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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem unnöthigen Geschwetz.
das Gebott deß Stillschweigens übertretten; sondern dörffen auch mit
Schertz- und Lach-Reden/ mit bösen und schädlichen Worten diese GOtt
gefällige Tugend verspotten? Auffs wenigst wird ihnen die obangerechte
Armut der Gnade GOTTES über den Halß kommen; nach dieser die
Verwirrung im Bösen/ und endlich die ewige Verdamnüß. Derhalben seye
du gewarnet/ mein Christliche Seel/ und hüte dich für eitelem und müssigen
Reden; was deinen Stand und Beruff nicht angehet/ das fliehe wie die
Pest/ und versichere dich/ daß der gerechte GOTT wegen der müssigen und
unnützlichen Wort von einem Geistlichen viel scharffere Rechnung als von
andern fordern werde. Jch bin immittelst der Meinung/ daß viele seyen/ so
sich gäntzlich embilden/ als stellete sich nur dieser Art der geschwetzigen Men-
schen in Gefahr deß Göttlichen Zorns/ so nemblich unkeusche/ fluchende/
zörnige/ und chrrührische Wort außgiessen. Dieß ist aber weit gefehlet; und
ist das grosse Kirchen-Liecht Ambrosius einer gantz andern Meinung/ und
sagt also: Der Todt gehet hinein durch deine Thur/ wannL. 1. de
Virg.

du Lügen redest/ wann du unkeusche Wort redest/ wann du
willmuthige Keden fuhrest; und endlich auch/ wann du
redest/ da sichs nicht gezimbt zu reden:
Alsdan aber gezimbt es
sich nicht zu reden/ wann man weiß/ daß die jenige Reden/ so man plaudern
will/ unnöthig/ unnützlich und müssig seyn: und damit du nicht vermeinest/
daß dieser Spruch deß obgemeldten Heil. Vatters bloß von mir herkomme;
als füge ich dir desselben außtrückliche Wort auch in der lateinischen
Sprach anbey: Ingreditur mors per ostium tuum, si falsa loquaris, si tur-
piter, si procaciter, postremo, si ubi non oportet, loquaris:
Siehe nun/ daß
auch vermittelst der unnöthigen Wort/ der ewige Todt deiner Seelen zusetze;
nicht eben wegen solcher unnützlichen Reden; sondern weil du dir durch selbige
den Weg zum grössern Verderben fein gemächlich bereitest/ wie man/ lei-
der Gottes/ auß der täglichen Erfahrnüß lernet/ daß der meiste theil der Men-
schen nicht urplötzlich/ sondern allgemach in den Abgrund der Sünden steige.

4. Dieses wäre vielleicht der H. und Jungfräwlichen Mutter TheresiaeRibe[r]a
in Vit.
Historia.

begegnet/ wan derselben nicht ihr himmlischer Bräutigam wäre vorkommen:
zumahlen diese Heil. Jungfraw zum Anfang deß geistlichen Lebens/ mit den
weltlichen Lauthen gern zu schaffen gehabt; und nachdem sie sich einsmahls
mit denselben in einige zu ihrem Stand ungehörige Reden eingelassen/ ist ihr
vor dem Spräch- Hauß/ der gantz jämmerlich verwundete/ und mit frischem
Blut besprengte CHRJSTUS erschienen/ und gesagt: O mein
liebe Tochter Theresia, du hast mich mit deinen weltlichen Gesprägen
also verwundet. Auff diese klägliche Wort ist die Jungfraw voller Forche

und
E e 2

Von dem unnoͤthigen Geſchwetz.
das Gebott deß Stillſchweigens uͤbertretten; ſondern doͤrffen auch mit
Schertz- und Lach-Reden/ mit boͤſen und ſchaͤdlichen Worten dieſe GOtt
gefaͤllige Tugend verſpotten? Auffs wenigſt wird ihnen die obangerechte
Armut der Gnade GOTTES uͤber den Halß kommen; nach dieſer die
Verwirrung im Boͤſen/ und endlich die ewige Verdamnuͤß. Derhalben ſeye
du gewarnet/ mein Chriſtliche Seel/ und huͤte dich fuͤr eitelem und muͤſſigen
Reden; was deinen Stand und Beruff nicht angehet/ das fliehe wie die
Peſt/ und verſichere dich/ daß der gerechte GOTT wegen der muͤſſigen und
unnuͤtzlichen Wort von einem Geiſtlichen viel ſcharffere Rechnung als von
andern fordern werde. Jch bin immittelſt der Meinung/ daß viele ſeyen/ ſo
ſich gaͤntzlich embilden/ als ſtellete ſich nur dieſer Art der geſchwetzigen Men-
ſchen in Gefahr deß Goͤttlichen Zorns/ ſo nemblich unkeuſche/ fluchende/
zoͤrnige/ und chrruͤhriſche Wort außgieſſen. Dieß iſt aber weit gefehlet; und
iſt das groſſe Kirchen-Liecht Ambroſius einer gantz andern Meinung/ und
ſagt alſo: Der Todt gehet hinein durch deine Thůr/ wannL. 1. de
Virg.

du Lügen redeſt/ wann du unkeuſche Wort redeſt/ wann du
willmůthige Keden fůhreſt; und endlich auch/ wann du
redeſt/ da ſichs nicht gezimbt zu reden:
Alsdan aber gezimbt es
ſich nicht zu reden/ wann man weiß/ daß die jenige Reden/ ſo man plaudern
will/ unnoͤthig/ unnuͤtzlich und muͤſſig ſeyn: und damit du nicht vermeineſt/
daß dieſer Spruch deß obgemeldten Heil. Vatters bloß von mir herkomme;
als fuͤge ich dir deſſelben außtruͤckliche Wort auch in der lateiniſchen
Sprach anbey: Ingreditur mors per oſtium tuum, ſi falſa loquaris, ſi tur-
piter, ſi procaciter, poſtremò, ſi ubi non oportet, loquaris:
Siehe nun/ daß
auch vermittelſt der unnoͤthigen Wort/ der ewige Todt deiner Seelen zuſetze;
nicht eben wegen ſolcher unnuͤtzlichen Reden; ſondern weil du dir durch ſelbige
den Weg zum groͤſſern Verderben fein gemaͤchlich bereiteſt/ wie man/ lei-
der Gottes/ auß der taͤglichen Erfahrnuͤß lernet/ daß der meiſte theil der Men-
ſchen nicht urploͤtzlich/ ſondern allgemach in den Abgrund der Suͤnden ſteige.

