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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Armut.
gescharret/ habe er endlich dermassen angefangen zu stincken/ daß in seiner
Gegenwart niemand hat bleiben können. Da er nun von den andern abgesün-
dert/ und ihn einige seiner Mit-Brüder einsmahls besuchet/ seye er mit
dem Haubt am Bett erbarmlich hangend/ und von einer abscheulichen Ka-
tze am Hals sehr gröblich zerfressen/ und schier ersticket gefunden worden.
Jndem aber die Brüder diese böse Katz zu vertreiben sich bemühet; habe der
Krancke geschrichen/ ihr habt nicht mit einer Katzen/ sondern mit dem Teuf-
fel zu schaffen: diese Straff hat mir mein garstiges Leben/ so ich in Begier-
ligkeit/ in übel gehaltener Armut/ und in Verachtung meiner Regul zuge-
bracht/ billig verursachet. Jhr sollet durch meinen Schaden witzig wer-
den: ich aber werd anjetzo als ein Verdambter zu Höllen gerissen. Nach diesen
Worten seye er von der obgedachten Katzen erstickt/ und unter einem grau-
samen Kirren seiner armen Seelen in alle Ewigkeit beraubet worden. CinChron. S
Franc. p.
2. l. 1. c.
18.
Historia.

ander Ley-Bruder/ so einen Psalter ohne Wissen der Obrigkeit behalten/
und nach beschehener Forderung/ denselbigen nicht hat wollen herauß ge-
ben/ ist in sothaner Halstärrigkeit gestorben/ und hat nach seiner Begräb-
nuß mit unmanir licher Stimm im Chor zu heulen angefangen: und da er
von dem Guardian beschwohren worden/ zu bekennen wer er seye; hat er
gesagt/ er seye derjenige Bruder/ so am vorigen Tag begraben/ und seye
wegen deß enthaltenen Psalters ewiglich verdammet.

19. Ein noch erschröcklicheres hat sich zugetragen mit einem andern
Ordens-Geistlichen/ welcher ein sonderbahres Gefallen an eines andernBouer. in
Ann. A.
1589.
Historia.

Brevier gehabt/ derhalben hat er sich dessen heimlich bemächtiget und ver-
borgen/ in Hoffnung/ daß bald an ein anderes Ort würde verschickt wer-
den/ alwo er sich desselben ohne Argwohn gebrauchen könnte. Der jeni-
ge/ so das Brevier verlohren/ hat solches dem Guardian angekündiget und
gebetten/ er mögte doch seine Brüder zur Wiedergab ermahnen; so dann
auch etlichmahl geschehen; biß endlich dieser Vorsteher genöthiget worden/
in Krafft deß H. Gehorsambs zu befehlen/ daß dieses Breviers Entheber/
alsbald sich mache zum Wider-Geber. Aber alles ware umbsonst. Der
Tag neigte sich zum Abend/ und der Küster gienge hin die Kirch zu
verschliessen; ware aber biß zum Thor nach kommen/ siehe/ da trettet ein
Münch mit schwartzem Habit herein/ wendet sich zum Küster und sagt:
Jch bitte dich/ lieber Bruder/ lasse noch die Kirch so lang offen/ biß
ich habe was mein ist. Der Küster verwundert sich über die Ankunfft

und
Z 3

Von der Armut.
geſcharret/ habe er endlich dermaſſen angefangen zu ſtincken/ daß in ſeiner
Gegenwart niemand hat bleiben koͤñen. Da er nun von den andern abgeſuͤn-
dert/ und ihn einige ſeiner Mit-Bruͤder einsmahls beſuchet/ ſeye er mit
dem Haubt am Bett erbarmlich hangend/ und von einer abſcheulichen Ka-
tze am Hals ſehr groͤblich zerfreſſen/ und ſchier erſticket gefunden worden.
Jndem aber die Bruͤder dieſe boͤſe Katz zu vertreiben ſich bemuͤhet; habe der
Krancke geſchrichen/ ihr habt nicht mit einer Katzen/ ſondern mit dem Teuf-
fel zu ſchaffen: dieſe Straff hat mir mein garſtiges Leben/ ſo ich in Begier-
ligkeit/ in uͤbel gehaltener Armut/ und in Verachtung meiner Regul zuge-
bracht/ billig verurſachet. Jhr ſollet durch meinen Schaden witzig wer-
den: ich aber werd anjetzo als ein Verdambter zu Hoͤllen geriſſen. Nach dieſen
Worten ſeye er von der obgedachten Katzen erſtickt/ und unter einem grau-
ſamen Kirren ſeiner armen Seelen in alle Ewigkeit beraubet worden. CinChron. S
Franc. p.
2. l. 1. c.
18.
Hiſtoria.

ander Ley-Bruder/ ſo einen Pſalter ohne Wiſſen der Obrigkeit behalten/
und nach beſchehener Forderung/ denſelbigen nicht hat wollen herauß ge-
ben/ iſt in ſothaner Halſtaͤrrigkeit geſtorben/ und hat nach ſeiner Begraͤb-
nuß mit unmanir licher Stimm im Chor zu heulen angefangen: und da er
von dem Guardian beſchwohren worden/ zu bekennen wer er ſeye; hat er
geſagt/ er ſeye derjenige Bruder/ ſo am vorigen Tag begraben/ und ſeye
wegen deß enthaltenen Pſalters ewiglich verdammet.

