Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Glauben. höllischen Peinen erretten/ und den Fürsten deiner himmlischen Scharen zu-gesellen mögest? wie soll ich dann/ mein höchstes Gut/ solche Lieb wiederumb vergelten? wie kan ich für so grosse Lieb gegen mich/ deiner Majestät gnug- samb danckbar seyn? merckestu wohl meine Christliche Seel/ wie zärtlich und wie eyfferig dein GOtt dich liebe/ und wie sehr er verlange/ daß du werdest ein Mit-Erb der himmlischen Frewden? ey lieber! so verlasse dann das Jrdische/ verachte das Zeitliche/ und halte dich bey so gutem und barmhertzigen Vatter/ so wirstu Barmhertzigkeit finden. 3. Weiters/ wie groß seye die Gütigkeit GOttes gegen den Sünder/ sol- 4. Nun durchlese/ mein Christliche Seel/ das alte Testament/ und sehe/ ob du D
Von dem Glauben. hoͤlliſchen Peinen erretten/ und den Fuͤrſten deiner himmliſchen Scharen zu-geſellen moͤgeſt? wie ſoll ich dann/ mein hoͤchſtes Gut/ ſolche Lieb wiederumb vergelten? wie kan ich fuͤr ſo groſſe Lieb gegen mich/ deiner Majeſtaͤt gnug- ſamb danckbar ſeyn? merckeſtu wohl meine Chriſtliche Seel/ wie zaͤrtlich und wie eyfferig dein GOtt dich liebe/ und wie ſehr er verlange/ daß du werdeſt ein Mit-Erb der himmliſchen Frewden? ey lieber! ſo verlaſſe dann das Jrdiſche/ verachte das Zeitliche/ und halte dich bey ſo gutem und barmhertzigen Vatter/ ſo wirſtu Barmhertzigkeit finden. 3. Weiters/ wie groß ſeye die Guͤtigkeit GOttes gegen den Suͤnder/ ſol- 4. Nun durchleſe/ mein Chriſtliche Seel/ das alte Teſtament/ und ſehe/ ob du D
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Von dem Glauben.
hoͤlliſchen Peinen erretten/ und den Fuͤrſten deiner himmliſchen Scharen zu-
geſellen moͤgeſt? wie ſoll ich dann/ mein hoͤchſtes Gut/ ſolche Lieb wiederumb
vergelten? wie kan ich fuͤr ſo groſſe Lieb gegen mich/ deiner Majeſtaͤt gnug-
ſamb danckbar ſeyn? merckeſtu wohl meine Chriſtliche Seel/ wie zaͤrtlich und
wie eyfferig dein GOtt dich liebe/ und wie ſehr er verlange/ daß du werdeſt ein
Mit-Erb der himmliſchen Frewden? ey lieber! ſo verlaſſe dann das Jrdiſche/
verachte das Zeitliche/ und halte dich bey ſo gutem und barmhertzigen Vatter/
ſo wirſtu Barmhertzigkeit finden.
3. Weiters/ wie groß ſeye die Guͤtigkeit GOttes gegen den Suͤnder/ ſol-
ches erhaͤllet auß einer Offenbahrung/ ſo dem heyl. Biſchoff Nahmens Car-
pus widerfahren. Dann da ein Unglaubiger einen Chriſtcatholiſchen Men-
ſchen von dem wahren Glauben verkehret hatte; iſt dieſer Carpus, indem er
mit denen beyden ein Chriſtliches Mitleiden tragen/ und fuͤr ſelbige haͤtte bet-
ten ſollen/ hefftig uͤber ſie erzuͤrnet worden/ und hat GOtt mit ſeinem Gebett
erſuchet/ er moͤchte dieſe beyde alsbald ihres zeitlichen Lebens berauben. Die-
ſem Supplicanten aber iſt nach eroͤffnetem Himmel Chriſtus mit einer un-
zahlbahren Schaar der Engelen erſchienen; unten aber hat ſich ein ſehr tieffer
Schlund voller Schlangen gezeigt/ an deſſen Mund dieſe zwey Maͤnner
zitterend geſtanden/ und augenblicklich ihre Hinabſtuͤrtzung erwartet: und da
der obgemeldte Biſchoff mit unzimblichem Eyffer verlangte/ daß ſie alsbald
verſchlungen wuͤrden; hat er ſeine Augen erhoͤhet/ und geſehen/ wie der mild-
reicheſte JESUS voller Barmhertzigkeit/ von ſeinem himmliſchen Thron
auffgeſtanden/ zu ihnen hinab geſtiegen und ſeine guͤtige Hand ihnen dargerei-
chet/ auch wie annebens die Engelen ihnen Huͤlff geleiſtet haben. Dem obge-
meldten Carpo aber/ als Zuſchauer ſolcher Action hat Chriſtus geſagt: Mein
lieber Carpe, ich bin bereit fuͤr das Heyl der Menſchen abermahl zu leiden:
und dieſes iſt mir angenehm/ wann nur andere Leuth nicht ſuͤndigen: du aber
urtheile/ ob es nuͤtzlich ſeye/ daß man die Wohnung bey den Schlangen/ der
Geſellſchafft Gottes und ſeiner außerwaͤhlten vorziehe.
Dion. A-
reop. Ep.
ad De-
mophil.
Hiſtoria.
4. Nun durchleſe/ mein Chriſtliche Seel/ das alte Teſtament/ und ſehe/ ob
dir nicht ſchier uͤberall begegne die Goͤttliche Miltigkeit: und damit ich ande-
re Exempeln verſchweige; wie hat der Koͤnig David den wegen ſeiner Suͤn-
den verdienten Zorn Gottes abgewendet? mit zweyen Worten: dann nach-
dem er die ernſtliche Beſtraffung auß dem Mund des Natans/ und ſcharffe
Trewungen des Herrn hatte angehoͤret/ ſagte er: peccavi Dominc: ich hab
dem Herrn geſůndiget. Kaum hatte er dieſe Wort geſprochen; und
ſiehe/ dawurde er mit dieſer holdſeligen Rede von dem obgemeldten Natan er-
frewet: der Herr hat auch deine Sůnde hinweg genommen/
du
2. Reg.
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