Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Neunzehende Geistliche Lection nicht alle die verborgene Frewden deß Geistes auß den geistlichen Gesprä-chen zu geniessen haben; sondern allein die jenige/ so ihrem GOTT und Herrn trewlich zu dienen sich befleissen/ und denen geistlichen Reden mit Lust/ denen weltlichen aber mit Verdruß beywohnen/ und welche die Ermah- nung deß weisen Manns nach aller Möglichkeit beobachten/ der da spricht: [c]. 9. v. 23.Alle deine Vnterredung laß von den Gebotten deß Aller- höchsten seyn: Die Ursach aber dieser Ermahnung gibt der Salomon in seinen Sprüchen/ und sagt: Ein jeglicher wird von der Frucht [c]. 12. v. 14.seines Munds viel guts empfangen: Weilen durch dergleichen GOTT gefällige Dilcursen die Seel von ihren Sünden gesaubert/ der Eyffer deß Geistes vermehret/ die Brunst der Andacht ernehret/ und die Seel selbst über sich mit alleiniger Begird der himmlischen Dingen erhoben wird: dahero ruffet billig der Heil. Vatter Hieronymus überlaut: O glück- seelige Zung/ die nichts anders zu reden weiß/ als von göttlichen Sachen! Gedenck derhalben/ mein Christliche Seel/ daß/ wann du auß den geistlichen Gesprächen noch keine Frewd schöpffest/ du auch unter die Zahl der eyfferi- gen Geistlichen nicht gehörest: Derhalben geselle dich zu der glückseeligen Gesellschafft der Kinder GOTTES/ also/ daß du oder zumahlen still- schweigest/ oder wans dir zu reden erlaubt ist/ von geistlichen Dingen redest; und auff solche Weiß wirst du ohne Zweiffel den Nutzen/ so auß den heiligen Gesprächen entstehet/ auch geniessen: dann/ wie man eine wohlriechendt Sach länger in den Händen haltet/ und in selbigen hin und wieder kehret/ desto mehrern und starckern Geruch empfindet man: und wie öffter einer die geistliche Sachen ins Gespräch einführet/ desto mehr wird er von den- selbigen zu reden und zu gedencken auffgemuntert. Dit
Die Neunzehende Geiſtliche Lection nicht alle die verborgene Frewden deß Geiſtes auß den geiſtlichen Geſpraͤ-chen zu genieſſen haben; ſondern allein die jenige/ ſo ihrem GOTT und Herrn trewlich zu dienen ſich befleiſſen/ und denen geiſtlichen Reden mit Luſt/ denen weltlichen aber mit Verdruß beywohnen/ und welche die Ermah- nung deß weiſen Manns nach aller Moͤglichkeit beobachten/ der da ſpricht: [c]. 9. v. 23.Alle deine Vnterredung laß von den Gebotten deß Aller- hoͤchſten ſeyn: Die Urſach aber dieſer Ermahnung gibt der Salomon in ſeinen Spruͤchen/ und ſagt: Ein jeglicher wird von der Frucht [c]. 12. v. 14.ſeines Munds viel guts empfangen: Weilen durch dergleichen GOTT gefaͤllige Dilcurſen die Seel von ihren Suͤnden geſaubert/ der Eyffer deß Geiſtes vermehret/ die Brunſt der Andacht ernehret/ und die Seel ſelbſt uͤber ſich mit alleiniger Begird der himmliſchen Dingen erhoben wird: dahero ruffet billig der Heil. Vatter Hieronymus uͤberlaut: O gluͤck- ſeelige Zung/ die nichts anders zu reden weiß/ als von goͤttlichen Sachen! Gedenck derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ daß/ wann du auß den geiſtlichen Geſpraͤchen noch keine Frewd ſchoͤpffeſt/ du auch unter die Zahl der eyfferi- gen Geiſtlichen nicht gehoͤreſt: Derhalben geſelle dich zu der gluͤckſeeligen Geſellſchafft der Kinder GOTTES/ alſo/ daß du oder zumahlen ſtill- ſchweigeſt/ oder wans dir zu reden erlaubt iſt/ von geiſtlichen Dingen redeſt; und auff ſolche Weiß wirſt du ohne Zweiffel den Nutzen/ ſo auß den heiligen Geſpraͤchen entſtehet/ auch genieſſen: dann/ wie man eine wohlriechendt Sach laͤnger in den Haͤnden haltet/ und in ſelbigen hin und wieder kehret/ deſto mehrern und ſtarckern Geruch empfindet man: und wie oͤffter einer die geiſtliche Sachen ins Geſpraͤch einfuͤhret/ deſto mehr wird er von den- ſelbigen zu reden und zu gedencken auffgemuntert. Dit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0262" n="234"/><fw place="top" type="header">Die Neunzehende Geiſtliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/> nicht alle die verborgene Frewden deß Geiſtes auß den geiſtlichen Geſpraͤ-<lb/> chen zu genieſſen haben; ſondern allein die jenige/ ſo ihrem GOTT und<lb/> Herrn trewlich zu dienen ſich befleiſſen/ und denen geiſtlichen Reden mit<lb/> Luſt/ denen weltlichen aber mit Verdruß beywohnen/ und welche die Ermah-<lb/> nung deß weiſen Manns nach aller Moͤglichkeit beobachten/ der da ſpricht:<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><supplied>c</supplied>. 