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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die erste Geistliche Lection
sagt: Was nutzt es/ meine Bruder/ so jemand sagt/
c. 2. v.
14.
er habe den Glauben/ und hat aber die Wercke nicht?
wird ihn der Glaub auch seelig machen können?
und
folgends erklähret der gemeldte Apostel/ worinnen der wahre Glaub ei-
ibid. v.
21.
gentlich bestehe/ mit diesen Worten: Jst nicht Abraham unser
Vatter auß den Wercken gerechtfertiget worden/ da
er Jsaac seinen Sohn auff dem Altar opfferte:
Sie-
hestu nun wie der Glaub mit deß Abrahams Wercken mitwirckete/
daß also derselbe auß den Wercken ist vollzogen worden? Billig ha-
ben dann die fünff thorichte Jungfrauen hören müssen: Warlich
sage ich euch/ ich kenne euch nicht.
Können derhalhen
nicht füglich diejenige Christ-Catholische denen thorichten Jungfrau-
en verglichen werden/ die den Glauben ohne die Wercke haben?
dann gleich wie diese fünff/ ob sie schon seynd gewesen Jungfrauen/
gleichwohl zur Thür der ewigen Seeligkeit nicht seynd eingelassen
worden; dieweilen ihnen das Oehl der Liebe ermangelt hat: eben
solcher Gestalt/ wann schon alle Christ-Catholische Menschen/ al-
so zu reden/ können Jungfrauen genennet werden/ dieweilen sie
durch keine Ketzerey geschwächet/ werden jedoch nicht alle zur Hoch-
zeit deß Göttlichen Lambs gelassen werden; sondern viele unter ih-
nen/ so da werden zum himmlischen Paradeiß wollen eingehen/ wer-
den hören von CHristo: Warlich/ warlich sage ich euch/
ich kenne euch nicht.
Diejenige nemblich/ so die Lampen/
daß ist/ den Glauben allein/ und nicht das Oehl oder die Wercke
deß Glaubens haben werden.

5. Dann so viele immer unter den Christ-Catholischen ge-
funden werden/ glauben alle/ so wohl Geist- als Weltliche an die
Wort CHristi: Keiner der seine Hand an den Pflug
Luc. 9.legt/ und siehet zuruck zum Reicch GOttes. Und
nichts destoweniger/ wie offtmal muß man/ leyder GOttes! von
übelgeschlagteten Geistlichen hören: ach hätte ich keine Profession
gethan! es gereuet mich tausendmahl/ daß ich bey zeiten den Or-
den nicht verlassen habe; und dergleichen. Diese unfreywillige
Geistliche wegen alsolcher Reu und Leydwesen über ihren Stand ver-
lieren allen Geschmack und Lust zu den Geistlichen und Gottgefälli-

gen

Die erſte Geiſtliche Lection
ſagt: Was nutzt es/ meine Brůder/ ſo jemand ſagt/
c. 2. v.
14.
er habe den Glauben/ und hat aber die Wercke nicht?
wird ihn der Glaub auch ſeelig machen koͤnnen?
und
folgends erklaͤhret der gemeldte Apoſtel/ worinnen der wahre Glaub ei-
ibid. v.
21.
gentlich beſtehe/ mit dieſen Worten: Jſt nicht Abraham unſer
Vatter auß den Wercken gerechtfertiget worden/ da
er Jſaac ſeinen Sohn auff dem Altar opfferte:
Sie-
heſtu nun wie der Glaub mit deß Abrahams Wercken mitwirckete/
daß alſo derſelbe auß den Wercken iſt vollzogen worden? Billig ha-
ben dann die fuͤnff thorichte Jungfrauen hoͤren muͤſſen: Warlich
ſage ich euch/ ich kenne euch nicht.
Koͤnnen derhalhen
nicht fuͤglich diejenige Chriſt-Catholiſche denen thorichten Jungfrau-
en verglichen werden/ die den Glauben ohne die Wercke haben?
dann gleich wie dieſe fuͤnff/ ob ſie ſchon ſeynd geweſen Jungfrauen/
gleichwohl zur Thuͤr der ewigen Seeligkeit nicht ſeynd eingelaſſen
worden; dieweilen ihnen das Oehl der Liebe ermangelt hat: eben
ſolcher Geſtalt/ wann ſchon alle Chriſt-Catholiſche Menſchen/ al-
ſo zu reden/ koͤnnen Jungfrauen genennet werden/ dieweilen ſie
durch keine Ketzerey geſchwaͤchet/ werden jedoch nicht alle zur Hoch-
zeit deß Goͤttlichen Lambs gelaſſen werden; ſondern viele unter ih-
nen/ ſo da werden zum himmliſchen Paradeiß wollen eingehen/ wer-
den hoͤren von CHriſto: Warlich/ warlich ſage ich euch/
ich kenne euch nicht.
Diejenige nemblich/ ſo die Lampen/
daß iſt/ den Glauben allein/ und nicht das Oehl oder die Wercke
deß Glaubens haben werden.

