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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem geistlichen Gespräch.
gem mit holdseligem Angesicht seinen Seegen ertheilet: Auch haben die zwey
Jünger auff ihrer Reise nach Emaus vor andern die Gnad den Herrn zu se-
hen/ durch ihr geistliches Gespräch gehabt/ und obwohl sich Christus selten
bey sothanen geistlichen Reden in sichtbarlicher Gestalt finden lasset/ so ist
doch ohne allen Zweiffel/ daß er mit einer andern Gegenwart/ nemblich mit
seiner Gottheit und Gnade derselben beywohne/ wie er selbst bey dem Heil.
Evangelisten Mattheus bezeuget: Wo zween oder drey in meinen8.
Nahmen versamblet seynd/ da will ich in mitten derselben
seyn:
das ist/ mit solcher Gegenwart/ wie jetzt gemeldet ist/ krafft deren in den
Hertzen der seinigen ein solches wircket/ daß ein jeder mit dem Königl. Prophet
außzuschreyen gezwungen werde: Wie suß seynd deine Wort mei-Psal. 118.
nem Rachen; sie seynd meinem Mund susser dann Hönig:
Weilen sie in diesen göttlichen Reden ein solche Süssigkeit deß Geistes em-
pfinden werden/ wie vorzeiten das Jsraelitische Volck in Niessung deß Him-
melbrods verspühret hat: davon die Heil. Schrifft also meldet: DuhastSap 16.
20.

dein Volck mit der Engel-Speise ernehret/ und ihnen
Brod/ daß bereit war/ vom Himmel herab ohne Arbeit ge-
geben/ daß alle Erlustigung in sich hatte/ und allerhand
süssen Geschmack:
Eine solche Süssigkeit aber häben sie in Niessung
dieses himmlischen Brod empfunden; daß wann einer diese oder jene Speiß
zu essen verlangete/ alsbald derselben Geschmack und Süssigkeit in dem
Himmel-Brod hatte.

9. Nun möchte vielleicht einer sagen: wann die Kinder Jsrael in diesem
Himmel-Brod den Geschmack aller erdencklichen Speisen gehabt; warumb
haben sie dann gegen den Herrn gemurret/ und Fleisch zu essen begehret?
Wer wird uns Fleisch zu essen geben/ sagten sie?Num. 11.
v.
5.

Wir gedencken an die Fisch/ die wir in AEgypten umbsonst
assen: es kommen uns ins Gemut die Kurbisse und Melo-
nen/ und das Lauch und die Zwiebelen/ und das Knob-
lauch. Vnsere Seel ist dorre/ unsere Augen sehen anders
nichts/ als das Manna oder Himmel-Brod:
Diese Frag beant-
wortet der Heil. Vatter Augustinus und sagt; daß nicht alle Jsraeliter die-Apud
Rodriq.
p. 2 tr. 2.
c.
13. §. 5.

se wunderbahrliche verborgene Süssigkeit deß Himmel-Brods geschmäckt
haben; sondern allein die jenige/ so frommlich und unstrafflich gelebt: den
andern aber habe selbiges einen Widerwillen und Abschewen verursachet:
Dahero kein Wunder ist/ daß diese Rebellen zu ihrem Fleisch-Speisen nach
AEgypten geseufftzet haben: Also können und müssen wir auch sagen/ daß

nicht
G g

Von dem geiſtlichen Geſpraͤch.
gem mit holdſeligem Angeſicht ſeinen Seegen ertheilet: Auch haben die zwey
Juͤnger auff ihrer Reiſe nach Emaus vor andern die Gnad den Herrn zu ſe-
hen/ durch ihr geiſtliches Geſpraͤch gehabt/ und obwohl ſich Chriſtus ſelten
bey ſothanen geiſtlichen Reden in ſichtbarlicher Geſtalt finden laſſet/ ſo iſt
doch ohne allen Zweiffel/ daß er mit einer andern Gegenwart/ nemblich mit
ſeiner Gottheit und Gnade derſelben beywohne/ wie er ſelbſt bey dem Heil.
Evangeliſten Mattheus bezeuget: Wo zween oder drey in meinen8.
Nahmen verſamblet ſeynd/ da will ich in mitten derſelben
ſeyn:
das iſt/ mit ſolcher Gegenwart/ wie jetzt gemeldet iſt/ krafft deren in den
Hertzen der ſeinigen ein ſolches wircket/ daß ein jeder mit dem Koͤnigl. Prophet
außzuſchreyen gezwungen werde: Wie ſůß ſeynd deine Wort mei-Pſal. 118.
nem Rachen; ſie ſeynd meinem Mund ſůſſer dann Hoͤnig:
Weilen ſie in dieſen goͤttlichen Reden ein ſolche Suͤſſigkeit deß Geiſtes em-
pfinden werden/ wie vorzeiten das Jſraelitiſche Volck in Nieſſung deß Him-
melbrods verſpuͤhret hat: davon die Heil. Schrifft alſo meldet: DuhaſtSap 16.
20.

dein Volck mit der Engel-Speiſe ernehret/ und ihnen
Brod/ daß bereit war/ vom Himmel herab ohne Arbeit ge-
geben/ daß alle Erlůſtigung in ſich hatte/ und allerhand
ſuͤſſen Geſchmack:
Eine ſolche Suͤſſigkeit aber haͤben ſie in Nieſſung
dieſes himmliſchen Brod empfunden; daß wann einer dieſe oder jene Speiß
zu eſſen verlangete/ alsbald derſelben Geſchmack und Suͤſſigkeit in dem
Himmel-Brod hatte.

