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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Achtzehende Geistliche Lection
und Schrecken zu ihres Geliebten Füssen nieder gefallen/ und hat umb Ver-
gebung gebetten: derhalben sie von sothaner Zeit an/ die unnöthige Reden
L 2. Jesin
c. 3. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
23.
mehr/ dann die gifftige Pest gemeidet hat. Jmgleichen bezeugt von sich selb-
sten die H. Jungfraw Gertrudis/ daß ihro in acht jähriger Zeit die Gegen-
wart CHristi niemahlen seye entzogen gewesen; vorbehalten eilff Tage/ an
denen sie wegen eines geführten weltlichen Discurs derselben beraubt gewe-
sen.

5. Damit du aber siehest/ mein Christliche Seel/ welcher Gestalt solche ge-
schwätzige Aetzel von einer Sünde in die andere fallen; so must du gestehen/ daß
es die Sünd der müssigen Wort seye/ welche Christus am Tag deß Gerichts
Matt. 12.
v.
36.
zu straffen getrewet mit diesen Worten: Jch sage euch aber/ daß die
Menschen von einem jeglichen unnutzlichen Wort/ daß sie
geredet haben/ am Tag deß Gerichts werden Rechnung
geben mussen:
Dieser Sünde folget auff den Fueß nach das Murme-
L. 1. c. 10.len gegen GOtt und die Menschen; weilen/ nach Zeugnüß deß geistreichen
Thomae a Kempis den Menschen offt gelüstet zu reden von den Dingen/
die wider ihn seynd; und daß er suche durch das zusammen Reden/ von andern
getröstet zu werden: das Murmelen und Klagen über andere ziehet alsbald
nach sich die schändliche Sünd der Verleumbdung oder Ehrabschneidung;
zumahlen wir täglich vor unsern Augen sehen und hören/ daß diesem schäd-
lichen Laster keine so sehr unterworffen seyen/ als die Geschwetzige; und daß
keine Materi den Gesprächen so bequem falle/ als die Fehlar und Verbrechen
deß Nechsten: kaum hat der Geschwetzige zu reden angefangen/ siehe/ da muß
zugleich dieser oden jener herhalten; und weilen solche leichtredende Plaude-
rer gemeinlich in der wahren Demuth nicht gegründet seynd/ so fallen sie gar
gern auch in die Sünd der Ruhmredigkeit: solche und mehr andere Ubelen
verursachet auff Erden daß allzuviele und unnöthige Schwetzen: was aber
selbiges in jener Welt dem Armen vor Nutzen schaffe; kanst du auß beyge-
fügter Historien zu deiner heylsamen Warnung abnehmen.

6. Jn der Lebens-Beschreibung deß H. Abten Hugonis meldet Lauren-
Historia.tius Surius, daß der Ertz-Bischoff Duranus den lüstigen und kurtzweiligen
Reden seye zugethan gewesen/ und dieserthalben von dem H: Abt öffters er-
mahnet worden: da nun der gemeldte Ertz-Bischoff gestorben/ seye er dem
Segevvino einem grossen Diener GOTTES in einer erschröcklichen
Gestalt mit zerrissenen Lefftzen/ und abschewlichen Mund erschienen/ und
mit heulender Stimm gebetten/ er möchte doch von dem Abten Hugone
fußfällig begchren; daß er seinen unter gebenen Geistlichen einige Gelübten/

Gebett

Die Achtzehende Geiſtliche Lection
und Schrecken zu ihres Geliebten Fuͤſſen nieder gefallen/ und hat umb Ver-
gebung gebetten: derhalben ſie von ſothaner Zeit an/ die unnoͤthige Reden
L 2. Jeſin
c. 3. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
23.
mehr/ dann die gifftige Peſt gemeidet hat. Jmgleichen bezeugt von ſich ſelb-
ſten die H. Jungfraw Gertrudis/ daß ihro in acht jaͤhriger Zeit die Gegen-
wart CHriſti niemahlen ſeye entzogen geweſen; vorbehalten eilff Tage/ an
denen ſie wegen eines gefuͤhrten weltlichen Diſcurs derſelben beraubt gewe-
ſen.

5. Damit du aber ſieheſt/ mein Chriſtliche Seel/ welcher Geſtalt ſolche ge-
ſchwaͤtzige Aetzel von einer Suͤnde in die andere fallen; ſo muſt du geſtehen/ daß
es die Suͤnd der muͤſſigen Wort ſeye/ welche Chriſtus am Tag deß Gerichts
Matt. 12.
v.
36.
zu ſtraffen getrewet mit dieſen Worten: Jch ſage euch aber/ daß die
Menſchen von einem jeglichen unnůtzlichen Wort/ daß ſie
geredet haben/ am Tag deß Gerichts werden Rechnung
geben můſſen:
Dieſer Suͤnde folget auff den Fueß nach das Murme-
L. 1. c. 10.len gegen GOtt und die Menſchen; weilen/ nach Zeugnuͤß deß geiſtreichen
Thomæ à Kempis den Menſchen offt geluͤſtet zu reden von den Dingen/
die wider ihn ſeynd; und daß er ſuche durch das zuſammen Reden/ von andern
getroͤſtet zu werden: das Murmelen und Klagen uͤber andere ziehet alsbald
nach ſich die ſchaͤndliche Suͤnd der Verleumbdung oder Ehrabſchneidung;
zumahlen wir taͤglich vor unſern Augen ſehen und hoͤren/ daß dieſem ſchaͤd-
lichen Laſter keine ſo ſehr unterworffen ſeyen/ als die Geſchwetzige; und daß
keine Materi den Geſpraͤchen ſo bequem falle/ als die Fehlar und Verbrechen
deß Nechſten: kaum hat der Geſchwetzige zu reden angefangen/ ſiehe/ da muß
zugleich dieſer oden jener herhalten; und weilen ſolche leichtredende Plaude-
rer gemeinlich in der wahren Demuth nicht gegruͤndet ſeynd/ ſo fallen ſie gar
gern auch in die Suͤnd der Ruhmredigkeit: ſolche und mehr andere Ubelen
verurſachet auff Erden daß allzuviele und unnoͤthige Schwetzen: was aber
ſelbiges in jener Welt dem Armen vor Nutzen ſchaffe; kanſt du auß beyge-
fuͤgter Hiſtorien zu deiner heylſamen Warnung abnehmen.