5. Dann ſo viele immer unter den Chriſt-Catholiſchen ge-
funden werden/ glauben alle/ ſo wohl Geiſt- als Weltliche an die
Wort CHriſti: Keiner der ſeine Hand an den Pflug
Luc. 9.legt/ und ſiehet zuruck zum Reicch GOttes. Und
nichts deſtoweniger/ wie offtmal muß man/ leyder GOttes! von
uͤbelgeſchlagteten Geiſtlichen hoͤren: ach haͤtte ich keine Profeſſion
gethan! es gereuet mich tauſendmahl/ daß ich bey zeiten den Or-
den nicht verlaſſen habe; und dergleichen. Dieſe unfreywillige
Geiſtliche wegen alſolcher Reu und Leydweſen uͤber ihren Stand ver-
lieren allen Geſchmack und Luſt zu den Geiſtlichen und Gottgefaͤlli-

gen
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[6/0034] Die erſte Geiſtliche Lection ſagt: Was nutzt es/ meine Brůder/ ſo jemand ſagt/ er habe den Glauben/ und hat aber die Wercke nicht? wird ihn der Glaub auch ſeelig machen koͤnnen? und folgends erklaͤhret der gemeldte Apoſtel/ worinnen der wahre Glaub ei- gentlich beſtehe/ mit dieſen Worten: Jſt nicht Abraham unſer Vatter auß den Wercken gerechtfertiget worden/ da er Jſaac ſeinen Sohn auff dem Altar opfferte: Sie- heſtu nun wie der Glaub mit deß Abrahams Wercken mitwirckete/ daß alſo derſelbe auß den Wercken iſt vollzogen worden? Billig ha- ben dann die fuͤnff thorichte Jungfrauen hoͤren muͤſſen: Warlich ſage ich euch/ ich kenne euch nicht. Koͤnnen derhalhen nicht fuͤglich diejenige Chriſt-Catholiſche denen thorichten Jungfrau- en verglichen werden/ die den Glauben ohne die Wercke haben? dann gleich wie dieſe fuͤnff/ ob ſie ſchon ſeynd geweſen Jungfrauen/ gleichwohl zur Thuͤr der ewigen Seeligkeit nicht ſeynd eingelaſſen worden; dieweilen ihnen das Oehl der Liebe ermangelt hat: eben ſolcher Geſtalt/ wann ſchon alle Chriſt-Catholiſche Menſchen/ al- ſo zu reden/ koͤnnen Jungfrauen genennet werden/ dieweilen ſie durch keine Ketzerey geſchwaͤchet/ werden jedoch nicht alle zur Hoch- zeit deß Goͤttlichen Lambs gelaſſen werden; ſondern viele unter ih- nen/ ſo da werden zum himmliſchen Paradeiß wollen eingehen/ wer- den hoͤren von CHriſto: Warlich/ warlich ſage ich euch/ ich kenne euch nicht. Diejenige nemblich/ ſo die Lampen/ daß iſt/ den Glauben allein/ und nicht das Oehl oder die Wercke deß Glaubens haben werden. c. 2. v. 14. ibid. v. 21. 5. Dann ſo viele immer unter den Chriſt-Catholiſchen ge- funden werden/ glauben alle/ ſo wohl Geiſt- als Weltliche an die Wort CHriſti: Keiner der ſeine Hand an den Pflug legt/ und ſiehet zuruck zum Reicch GOttes. Und nichts deſtoweniger/ wie offtmal muß man/ leyder GOttes! von uͤbelgeſchlagteten Geiſtlichen hoͤren: ach haͤtte ich keine Profeſſion gethan! es gereuet mich tauſendmahl/ daß ich bey zeiten den Or- den nicht verlaſſen habe; und dergleichen. Dieſe unfreywillige Geiſtliche wegen alſolcher Reu und Leydweſen uͤber ihren Stand ver- lieren allen Geſchmack und Luſt zu den Geiſtlichen und Gottgefaͤlli- gen Luc. 9.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/34>, abgerufen am 23.11.2024.