort finden ſich viel O O/ aber leider gar oft zu ſpat; Doch aber hat ſich hierinn der Gelehrte beſſer troͤſten koͤnnen/ und ſich mit dem allgewaltigen Willen GOttes gaͤnzlich vereiniget/ ſolche zeitliche Straff zur Ab- buͤſung ſeiner Suͤnden/ der Goͤttlichen Barmherzig- keit mit geneigtem Herzen aufgeopffert/ wie ich dann ſelbſten einen gekennt/ der bey dieſer elenden Zeit mit gebognen Knyen vor dem Altaͤrel ſeiner Schlaff- Kammer geſtorben/ auch nicht anderſt wolte/ ob ſchon mit Unwillen der Kranken-Warterin/ ſeinen Geiſt aufgeben/ dahero trifft gar ſelten zu deß ge- meinen Poͤvels mißgoͤnnendes Sprichwort: Je ge- lehr ter/ je verkehrter. Gar

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/103>, abgerufen am 05.05.2024.