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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Sechs und Zwantzigste Geistliche Lection
Gen. 45.
v.
8.
Jch bin hergesandt/ nicht durch eweren Rath/ sondern
durch den Willen Gottes.
Weiters ist nöthig/ daß er in allem den
Willen Gottes als eine gerechte Verhängnuß erkenne/ und verehre mit dem
David/ der in seinem hundert und viertzigsten Psalmen seinen GOtt also
v. 17.
L. 3. con-
tra Jul.
c
18.
anredet: Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen/ und
heilig in allen seinen Wercken: Dann Gott/
wie der Heil. Au-
gustmus sagt/ kan einige ohne ihre gute Verdiensten erretten/
weilen er gut ist: er kan aber keinen ohne böse Verdiensten
verdammen/ weilen er gerecht ist:
Dahero müssen wir in allem/
was uns immer widerfahret/ unsere Augen mit dem Königlichen Propheten
Ps. 118.
v.
137.
zu der göttlichen Gerechtigkeit erheben/ und sagen: Herr du bist ge-
recht/ und deine Gerichte seynd recht:
Daß ist/ deine Gerichte
seynd zu einem sehr guten Ziel verordnet/ nemblich/ daß du oder straffest/ oder
versuchest/ oder belohnest. So soll dann ein jeder Geistliche/ welcher der Voll-
kommenheit obliget/ wegen aller auch immer vorkommenden widrigen Zu-
fällen und Unglück ja nicht betrübet werden; sondern seinen Willen in allem
mit dem Willen Gottes vereinigen/ und an selbigem ein Wohlgefallen tra-
L. 2. de
fid. c.
29.
gen: und daß zwarn billig; sintemahlen/ nach den Worten deß H. Joannis
Damasceni,
alles was da geschicht auß GOttes Vorsichtigkeit/ muß noth-
wendiglich überauß stattlich und göttlich dergestalt geschehen/ daß es niema-
len besser seyn könne: diesem stimmet der H. Vatter Augustinus mit folgen-
Tom. 1. l.
de quant
anim. e.
39.
Sap. 8. v.

1.
der Meinung bey/ und sagt: Es ist durch die Gerechtigkeit deß
wahren und höchsten GOttes geschehen/ daß nicht allein
alles ist; sondern auch also ist/ daß es keines wegs besser
seyn möge:
Daß aber diesem also seye/ lehret uns die göttliche H. Schrifft
mit folgenden Worten: Also strecket sich die Weißheit GOttes
gewaltiglich von einem End biß zum andern/ und verord-
net alle Ding lieblich:
Und der fromme und weise Job sagt: Nichts
geschicht auff Erden ohne Vrsach:
sondern GOtt hat/ nach
Sap. 11. v.
21.
Zeugnüß deß weisesten Salomonis/ alle Ding in der Maß/ und in
der Zahl/ und im Gewichte verordnet.
Obwohl nun viel Böses
in der Welt geschicht/ und viele Fehler begangen werden/ so bleibt doch dieses
vorgemeldte alles in seinem Werth/ und ist in aller Warheit gegründet:
dann/ obschon Gott/ als ein absonderlicher Vorseher/ schuldig ist/ so viel er
kan/ zu fliehen und zu verhindern die jenige Mängel und Ubel deren Dingen/
so dessen Herrschafft und Fürsichtigkeit unterworffen werden; so hats doch
mit selbigem/ als einem general oder allgemeinen Verseher/ ein andere Be-

schaffenheit;

Die Sechs und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
Gen. 45.
v.
8.
Jch bin hergeſandt/ nicht durch eweren Rath/ ſondern
durch den Willen Gottes.
Weiters iſt noͤthig/ daß er in allem den
Willen Gottes als eine gerechte Verhaͤngnuß erkenne/ und verehre mit dem
David/ der in ſeinem hundert und viertzigſten Pſalmen ſeinen GOtt alſo
v. 17.
L. 3. con-
tra Jul.
c
18.
anredet: Der Herr iſt gerecht in allen ſeinen Wegen/ und
heilig in allen ſeinen Wercken: Dann Gott/
wie der Heil. Au-
guſtmus ſagt/ kan einige ohne ihre gute Verdienſten erretten/
weilen er gut iſt: er kan aber keinen ohne boͤſe Verdienſten
verdammen/ weilen er gerecht iſt:
Dahero muͤſſen wir in allem/
was uns immer widerfahret/ unſere Augen mit dem Koͤniglichen Propheten
Pſ. 118.
v.
137.
zu der goͤttlichen Gerechtigkeit erheben/ und ſagen: Herr du biſt ge-
recht/ und deine Gerichte ſeynd recht:
Daß iſt/ deine Gerichte
ſeynd zu einem ſehr guten Ziel verordnet/ nemblich/ daß du oder ſtraffeſt/ oder
verſucheſt/ oder belohneſt. So ſoll dann ein jeder Geiſtliche/ welcher der Voll-
kommenheit obliget/ wegen aller auch immer vorkommenden widrigen Zu-
faͤllen und Ungluͤck ja nicht betruͤbet werden; ſondern ſeinen Willen in allem
mit dem Willen Gottes vereinigen/ und an ſelbigem ein Wohlgefallen tra-
L. 2. de
fid. c.
29.
gen: und daß zwarn billig; ſintemahlen/ nach den Worten deß H. Joannis
Damaſceni,
alles was da geſchicht auß GOttes Vorſichtigkeit/ muß noth-
wendiglich uͤberauß ſtattlich und goͤttlich dergeſtalt geſchehen/ daß es niema-
len beſſer ſeyn koͤnne: dieſem ſtimmet der H. Vatter Auguſtinus mit folgen-
Tom. 1. l.
de quant
anim. e.
39.
Sap. 8. v.

