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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Vom Laster deß Fraaßes und der Trunckenheit.
du/ mein Vetter/ der du alle Forcht deß wahren GOttes von dir verworffen
und nunmehr eine geraume Zeit in Sänden gelebt hast/ du must mit mir
von hinnen/ und mit mir ewig brennen; mach dich zur reisen fertig/ mein
Bluts-Verwandter; wir müssen einen andern Tantzthuen/ die herrliche Ta-
fiel mit allen deinen Reichthumen mustu andern zu theil lassen/ diese Welt
muß mit einer andern unbekenten Welt verwechßlet/ und das Zeitliche mit
dem Ewigen vertauschet werden. Uber diesem hat der verdambte Geist den
Leontium ergriffen/ und mit solcher Gewalt an die Wände deß Zimmers
geschmettert/ daß mit dem Gehirn und Blut die Mauren bekleidet worden:
und weilen man von übrigem Leib nichts mehr gefunden hat/ so stehet zu
glauben/ daß dieser Groß-Vatter seinen Vetter mie Leib und Seel zu sich
in die ewige Verdambnuß hinweg geschlept habe. Dieß ist der Außgang
eines Gast-Mahls.

7. Was nun bißhero von dem Fraß gemeldet worden/ daß kan ebenfals
von der Trunckenheit gesagt werden; und gleich wie diese beyde Laster sich
immer pflegen zu vergesellschafften; also findet man/ daß von einem so wohl/
als vom andern sehr merckliche Ubel entstanden seynd. Der fromme LothGen. 19.
hat durch die böse Exempel seiner Nachbarn/ der Sodomiter und Gomor-
reyer nicht können zum Fall gebracht werden; vom Wein aber ist er über-
wunden worden/ und hat sich in der Trunckenheit mit einer doppelten Blut-
Schand beflecket. Der starcke Samson/ da er vom Wein berauschet ist/Jud. 16.
wird er durch eine Buhlerin seinen Feinden in die Hände gelieffert. Da-
hero ermahnet uns der Apostel/ und sagt: Sauffet euch nicht vollc. 5. 18.
im Wein/ darin ein unzuchtig wesen ist. Und der H. Hierony-In Reg.
Mon.

mus haltet darfür/ daß alle/ so der Trunckenheit zugethan seynd (so da nemb-
lich ohne Rausch nicht schlaffen können) recht und wohl Kinder Belial/ das
ist Kinder deß Teuffels mögen genennet werden; dieweilen der Bauch/ so
vom Wein siedet/ gar leicht zur Geilheit überlauffet. Mit einer andern
gar schönen Gleichnuß trettet ebenfals herfür der H. Chrysostomus/ und
spricht: Gleich wie ein Schiff/ so mit dem Wasser erfulletHom. 9.
in Gen.

wird/ in den Grund sincket/ wanns nicht kan erschöfft
werden; also gehet der Mensch zu Grund/ wann er sich
dem gefährlichen Meer der fullerey und Trunckenheit
vertrauet: er verlieret alle seine Vernunfft/ und wird in den
Abgruund der Höllen gesturtzet.
Solstu nun/ mein Christliche
Seel/ über diese Meinung der H. H. Vätter ein bedencken haben; als

wann
K k k 3

Vom Laſter deß Fraaßes und der Trunckenheit.
du/ mein Vetter/ der du alle Forcht deß wahren GOttes von dir verworffen
und nunmehr eine geraume Zeit in Saͤnden gelebt haſt/ du muſt mit mir
von hinnen/ und mit mir ewig brennen; mach dich zur reiſen fertig/ mein
Bluts-Verwandter; wir muͤſſen einen andern Tantzthuen/ die herrliche Ta-
fiel mit allen deinen Reichthumen muſtu andern zu theil laſſen/ dieſe Welt
muß mit einer andern unbekenten Welt verwechßlet/ und das Zeitliche mit
dem Ewigen vertauſchet werden. Uber dieſem hat der verdambte Geiſt den
Leontium ergriffen/ und mit ſolcher Gewalt an die Waͤnde deß Zimmers
geſchmettert/ daß mit dem Gehirn und Blut die Mauren bekleidet worden:
und weilen man von uͤbrigem Leib nichts mehr gefunden hat/ ſo ſtehet zu
glauben/ daß dieſer Groß-Vatter ſeinen Vetter mie Leib und Seel zu ſich
in die ewige Verdambnuß hinweg geſchlept habe. Dieß iſt der Außgang
eines Gaſt-Mahls.

