Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Glauben. len Widerwärtigkeiten; dann diese alle geringeren Werths/ als dieMarter selbst/ geschätzet werden; derhalben der jenige/ so diese gringe Be- schwärnüssen nicht ertragen kan/ wird ungezweiffelt zur Marter unbe- quem seyn; darauß erfolget/ daß sothaner Will vor den Glauben zu sterben/ kein wahrer und auffrichtiger Will seye: sintemahlen dersel- bige einen grossen und schwähren Last außzustehen nicht vermag/ welcher einen wenigern und leichteren zu tragen nicht bestand ist. Was ist nun anders übrig/ mein Christliche Seel/ als daß du dich befleissest/ da es noch Zeit ist/ öfftere innerliche Glaubens-Bekändtnüssen benebens einer hertzlichen Begierde umb CHrtsti Willen zu sterben/ in deiner See- len zu erwecken. Damit du aber/ Krafft dieser Begierde/ die ewige Belohnungs- Cron darvon tragest; leyde standhäfftiglich die vorfallen- de Widerwertigkeiten/ meide die Sünden/ und verrichte die Wercke deß Glaubens: und wann diesem allem möglichst wirdst nachgelebt ha- ben/ so vertraue auff GOtt/ und versichere dich in demselben/ daß du die versprochene Belohnung unfehlbarlich erlangen werdest. Die andere Geistliche LECTION Von der Zweyten Theologischen Tugendt/ nemblich der HOFFNVNG. Confugimus ad tenendum propositam spem, quam si-Hebr. 6. Lasset uns unsere Zuflucht dahin nehmen/ daß Der Erste Theil. ALdieweilen die Hoffnung eine grosse Gemein- und Nachbarschafft jenige B 2
Von dem Glauben. len Widerwaͤrtigkeiten; dann dieſe alle geringeren Werths/ als dieMarter ſelbſt/ geſchaͤtzet werden; derhalben der jenige/ ſo dieſe gringe Be- ſchwaͤrnuͤſſen nicht ertragen kan/ wird ungezweiffelt zur Marter unbe- quem ſeyn; darauß erfolget/ daß ſothaner Will vor den Glauben zu ſterben/ kein wahrer und auffrichtiger Will ſeye: ſintemahlen derſel- bige einen groſſen und ſchwaͤhren Laſt außzuſtehen nicht vermag/ welcher einen wenigern und leichteren zu tragen nicht beſtand iſt. Was iſt nun anders uͤbrig/ mein Chriſtliche Seel/ als daß du dich befleiſſeſt/ da es noch Zeit iſt/ oͤfftere innerliche Glaubens-Bekaͤndtnuͤſſen benebens einer hertzlichen Begierde umb CHrtſti Willen zu ſterben/ in deiner See- len zu erwecken. Damit du aber/ Krafft dieſer Begierde/ die ewige Belohnungs- Cron darvon trageſt; leyde ſtandhaͤfftiglich die vorfallen- de Widerwertigkeiten/ meide die Suͤnden/ und verrichte die Wercke deß Glaubens: und wann dieſem allem moͤglichſt wirdſt nachgelebt ha- ben/ ſo vertraue auff GOtt/ und verſichere dich in demſelben/ daß du die verſprochene Belohnung unfehlbarlich erlangen werdeſt. Die andere Geiſtliche LECTION Von der Zweyten Theologiſchen Tugendt/ nemblich der HOFFNVNG. Confugimus ad tenendum propoſitam ſpem, quam ſi-Hebr. 6. Laſſet uns unſere Zuflucht dahin nehmen/ daß Der Erſte Theil. ALdieweilen die Hoffnung eine groſſe Gemein- und Nachbarſchafft jenige B 2
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Von dem Glauben.
len Widerwaͤrtigkeiten; dann dieſe alle geringeren Werths/ als die
Marter ſelbſt/ geſchaͤtzet werden; derhalben der jenige/ ſo dieſe gringe Be-
ſchwaͤrnuͤſſen nicht ertragen kan/ wird ungezweiffelt zur Marter unbe-
quem ſeyn; darauß erfolget/ daß ſothaner Will vor den Glauben zu
ſterben/ kein wahrer und auffrichtiger Will ſeye: ſintemahlen derſel-
bige einen groſſen und ſchwaͤhren Laſt außzuſtehen nicht vermag/ welcher
einen wenigern und leichteren zu tragen nicht beſtand iſt. Was iſt nun
anders uͤbrig/ mein Chriſtliche Seel/ als daß du dich befleiſſeſt/ da
es noch Zeit iſt/ oͤfftere innerliche Glaubens-Bekaͤndtnuͤſſen benebens
einer hertzlichen Begierde umb CHrtſti Willen zu ſterben/ in deiner See-
len zu erwecken. Damit du aber/ Krafft dieſer Begierde/ die ewige
Belohnungs- Cron darvon trageſt; leyde ſtandhaͤfftiglich die vorfallen-
de Widerwertigkeiten/ meide die Suͤnden/ und verrichte die Wercke
deß Glaubens: und wann dieſem allem moͤglichſt wirdſt nachgelebt ha-
ben/ ſo vertraue auff GOtt/ und verſichere dich in demſelben/ daß
du die verſprochene Belohnung unfehlbarlich erlangen werdeſt.
Die andere Geiſtliche
LECTION
Von der
Zweyten Theologiſchen Tugendt/ nemblich der
HOFFNVNG.
Confugimus ad tenendum propoſitam ſpem, quam ſi-
cut anchoram habemus animæ tutam ac firmam.
Laſſet uns unſere Zuflucht dahin nehmen/ daß
wir die fuͤrgelegte Hoffnung erhalten/ welche wir ha-
ben als einen ſicheren und veſten Ancker der Seelen.
Der Erſte Theil.
ALdieweilen die Hoffnung eine groſſe Gemein- und Nachbarſchafft
hat mit dem Glauben; dann/ Laut Zeugnuß deß Apoſtals/ iſt
der Glaub das Grundveſt der Dinge/ die man hoffet; und die
jenige
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/39>, abgerufen am 16.02.2025. |