1.
der Meinung bey/ und ſagt: Es iſt durch die Gerechtigkeit deß
wahren und hoͤchſten GOttes geſchehen/ daß nicht allein
alles iſt; ſondern auch alſo iſt/ daß es keines wegs beſſer
ſeyn moͤge:
Daß aber dieſem alſo ſeye/ lehret uns die goͤttliche H. Schrifft
mit folgenden Worten: Alſo ſtrecket ſich die Weißheit GOttes
gewaltiglich von einem End biß zum andern/ und verord-
net alle Ding lieblich:
Und der fromme und weiſe Job ſagt: Nichts
geſchicht auff Erden ohne Vrſach:
ſondern GOtt hat/ nach
Sap. 11. v.
21.
Zeugnuͤß deß weiſeſten Salomonis/ alle Ding in der Maß/ und in
der Zahl/ und im Gewichte verordnet.
Obwohl nun viel Boͤſes
in der Welt geſchicht/ und viele Fehler begangen werden/ ſo bleibt doch dieſes
vorgemeldte alles in ſeinem Werth/ und iſt in aller Warheit gegruͤndet:
dann/ obſchon Gott/ als ein abſonderlicher Vorſeher/ ſchuldig iſt/ ſo viel er
kan/ zu fliehen und zu verhindern die jenige Maͤngel und Ubel deren Dingen/
ſo deſſen Herrſchafft und Fuͤrſichtigkeit unterworffen werden; ſo hats doch
mit ſelbigem/ als einem general oder allgemeinen Verſeher/ ein andere Be-

ſchaffenheit;
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[330/0358] Die Sechs und Zwantzigſte Geiſtliche Lection Jch bin hergeſandt/ nicht durch eweren Rath/ ſondern durch den Willen Gottes. Weiters iſt noͤthig/ daß er in allem den Willen Gottes als eine gerechte Verhaͤngnuß erkenne/ und verehre mit dem David/ der in ſeinem hundert und viertzigſten Pſalmen ſeinen GOtt alſo anredet: Der Herr iſt gerecht in allen ſeinen Wegen/ und heilig in allen ſeinen Wercken: Dann Gott/ wie der Heil. Au- guſtmus ſagt/ kan einige ohne ihre gute Verdienſten erretten/ weilen er gut iſt: er kan aber keinen ohne boͤſe Verdienſten verdammen/ weilen er gerecht iſt: Dahero muͤſſen wir in allem/ was uns immer widerfahret/ unſere Augen mit dem Koͤniglichen Propheten zu der goͤttlichen Gerechtigkeit erheben/ und ſagen: Herr du biſt ge- recht/ und deine Gerichte ſeynd recht: Daß iſt/ deine Gerichte ſeynd zu einem ſehr guten Ziel verordnet/ nemblich/ daß du oder ſtraffeſt/ oder verſucheſt/ oder belohneſt. So ſoll dann ein jeder Geiſtliche/ welcher der Voll- kommenheit obliget/ wegen aller auch immer vorkommenden widrigen Zu- faͤllen und Ungluͤck ja nicht betruͤbet werden; ſondern ſeinen Willen in allem mit dem Willen Gottes vereinigen/ und an ſelbigem ein Wohlgefallen tra- gen: und daß zwarn billig; ſintemahlen/ nach den Worten deß H. Joannis Damaſceni, alles was da geſchicht auß GOttes Vorſichtigkeit/ muß noth- wendiglich uͤberauß ſtattlich und goͤttlich dergeſtalt geſchehen/ daß es niema- len beſſer ſeyn koͤnne: dieſem ſtimmet der H. Vatter Auguſtinus mit folgen- der Meinung bey/ und ſagt: Es iſt durch die Gerechtigkeit deß wahren und hoͤchſten GOttes geſchehen/ daß nicht allein alles iſt; ſondern auch alſo iſt/ daß es keines wegs beſſer ſeyn moͤge: Daß aber dieſem alſo ſeye/ lehret uns die goͤttliche H. Schrifft mit folgenden Worten: Alſo ſtrecket ſich die Weißheit GOttes gewaltiglich von einem End biß zum andern/ und verord- net alle Ding lieblich: Und der fromme und weiſe Job ſagt: Nichts geſchicht auff Erden ohne Vrſach: ſondern GOtt hat/ nach Zeugnuͤß deß weiſeſten Salomonis/ alle Ding in der Maß/ und in der Zahl/ und im Gewichte verordnet. Obwohl nun viel Boͤſes in der Welt geſchicht/ und viele Fehler begangen werden/ ſo bleibt doch dieſes vorgemeldte alles in ſeinem Werth/ und iſt in aller Warheit gegruͤndet: dann/ obſchon Gott/ als ein abſonderlicher Vorſeher/ ſchuldig iſt/ ſo viel er kan/ zu fliehen und zu verhindern die jenige Maͤngel und Ubel deren Dingen/ ſo deſſen Herrſchafft und Fuͤrſichtigkeit unterworffen werden; ſo hats doch mit ſelbigem/ als einem general oder allgemeinen Verſeher/ ein andere Be- ſchaffenheit; Gen. 45. v. 8. v. 17. L. 3. con- tra Jul. c 18. Pſ. 118. v. 137. L. 2. de fid. c. 29. Tom. 1. l. de quant anim. e. 39. Sap. 8. v. 1. Sap. 11. v. 21.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/358>, abgerufen am 27.11.2024.