19. Ein noch erſchroͤcklicheres hat ſich zugetragen mit einem andern
Ordens-Geiſtlichen/ welcher ein ſonderbahres Gefallen an eines andernBouer. in
Ann. A.
1589.
Hiſtoria.

Brevier gehabt/ derhalben hat er ſich deſſen heimlich bemaͤchtiget und ver-
borgen/ in Hoffnung/ daß bald an ein anderes Ort wuͤrde verſchickt wer-
den/ alwo er ſich deſſelben ohne Argwohn gebrauchen koͤnnte. Der jeni-
ge/ ſo das Brevier verlohren/ hat ſolches dem Guardian angekuͤndiget und
gebetten/ er moͤgte doch ſeine Bruͤder zur Wiedergab ermahnen; ſo dann
auch etlichmahl geſchehen; biß endlich dieſer Vorſteher genoͤthiget worden/
in Krafft deß H. Gehorſambs zu befehlen/ daß dieſes Breviers Entheber/
alsbald ſich mache zum Wider-Geber. Aber alles ware umbſonſt. Der
Tag neigte ſich zum Abend/ und der Kuͤſter gienge hin die Kirch zu
verſchlieſſen; ware aber biß zum Thor nach kommen/ ſiehe/ da trettet ein
Muͤnch mit ſchwartzem Habit herein/ wendet ſich zum Kuͤſter und ſagt:
Jch bitte dich/ lieber Bruder/ laſſe noch die Kirch ſo lang offen/ biß
ich habe was mein iſt. Der Kuͤſter verwundert ſich uͤber die Ankunfft

und
Z 3
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[181/0209] Von der Armut. geſcharret/ habe er endlich dermaſſen angefangen zu ſtincken/ daß in ſeiner Gegenwart niemand hat bleiben koͤñen. Da er nun von den andern abgeſuͤn- dert/ und ihn einige ſeiner Mit-Bruͤder einsmahls beſuchet/ ſeye er mit dem Haubt am Bett erbarmlich hangend/ und von einer abſcheulichen Ka- tze am Hals ſehr groͤblich zerfreſſen/ und ſchier erſticket gefunden worden. Jndem aber die Bruͤder dieſe boͤſe Katz zu vertreiben ſich bemuͤhet; habe der Krancke geſchrichen/ ihr habt nicht mit einer Katzen/ ſondern mit dem Teuf- fel zu ſchaffen: dieſe Straff hat mir mein garſtiges Leben/ ſo ich in Begier- ligkeit/ in uͤbel gehaltener Armut/ und in Verachtung meiner Regul zuge- bracht/ billig verurſachet. Jhr ſollet durch meinen Schaden witzig wer- den: ich aber werd anjetzo als ein Verdambter zu Hoͤllen geriſſen. Nach dieſen Worten ſeye er von der obgedachten Katzen erſtickt/ und unter einem grau- ſamen Kirren ſeiner armen Seelen in alle Ewigkeit beraubet worden. Cin ander Ley-Bruder/ ſo einen Pſalter ohne Wiſſen der Obrigkeit behalten/ und nach beſchehener Forderung/ denſelbigen nicht hat wollen herauß ge- ben/ iſt in ſothaner Halſtaͤrrigkeit geſtorben/ und hat nach ſeiner Begraͤb- nuß mit unmanir licher Stimm im Chor zu heulen angefangen: und da er von dem Guardian beſchwohren worden/ zu bekennen wer er ſeye; hat er geſagt/ er ſeye derjenige Bruder/ ſo am vorigen Tag begraben/ und ſeye wegen deß enthaltenen Pſalters ewiglich verdammet. Chron. S Franc. p. 2. l. 1. c. 18. Hiſtoria. 19. Ein noch erſchroͤcklicheres hat ſich zugetragen mit einem andern Ordens-Geiſtlichen/ welcher ein ſonderbahres Gefallen an eines andern Brevier gehabt/ derhalben hat er ſich deſſen heimlich bemaͤchtiget und ver- borgen/ in Hoffnung/ daß bald an ein anderes Ort wuͤrde verſchickt wer- den/ alwo er ſich deſſelben ohne Argwohn gebrauchen koͤnnte. Der jeni- ge/ ſo das Brevier verlohren/ hat ſolches dem Guardian angekuͤndiget und gebetten/ er moͤgte doch ſeine Bruͤder zur Wiedergab ermahnen; ſo dann auch etlichmahl geſchehen; biß endlich dieſer Vorſteher genoͤthiget worden/ in Krafft deß H. Gehorſambs zu befehlen/ daß dieſes Breviers Entheber/ alsbald ſich mache zum Wider-Geber. Aber alles ware umbſonſt. Der Tag neigte ſich zum Abend/ und der Kuͤſter gienge hin die Kirch zu verſchlieſſen; ware aber biß zum Thor nach kommen/ ſiehe/ da trettet ein Muͤnch mit ſchwartzem Habit herein/ wendet ſich zum Kuͤſter und ſagt: Jch bitte dich/ lieber Bruder/ laſſe noch die Kirch ſo lang offen/ biß ich habe was mein iſt. Der Kuͤſter verwundert ſich uͤber die Ankunfft und Bouer. in Ann. A. 1589. Hiſtoria. Z 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/209>, abgerufen am 24.11.2024.