4. Dieſes waͤre vielleicht der H. und Jungfraͤwlichen Mutter ThereſiæRibe[r]a
in Vit.
Hiſtoria.

begegnet/ wan derſelben nicht ihr himmliſcher Braͤutigam waͤre vorkommen:
zumahlen dieſe Heil. Jungfraw zum Anfang deß geiſtlichen Lebens/ mit den
weltlichen Lauthen gern zu ſchaffen gehabt; und nachdem ſie ſich einsmahls
mit denſelben in einige zu ihrem Stand ungehoͤrige Reden eingelaſſen/ iſt ihr
vor dem Spraͤch- Hauß/ der gantz jaͤmmerlich verwundete/ und mit friſchem
Blut beſprengte CHRJSTUS erſchienen/ und geſagt: O mein
liebe Tochter Thereſia, du haſt mich mit deinen weltlichen Geſpraͤgen
alſo verwundet. Auff dieſe klaͤgliche Wort iſt die Jungfraw voller Forche

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[219/0247] Von dem unnoͤthigen Geſchwetz. das Gebott deß Stillſchweigens uͤbertretten; ſondern doͤrffen auch mit Schertz- und Lach-Reden/ mit boͤſen und ſchaͤdlichen Worten dieſe GOtt gefaͤllige Tugend verſpotten? Auffs wenigſt wird ihnen die obangerechte Armut der Gnade GOTTES uͤber den Halß kommen; nach dieſer die Verwirrung im Boͤſen/ und endlich die ewige Verdamnuͤß. Derhalben ſeye du gewarnet/ mein Chriſtliche Seel/ und huͤte dich fuͤr eitelem und muͤſſigen Reden; was deinen Stand und Beruff nicht angehet/ das fliehe wie die Peſt/ und verſichere dich/ daß der gerechte GOTT wegen der muͤſſigen und unnuͤtzlichen Wort von einem Geiſtlichen viel ſcharffere Rechnung als von andern fordern werde. Jch bin immittelſt der Meinung/ daß viele ſeyen/ ſo ſich gaͤntzlich embilden/ als ſtellete ſich nur dieſer Art der geſchwetzigen Men- ſchen in Gefahr deß Goͤttlichen Zorns/ ſo nemblich unkeuſche/ fluchende/ zoͤrnige/ und chrruͤhriſche Wort außgieſſen. Dieß iſt aber weit gefehlet; und iſt das groſſe Kirchen-Liecht Ambroſius einer gantz andern Meinung/ und ſagt alſo: Der Todt gehet hinein durch deine Thůr/ wann du Lügen redeſt/ wann du unkeuſche Wort redeſt/ wann du willmůthige Keden fůhreſt; und endlich auch/ wann du redeſt/ da ſichs nicht gezimbt zu reden: Alsdan aber gezimbt es ſich nicht zu reden/ wann man weiß/ daß die jenige Reden/ ſo man plaudern will/ unnoͤthig/ unnuͤtzlich und muͤſſig ſeyn: und damit du nicht vermeineſt/ daß dieſer Spruch deß obgemeldten Heil. Vatters bloß von mir herkomme; als fuͤge ich dir deſſelben außtruͤckliche Wort auch in der lateiniſchen Sprach anbey: Ingreditur mors per oſtium tuum, ſi falſa loquaris, ſi tur- piter, ſi procaciter, poſtremò, ſi ubi non oportet, loquaris: Siehe nun/ daß auch vermittelſt der unnoͤthigen Wort/ der ewige Todt deiner Seelen zuſetze; nicht eben wegen ſolcher unnuͤtzlichen Reden; ſondern weil du dir durch ſelbige den Weg zum groͤſſern Verderben fein gemaͤchlich bereiteſt/ wie man/ lei- der Gottes/ auß der taͤglichen Erfahrnuͤß lernet/ daß der meiſte theil der Men- ſchen nicht urploͤtzlich/ ſondern allgemach in den Abgrund der Suͤnden ſteige. L. 1. de Virg. 4. Dieſes waͤre vielleicht der H. und Jungfraͤwlichen Mutter Thereſiæ begegnet/ wan derſelben nicht ihr himmliſcher Braͤutigam waͤre vorkommen: zumahlen dieſe Heil. Jungfraw zum Anfang deß geiſtlichen Lebens/ mit den weltlichen Lauthen gern zu ſchaffen gehabt; und nachdem ſie ſich einsmahls mit denſelben in einige zu ihrem Stand ungehoͤrige Reden eingelaſſen/ iſt ihr vor dem Spraͤch- Hauß/ der gantz jaͤmmerlich verwundete/ und mit friſchem Blut beſprengte CHRJSTUS erſchienen/ und geſagt: O mein liebe Tochter Thereſia, du haſt mich mit deinen weltlichen Geſpraͤgen alſo verwundet. Auff dieſe klaͤgliche Wort iſt die Jungfraw voller Forche und Ribera in Vit. Hiſtoria. E e 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/247>, abgerufen am 22.11.2024.