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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wien.

Gar oft ein Gelehrter disputirte ganz Sinnreich/
von wem doch solche Pest herrühre/ zumalen bekannt
ist/ daß dergleichen Pestilenzische Seuch/ durch die
bösen Feind/ durch die Juden/ durch die Todengra-
ber/ auch durch die Hexen verursacht worden/ weilen
Paracels. Tract. de Pesti 4. c. 2. also schreibt: Die
Hexen nehmen einen Spiegel so in Holz eingefast
ist/ legen solchen auf das Wasser eines grossen Gieß-
beck/ dergestalten/ daß der Spiegel mit dem glän-
tzenden Theil gegen dem Himmel über sich gekehrt
ligt/ und auf solchen Spiegel legen sie einen Kranz
von sine crusimontes gemacht/ daß der Kranz den
Spiegel umgreiffet/ und weil sie wissen/ daß der
Mond und der Mensch nicht ein wenige Verwand-
schaft/ sondern in vielen Regungen der Leib mit dem
Mond zu schaffen hat/ also vergifften sie durch sol-
chen Zauber-Kranz den Mond/ und dieser entgegen
wirfft wiederum das Gifft in den Spiegel/ nachdem
nehmen diese Gabel-Reuterin ein wäxernes Bildel/
lassen den Glanz deß vergiften Spiegel auf dasselbige
gehen/ wordurch alsobald der Mensch/ in dessen Na-
men gedachtes Wax formirt worden/ an seinen
Leib die Pest bekommt/ welche aber vielmehr ein
particular-Pest/ als ein Jnfection zu nennen ist.

Ein anderer Gelehrter sinnte nach/ wie doch so
wunderbarlich dieses Gift der Mensch zu erben pfle-
ge/ welches mehristen Theil durch die Kleidung
geschicht. Anno 1448. zu Florenz muß ein wun-
derliches Gift gewesen seyn/ dann allda hat man
wahrgenommen/ daß eines armen Jnficirten
Lumpen seynd auf die Gassen geworffen worden/
darüber zwey Schwein kommen/ welche nach ih-
rer Art diese Fetzen mit ihren Schnautzen oder
Rüsseln durchwühlet/ und gleich darauf im

Kreis
Mercks Wien.

Gar oft ein Gelehrter diſputirte ganz Sinnreich/
von wem doch ſolche Peſt herruͤhre/ zumalen bekannt
iſt/ daß dergleichen Peſtilenziſche Seuch/ durch die
boͤſen Feind/ durch die Juden/ durch die Todengra-
ber/ auch durch die Hexen verurſacht worden/ weilen
Paracelſ. Tract. de Peſti 4. c. 2. alſo ſchreibt: Die
Hexen nehmen einen Spiegel ſo in Holz eingefaſt
iſt/ legen ſolchen auf das Waſſer eines groſſen Gieß-
beck/ dergeſtalten/ daß der Spiegel mit dem glaͤn-
tzenden Theil gegen dem Himmel uͤber ſich gekehrt
ligt/ und auf ſolchen Spiegel legen ſie einen Kranz
von ſine cruſimontes gemacht/ daß der Kranz den
Spiegel umgreiffet/ und weil ſie wiſſen/ daß der
Mond und der Menſch nicht ein wenige Verwand-
ſchaft/ ſondern in vielen Regungen der Leib mit dem
Mond zu ſchaffen hat/ alſo vergifften ſie durch ſol-
chen Zauber-Kranz den Mond/ und dieſer entgegen
wirfft wiederum das Gifft in den Spiegel/ nachdem
nehmen dieſe Gabel-Reuterin ein waͤxernes Bildel/
laſſen den Glanz deß veꝛgiften Spiegel auf daſſelbige
gehen/ wordurch alſobald der Menſch/ in deſſen Na-
men gedachtes Wax formirt worden/ an ſeinen
Leib die Peſt bekommt/ welche aber vielmehr ein
particular-Peſt/ als ein Jnfection zu nennen iſt.

Ein anderer Gelehrter ſinnte nach/ wie doch ſo
wunderbarlich dieſes Gift der Menſch zu erben pfle-
ge/ welches mehriſten Theil durch die Kleidung
geſchicht. Anno 1448. zu Florenz muß ein wun-
derliches Gift geweſen ſeyn/ dann allda hat man
wahrgenommen/ daß eines armen Jnficirten
Lumpen ſeynd auf die Gaſſen geworffen worden/
daruͤber zwey Schwein kommen/ welche nach ih-
rer Art dieſe Fetzen mit ihren Schnautzen oder
Ruͤſſeln durchwuͤhlet/ und gleich darauf im

Kreis
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[94/0104] Mercks Wien. Gar oft ein Gelehrter diſputirte ganz Sinnreich/ von wem doch ſolche Peſt herruͤhre/ zumalen bekannt iſt/ daß dergleichen Peſtilenziſche Seuch/ durch die boͤſen Feind/ durch die Juden/ durch die Todengra- ber/ auch durch die Hexen verurſacht worden/ weilen Paracelſ. Tract. de Peſti 4. c. 2. alſo ſchreibt: Die Hexen nehmen einen Spiegel ſo in Holz eingefaſt iſt/ legen ſolchen auf das Waſſer eines groſſen Gieß- beck/ dergeſtalten/ daß der Spiegel mit dem glaͤn- tzenden Theil gegen dem Himmel uͤber ſich gekehrt ligt/ und auf ſolchen Spiegel legen ſie einen Kranz von ſine cruſimontes gemacht/ daß der Kranz den Spiegel umgreiffet/ und weil ſie wiſſen/ daß der Mond und der Menſch nicht ein wenige Verwand- ſchaft/ ſondern in vielen Regungen der Leib mit dem Mond zu ſchaffen hat/ alſo vergifften ſie durch ſol- chen Zauber-Kranz den Mond/ und dieſer entgegen wirfft wiederum das Gifft in den Spiegel/ nachdem nehmen dieſe Gabel-Reuterin ein waͤxernes Bildel/ laſſen den Glanz deß veꝛgiften Spiegel auf daſſelbige gehen/ wordurch alſobald der Menſch/ in deſſen Na- men gedachtes Wax formirt worden/ an ſeinen Leib die Peſt bekommt/ welche aber vielmehr ein particular-Peſt/ als ein Jnfection zu nennen iſt. Ein anderer Gelehrter ſinnte nach/ wie doch ſo wunderbarlich dieſes Gift der Menſch zu erben pfle- ge/ welches mehriſten Theil durch die Kleidung geſchicht. Anno 1448. zu Florenz muß ein wun- derliches Gift geweſen ſeyn/ dann allda hat man wahrgenommen/ daß eines armen Jnficirten Lumpen ſeynd auf die Gaſſen geworffen worden/ daruͤber zwey Schwein kommen/ welche nach ih- rer Art dieſe Fetzen mit ihren Schnautzen oder Ruͤſſeln durchwuͤhlet/ und gleich darauf im Kreis

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/104>, abgerufen am 22.11.2024.