7. Was nun bißhero von dem Fraß gemeldet worden/ daß kan ebenfals
von der Trunckenheit geſagt werden; und gleich wie dieſe beyde Laſter ſich
immer pflegen zu vergeſellſchafften; alſo findet man/ daß von einem ſo wohl/
als vom andern ſehr merckliche Ubel entſtanden ſeynd. Der fromme LothGen. 19.
hat durch die boͤſe Exempel ſeiner Nachbarn/ der Sodomiter und Gomor-
reyer nicht koͤnnen zum Fall gebracht werden; vom Wein aber iſt er uͤber-
wunden worden/ und hat ſich in der Trunckenheit mit einer doppelten Blut-
Schand beflecket. Der ſtarcke Samſon/ da er vom Wein berauſchet iſt/Jud. 16.
wird er durch eine Buhlerin ſeinen Feinden in die Haͤnde gelieffert. Da-
hero ermahnet uns der Apoſtel/ und ſagt: Sauffet euch nicht vollc. 5. 18.
im Wein/ darin ein unzůchtig weſen iſt. Und der H. Hierony-In Reg.
Mon.

mus haltet darfuͤr/ daß alle/ ſo der Trunckenheit zugethan ſeynd (ſo da nemb-
lich ohne Rauſch nicht ſchlaffen koͤnnen) recht und wohl Kinder Belial/ das
iſt Kinder deß Teuffels moͤgen genennet werden; dieweilen der Bauch/ ſo
vom Wein ſiedet/ gar leicht zur Geilheit uͤberlauffet. Mit einer andern
gar ſchoͤnen Gleichnuß trettet ebenfals herfuͤr der H. Chryſoſtomus/ und
ſpricht: Gleich wie ein Schiff/ ſo mit dem Waſſer erfůlletHom. 9.
in Gen.

wird/ in den Grund ſincket/ wanns nicht kan erſchoͤfft
werden; alſo gehet der Menſch zu Grund/ wann er ſich
dem gefaͤhrlichen Meer der fůllerey und Trunckenheit
vertrauet: er verlieret alle ſeine Vernunfft/ und wird in den
Abgruund der Hoͤllen geſtůrtzet.
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Seel/ uͤber dieſe Meinung der H. H. Vaͤtter ein bedencken haben; als

wann
K k k 3
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[445/0473] Vom Laſter deß Fraaßes und der Trunckenheit. du/ mein Vetter/ der du alle Forcht deß wahren GOttes von dir verworffen und nunmehr eine geraume Zeit in Saͤnden gelebt haſt/ du muſt mit mir von hinnen/ und mit mir ewig brennen; mach dich zur reiſen fertig/ mein Bluts-Verwandter; wir muͤſſen einen andern Tantzthuen/ die herrliche Ta- fiel mit allen deinen Reichthumen muſtu andern zu theil laſſen/ dieſe Welt muß mit einer andern unbekenten Welt verwechßlet/ und das Zeitliche mit dem Ewigen vertauſchet werden. Uber dieſem hat der verdambte Geiſt den Leontium ergriffen/ und mit ſolcher Gewalt an die Waͤnde deß Zimmers geſchmettert/ daß mit dem Gehirn und Blut die Mauren bekleidet worden: und weilen man von uͤbrigem Leib nichts mehr gefunden hat/ ſo ſtehet zu glauben/ daß dieſer Groß-Vatter ſeinen Vetter mie Leib und Seel zu ſich in die ewige Verdambnuß hinweg geſchlept habe. Dieß iſt der Außgang eines Gaſt-Mahls. 7. Was nun bißhero von dem Fraß gemeldet worden/ daß kan ebenfals von der Trunckenheit geſagt werden; und gleich wie dieſe beyde Laſter ſich immer pflegen zu vergeſellſchafften; alſo findet man/ daß von einem ſo wohl/ als vom andern ſehr merckliche Ubel entſtanden ſeynd. Der fromme Loth hat durch die boͤſe Exempel ſeiner Nachbarn/ der Sodomiter und Gomor- reyer nicht koͤnnen zum Fall gebracht werden; vom Wein aber iſt er uͤber- wunden worden/ und hat ſich in der Trunckenheit mit einer doppelten Blut- Schand beflecket. Der ſtarcke Samſon/ da er vom Wein berauſchet iſt/ wird er durch eine Buhlerin ſeinen Feinden in die Haͤnde gelieffert. Da- hero ermahnet uns der Apoſtel/ und ſagt: Sauffet euch nicht voll im Wein/ darin ein unzůchtig weſen iſt. Und der H. Hierony- mus haltet darfuͤr/ daß alle/ ſo der Trunckenheit zugethan ſeynd (ſo da nemb- lich ohne Rauſch nicht ſchlaffen koͤnnen) recht und wohl Kinder Belial/ das iſt Kinder deß Teuffels moͤgen genennet werden; dieweilen der Bauch/ ſo vom Wein ſiedet/ gar leicht zur Geilheit uͤberlauffet. Mit einer andern gar ſchoͤnen Gleichnuß trettet ebenfals herfuͤr der H. Chryſoſtomus/ und ſpricht: Gleich wie ein Schiff/ ſo mit dem Waſſer erfůllet wird/ in den Grund ſincket/ wanns nicht kan erſchoͤfft werden; alſo gehet der Menſch zu Grund/ wann er ſich dem gefaͤhrlichen Meer der fůllerey und Trunckenheit vertrauet: er verlieret alle ſeine Vernunfft/ und wird in den Abgruund der Hoͤllen geſtůrtzet. Solſtu nun/ mein Chriſtliche Seel/ uͤber dieſe Meinung der H. H. Vaͤtter ein bedencken haben; als wann Gen. 19. Jud. 16. c. 5. 18. In Reg. Mon. Hom. 9. in Gen. K k k 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/473>, abgerufen am 22.11.2024.