6. Jn der Lebens-Beſchreibung deß H. Abten Hugonis meldet Lauren-
Hiſtoria.tius Surius, daß der Ertz-Biſchoff Duranus den luͤſtigen und kurtzweiligen
Reden ſeye zugethan geweſen/ und dieſerthalben von dem H: Abt oͤffters er-
mahnet worden: da nun der gemeldte Ertz-Biſchoff geſtorben/ ſeye er dem
Segevvino einem groſſen Diener GOTTES in einer erſchroͤcklichen
Geſtalt mit zerriſſenen Lefftzen/ und abſchewlichen Mund erſchienen/ und
mit heulender Stimm gebetten/ er moͤchte doch von dem Abten Hugone
fußfaͤllig begchren; daß er ſeinen unter gebenen Geiſtlichen einige Geluͤbten/

Gebett
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[220/0248] Die Achtzehende Geiſtliche Lection und Schrecken zu ihres Geliebten Fuͤſſen nieder gefallen/ und hat umb Ver- gebung gebetten: derhalben ſie von ſothaner Zeit an/ die unnoͤthige Reden mehr/ dann die gifftige Peſt gemeidet hat. Jmgleichen bezeugt von ſich ſelb- ſten die H. Jungfraw Gertrudis/ daß ihro in acht jaͤhriger Zeit die Gegen- wart CHriſti niemahlen ſeye entzogen geweſen; vorbehalten eilff Tage/ an denen ſie wegen eines gefuͤhrten weltlichen Diſcurs derſelben beraubt gewe- ſen. L 2. Jeſin c. 3. _ 23. 5. Damit du aber ſieheſt/ mein Chriſtliche Seel/ welcher Geſtalt ſolche ge- ſchwaͤtzige Aetzel von einer Suͤnde in die andere fallen; ſo muſt du geſtehen/ daß es die Suͤnd der muͤſſigen Wort ſeye/ welche Chriſtus am Tag deß Gerichts zu ſtraffen getrewet mit dieſen Worten: Jch ſage euch aber/ daß die Menſchen von einem jeglichen unnůtzlichen Wort/ daß ſie geredet haben/ am Tag deß Gerichts werden Rechnung geben můſſen: Dieſer Suͤnde folget auff den Fueß nach das Murme- len gegen GOtt und die Menſchen; weilen/ nach Zeugnuͤß deß geiſtreichen Thomæ à Kempis den Menſchen offt geluͤſtet zu reden von den Dingen/ die wider ihn ſeynd; und daß er ſuche durch das zuſammen Reden/ von andern getroͤſtet zu werden: das Murmelen und Klagen uͤber andere ziehet alsbald nach ſich die ſchaͤndliche Suͤnd der Verleumbdung oder Ehrabſchneidung; zumahlen wir taͤglich vor unſern Augen ſehen und hoͤren/ daß dieſem ſchaͤd- lichen Laſter keine ſo ſehr unterworffen ſeyen/ als die Geſchwetzige; und daß keine Materi den Geſpraͤchen ſo bequem falle/ als die Fehlar und Verbrechen deß Nechſten: kaum hat der Geſchwetzige zu reden angefangen/ ſiehe/ da muß zugleich dieſer oden jener herhalten; und weilen ſolche leichtredende Plaude- rer gemeinlich in der wahren Demuth nicht gegruͤndet ſeynd/ ſo fallen ſie gar gern auch in die Suͤnd der Ruhmredigkeit: ſolche und mehr andere Ubelen verurſachet auff Erden daß allzuviele und unnoͤthige Schwetzen: was aber ſelbiges in jener Welt dem Armen vor Nutzen ſchaffe; kanſt du auß beyge- fuͤgter Hiſtorien zu deiner heylſamen Warnung abnehmen. Matt. 12. v. 36. L. 1. c. 10. 6. Jn der Lebens-Beſchreibung deß H. Abten Hugonis meldet Lauren- tius Surius, daß der Ertz-Biſchoff Duranus den luͤſtigen und kurtzweiligen Reden ſeye zugethan geweſen/ und dieſerthalben von dem H: Abt oͤffters er- mahnet worden: da nun der gemeldte Ertz-Biſchoff geſtorben/ ſeye er dem Segevvino einem groſſen Diener GOTTES in einer erſchroͤcklichen Geſtalt mit zerriſſenen Lefftzen/ und abſchewlichen Mund erſchienen/ und mit heulender Stimm gebetten/ er moͤchte doch von dem Abten Hugone fußfaͤllig begchren; daß er ſeinen unter gebenen Geiſtlichen einige Geluͤbten/ Gebett Hiſtoria.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/248>, abgerufen am 25.11.2024.