Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von den Peynen der Höllen. 4. Die dritte Peyn der Höllen ist das immerwährende Nagen und 5. Die sechste Peyn der Höllen ist der erschröckliche und unbeschreibliche durst H h h h
Von den Peynen der Hoͤllen. 4. Die dritte Peyn der Hoͤllen iſt das immerwaͤhrende Nagen und 5. Die ſechſte Peyn der Hoͤllen iſt der erſchroͤckliche und unbeſchreibliche durſt H h h h
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Von den Peynen der Hoͤllen.
4. Die dritte Peyn der Hoͤllen iſt das immerwaͤhrende Nagen und
Beiſſen der grauſamen und abſcheulichen Wuͤrmb; wie der Prophet Jſaias
ſagt: Jhr Wurmb ſtirbt nicht. Und der Weyſe Mann bezougts
alſo: Die Rache über das Fleiſch deß Gottloſen iſt Feuer
und Würmbe. Wie mehr ſich nun der Menſch im Leben/ mit ſchaͤnd-
lichen/ unnatuͤrlichen/ und unmaͤſſig groſſen Laſtern verſuͤndiget hat; je
mehr wird er in jener Welt/ von den wunderſeltzamen/ grauſamen und ent-
ſetzlichen Wuͤrmen zerbiſſen werden. Die vierte Peyn/ iſt der allerempfind-
lichſte Geſtanck/ durch welchen der Geruch der Verdambten erbaͤrmlicher
Weiß geplaget wird; und wird dieſer Geſtanck ſonderbahr genennet/ der
Schweffel-Geſtanck; Dahero wird in der Offenbahrung Joannis alſo
gemeldet: Den Gottloſen wird ihr Theil in den Pful fallen/
der mit Feuer und Schweffel brennet. Gedenck derhalben/
mein Chriſtliche Seel/ wie wuͤrde dir zu Muth ſeyn/ wann du zu faulen
ſtinckenden Aeſtern in ein mit Feuer und Schweffel angefuͤltes Loch hinein
gelaſſen wuͤrdeſt/ und daſelbſt viele tauſend Jahr mit ſo unmenſchlichem Ge-
ſtanck fuͤr lieb nehmen muͤſſeſt? Nun aber werden die verdambte Seelen nicht
nur viele tauſend Jahr/ ſondern in alle Ewigkeit/ ohne eintziges End/ mit
hundert tauſentmahl groͤſſerm Geſtanck in dem verfluchten Loch der Teuf-
feln geplaget: Zumahlen der H. Bonaventura darfuͤr haltet/ daß eines ein-
tzigen verdambten Coͤrpers greißlicher Geſtanck die gantze Welt emfinden
wuͤrde. Die fuͤnffte Peyn der Hoͤllen iſt das uͤbergrauſamen Anſehen der
Teuffeln und aller Verdambten/ deren Seelen den boͤſen Feinden in der
Abſcheuligkeit gleich geſchaͤtzt werden. Von dieſem Anſchauen der boͤſen
Geiſter/ haben einige von Hertzen bekennet/ die ſelbiges zum Theil erfah-
ren haben/ daß ſie lieber in einen feurigen Ofen gehen wolten/ als ein eintzi-
gen Teuffel zum andernmahl ſehen. Wie peinlich wird dann nicht ſeyn/
daß ein verdambter Menſch dieſe alle/ und in alle Ewigkeit muͤſſe anſchauen?
c. 66.
c. 7. v. 19.
c. 21.
5. Die ſechſte Peyn der Hoͤllen iſt der erſchroͤckliche und unbeſchreibliche
Hunger/ mit welchem die jenige ohne Zweiffel werden geplagt werden/ wel-
che dem Fraaß und Fuͤllerey/ und ſchleckerhafften Speiſen unmaͤſſiglich
ſeynd zugethan geweſen/ und die gebottene Faſten der Kirchen nicht gehalten
haben: wie Chriſtus mit außtruͤcklichen Worten ſagt: Wehe euch/
die ihr geſaͤttiget ſeyd/ dann ihr werdet hunger leiden.
Auch redet GOtt durch ſeinen Propheten die Gottloſe an und ſagt: Siehe/
meine Knecht werden eſſen/ und ihr werdet hunger leyden.
Siehe/ meine Knecht werden trincken/ und ihr werdet
durſt
Luc. 6. v.
25.
Iſa. 65.
H h h h
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/637>, abgerufen am 16.07.2024. |