9. v.</hi> 23.</note><hi rendition="#fr">Alle deine Vnterredung laß von den Gebotten deß Aller-<lb/> hoͤchſten ſeyn:</hi> Die Urſach aber dieſer Ermahnung gibt der Salomon<lb/> in ſeinen Spruͤchen/ und ſagt: <hi rendition="#fr">Ein jeglicher wird von der Frucht</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><supplied>c</supplied>. 12. v.</hi> 14.</note><hi rendition="#fr">ſeines Munds viel guts empfangen:</hi> Weilen durch dergleichen<lb/> GOTT gefaͤllige <hi rendition="#aq">Dilcurſ</hi>en die Seel von ihren Suͤnden geſaubert/ der<lb/> Eyffer deß Geiſtes vermehret/ die Brunſt der Andacht ernehret/ und die<lb/> Seel ſelbſt uͤber ſich mit alleiniger Begird der himmliſchen Dingen erhoben<lb/> wird: dahero ruffet billig der Heil. Vatter Hieronymus uͤberlaut: O gluͤck-<lb/> ſeelige Zung/ die nichts anders zu reden weiß/ als von goͤttlichen Sachen!<lb/> Gedenck derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ daß/ wann du auß den geiſtlichen<lb/> Geſpraͤchen noch keine Frewd ſchoͤpffeſt/ du auch unter die Zahl der eyfferi-<lb/> gen Geiſtlichen nicht gehoͤreſt: Derhalben geſelle dich zu der gluͤckſeeligen<lb/> Geſellſchafft der Kinder GOTTES/ alſo/ daß du oder zumahlen ſtill-<lb/> ſchweigeſt/ oder wans dir zu reden erlaubt iſt/ von geiſtlichen Dingen redeſt;<lb/> und auff ſolche Weiß wirſt du ohne Zweiffel den Nutzen/ ſo auß den heiligen<lb/> Geſpraͤchen entſtehet/ auch genieſſen: dann/ wie man eine wohlriechendt<lb/> Sach laͤnger in den Haͤnden haltet/ und in ſelbigen hin und wieder kehret/<lb/> deſto mehrern und ſtarckern Geruch empfindet man: und wie oͤffter einer die<lb/><hi rendition="#c">geiſtliche Sachen ins Geſpraͤch einfuͤhret/ deſto mehr wird er von den-<lb/> ſelbigen zu reden und zu gedencken auffgemuntert.</hi></p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Dit</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [234/0262]
Die Neunzehende Geiſtliche Lection
nicht alle die verborgene Frewden deß Geiſtes auß den geiſtlichen Geſpraͤ-
chen zu genieſſen haben; ſondern allein die jenige/ ſo ihrem GOTT und
Herrn trewlich zu dienen ſich befleiſſen/ und denen geiſtlichen Reden mit
Luſt/ denen weltlichen aber mit Verdruß beywohnen/ und welche die Ermah-
nung deß weiſen Manns nach aller Moͤglichkeit beobachten/ der da ſpricht:
Alle deine Vnterredung laß von den Gebotten deß Aller-
hoͤchſten ſeyn: Die Urſach aber dieſer Ermahnung gibt der Salomon
in ſeinen Spruͤchen/ und ſagt: Ein jeglicher wird von der Frucht
ſeines Munds viel guts empfangen: Weilen durch dergleichen
GOTT gefaͤllige Dilcurſen die Seel von ihren Suͤnden geſaubert/ der
Eyffer deß Geiſtes vermehret/ die Brunſt der Andacht ernehret/ und die
Seel ſelbſt uͤber ſich mit alleiniger Begird der himmliſchen Dingen erhoben
wird: dahero ruffet billig der Heil. Vatter Hieronymus uͤberlaut: O gluͤck-
ſeelige Zung/ die nichts anders zu reden weiß/ als von goͤttlichen Sachen!
Gedenck derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ daß/ wann du auß den geiſtlichen
Geſpraͤchen noch keine Frewd ſchoͤpffeſt/ du auch unter die Zahl der eyfferi-
gen Geiſtlichen nicht gehoͤreſt: Derhalben geſelle dich zu der gluͤckſeeligen
Geſellſchafft der Kinder GOTTES/ alſo/ daß du oder zumahlen ſtill-
ſchweigeſt/ oder wans dir zu reden erlaubt iſt/ von geiſtlichen Dingen redeſt;
und auff ſolche Weiß wirſt du ohne Zweiffel den Nutzen/ ſo auß den heiligen
Geſpraͤchen entſtehet/ auch genieſſen: dann/ wie man eine wohlriechendt
Sach laͤnger in den Haͤnden haltet/ und in ſelbigen hin und wieder kehret/
deſto mehrern und ſtarckern Geruch empfindet man: und wie oͤffter einer die
geiſtliche Sachen ins Geſpraͤch einfuͤhret/ deſto mehr wird er von den-
ſelbigen zu reden und zu gedencken auffgemuntert.
c. 9. v. 23.
c. 12. v. 14.
Dit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/262 |
Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/262>, abgerufen am 16.07.2024. |