9. Nun moͤchte vielleicht einer ſagen: wann die Kinder Jſrael in dieſem
Himmel-Brod den Geſchmack aller erdencklichen Speiſen gehabt; warumb
haben ſie dann gegen den Herrn gemurret/ und Fleiſch zu eſſen begehret?
Wer wird uns Fleiſch zu eſſen geben/ ſagten ſie?Num. 11.
v.
5.

Wir gedencken an die Fiſch/ die wir in Ægypten umbſonſt
aſſen: es kommen uns ins Gemůt die Kůrbiſſe und Melo-
nen/ und das Lauch und die Zwiebelen/ und das Knob-
lauch. Vnſere Seel iſt dorre/ unſere Augen ſehen anders
nichts/ als das Manna oder Himmel-Brod:
Dieſe Frag beant-
wortet der Heil. Vatter Auguſtinus und ſagt; daß nicht alle Jſraeliter die-Apud
Rodriq.
p. 2 tr. 2.
c.
13. §. 5.

ſe wunderbahrliche verborgene Suͤſſigkeit deß Himmel-Brods geſchmaͤckt
haben; ſondern allein die jenige/ ſo frommlich und unſtrafflich gelebt: den
andern aber habe ſelbiges einen Widerwillen und Abſchewen verurſachet:
Dahero kein Wunder iſt/ daß dieſe Rebellen zu ihrem Fleiſch-Speiſen nach
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nicht
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[233/0261] Von dem geiſtlichen Geſpraͤch. gem mit holdſeligem Angeſicht ſeinen Seegen ertheilet: Auch haben die zwey Juͤnger auff ihrer Reiſe nach Emaus vor andern die Gnad den Herrn zu ſe- hen/ durch ihr geiſtliches Geſpraͤch gehabt/ und obwohl ſich Chriſtus ſelten bey ſothanen geiſtlichen Reden in ſichtbarlicher Geſtalt finden laſſet/ ſo iſt doch ohne allen Zweiffel/ daß er mit einer andern Gegenwart/ nemblich mit ſeiner Gottheit und Gnade derſelben beywohne/ wie er ſelbſt bey dem Heil. Evangeliſten Mattheus bezeuget: Wo zween oder drey in meinen Nahmen verſamblet ſeynd/ da will ich in mitten derſelben ſeyn: das iſt/ mit ſolcher Gegenwart/ wie jetzt gemeldet iſt/ krafft deren in den Hertzen der ſeinigen ein ſolches wircket/ daß ein jeder mit dem Koͤnigl. Prophet außzuſchreyen gezwungen werde: Wie ſůß ſeynd deine Wort mei- nem Rachen; ſie ſeynd meinem Mund ſůſſer dann Hoͤnig: Weilen ſie in dieſen goͤttlichen Reden ein ſolche Suͤſſigkeit deß Geiſtes em- pfinden werden/ wie vorzeiten das Jſraelitiſche Volck in Nieſſung deß Him- melbrods verſpuͤhret hat: davon die Heil. Schrifft alſo meldet: Duhaſt dein Volck mit der Engel-Speiſe ernehret/ und ihnen Brod/ daß bereit war/ vom Himmel herab ohne Arbeit ge- geben/ daß alle Erlůſtigung in ſich hatte/ und allerhand ſuͤſſen Geſchmack: Eine ſolche Suͤſſigkeit aber haͤben ſie in Nieſſung dieſes himmliſchen Brod empfunden; daß wann einer dieſe oder jene Speiß zu eſſen verlangete/ alsbald derſelben Geſchmack und Suͤſſigkeit in dem Himmel-Brod hatte. 8. Pſal. 118. Sap 16. 20. 9. Nun moͤchte vielleicht einer ſagen: wann die Kinder Jſrael in dieſem Himmel-Brod den Geſchmack aller erdencklichen Speiſen gehabt; warumb haben ſie dann gegen den Herrn gemurret/ und Fleiſch zu eſſen begehret? Wer wird uns Fleiſch zu eſſen geben/ ſagten ſie? Wir gedencken an die Fiſch/ die wir in Ægypten umbſonſt aſſen: es kommen uns ins Gemůt die Kůrbiſſe und Melo- nen/ und das Lauch und die Zwiebelen/ und das Knob- lauch. Vnſere Seel iſt dorre/ unſere Augen ſehen anders nichts/ als das Manna oder Himmel-Brod: Dieſe Frag beant- wortet der Heil. Vatter Auguſtinus und ſagt; daß nicht alle Jſraeliter die- ſe wunderbahrliche verborgene Suͤſſigkeit deß Himmel-Brods geſchmaͤckt haben; ſondern allein die jenige/ ſo frommlich und unſtrafflich gelebt: den andern aber habe ſelbiges einen Widerwillen und Abſchewen verurſachet: Dahero kein Wunder iſt/ daß dieſe Rebellen zu ihrem Fleiſch-Speiſen nach Ægypten geſeufftzet haben: Alſo koͤnnen und muͤſſen wir auch ſagen/ daß nicht Num. 11. v. 5. Apud Rodriq. p. 2 tr. 2. c. 13. §. 5. G g

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/261>, abgerufen am 24.11.2024.