Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Vierzehente Geistliche Lection bey gegenwärtigen Zeiten/ leider GOTTES/ ein liderliche Decke ihresschädlichen Lasters: Du aber/ mein Christ liche Seel/ sehe dich bey zeiten vor/ auff daß du selbiges nicht nur bedecken/ sondern zumahlen ersticken mögest: Dieses aber wirst du mit deinem unbesch reiblich grossen See- len-Nutzen zu wegen bringen/ wann du diese zwey Eyß kalte Wort/ me- um & tuum: mein und dein/ auß dem inner sten deines Hertzens zu ver- treiben/ dich bemühest: diese zwey Wort fügen/ nach Meinung deß heiligen Chrysostomi/ unserm geistlichen Leben alles erfindliche Ubel zu/ und verur- sachen unzahlbare Streittungen: und nicht allein seynd diese Wort dem geistlichen/ sondern auch allem weltlichen Handel höchst schädlich: der- Lib. de moribus.halben sagt der Heil. Martinus Dumiensis: die Menschen würden in aller verlangten Ruhe und Zufriedenheit leben auff Erden/ wann sie diese zwey Wort/ mein und dein von der Natur aller Dingen hinweg schaffeten: und weilen selbige anders nicht als eine Pest von vielen H. H. Vättern benambset werden; darumb ruffet der heiliger Basilius mit dieser Stimm: Reg. tu- sior. 32.Du mein und dein/ trollet euch weit von meiner Brüder Wohnung hinweg. Unter den geistlichen Kindern deß Heil. Alt-Vatters Pacho- mii hat sich auch keiner unter Straff einer grossen Sünde dörffen gelüsten lassen zu sagen: Mein Buch/ mein Kleyd/ mein Geschirr &c. ja so gar hat unter der Heidnischen Blindheit der Plato die Bößheit dieser Wort be- obachtet; dahero er seine Schülen gelehret/ daß sie alles ins gemein haben solten; und daß aller Streit unter den Menschen leichtlich möchte auff- gehoben werden/ wann man diese zwey Wort/ mein und dein auß dem Weeg zu raumen sich befleissen würde. Folge du mit mir dem Spruch Lib. 1. Offic. c. 25.deß Heil. Ambrosii, der also lautet: Wann du wilst gerecht seyn/ so habe alles gemein fur die Deinige/ und das Deinige fur die Gemeinde. 18. Jm widrigen Fall ist zu beförchten; daß dir widerfahre/ was 1569; gescharret/
Die Vierzehente Geiſtliche Lection bey gegenwaͤrtigen Zeiten/ leider GOTTES/ ein liderliche Decke ihresſchaͤdlichen Laſters: Du aber/ mein Chriſt liche Seel/ ſehe dich bey zeiten vor/ auff daß du ſelbiges nicht nur bedecken/ ſondern zumahlen erſticken moͤgeſt: Dieſes aber wirſt du mit deinem unbeſch reiblich groſſen See- len-Nutzen zu wegen bringen/ wann du dieſe zwey Eyß kalte Wort/ me- um & tuum: mein und dein/ auß dem inner ſten deines Hertzens zu ver- treiben/ dich bemuͤheſt: dieſe zwey Wort fuͤgen/ nach Meinung deß heiligen Chryſoſtomi/ unſerm geiſtlichen Leben alles erfindliche Ubel zu/ und verur- ſachen unzahlbare Streittungen: und nicht allein ſeynd dieſe Wort dem geiſtlichen/ ſondern auch allem weltlichen Handel hoͤchſt ſchaͤdlich: der- Lib. de moribus.halben ſagt der Heil. Martinus Dumienſis: die Menſchen wuͤrden in aller verlangten Ruhe und Zufriedenheit leben auff Erden/ wann ſie dieſe zwey Wort/ mein und dein von der Natur aller Dingen hinweg ſchaffeten: und weilen ſelbige anders nicht als eine Peſt von vielen H. H. Vaͤttern benambſet werden; darumb ruffet der heiliger Baſilius mit dieſer Stimm: Reg. tu- ſior. 32.Du mein und dein/ trollet euch weit von meiner Bruͤder Wohnung hinweg. Unter den geiſtlichen Kindern deß Heil. Alt-Vatters Pacho- mii hat ſich auch keiner unter Straff einer groſſen Suͤnde doͤrffen geluͤſten laſſen zu ſagen: Mein Buch/ mein Kleyd/ mein Geſchirꝛ &c. ja ſo gar hat unter der Heidniſchen Blindheit der Plato die Boͤßheit dieſer Wort be- obachtet; dahero er ſeine Schuͤlen gelehret/ daß ſie alles ins gemein haben ſolten; und daß aller Streit unter den Menſchen leichtlich moͤchte auff- gehoben werden/ wann man dieſe zwey Wort/ mein und dein auß dem Weeg zu raumen ſich befleiſſen wuͤrde. Folge du mit mir dem Spruch Lib. 1. Offic. c. 25.deß Heil. Ambroſii, der alſo lautet: Wann du wilſt gerecht ſeyn/ ſo habe alles gemein fůr die Deinige/ und das Deinige fůr die Gemeinde. 18. Jm widrigen Fall iſt zu befoͤrchten; daß dir widerfahre/ was 1569; geſcharret/
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Die Vierzehente Geiſtliche Lection
bey gegenwaͤrtigen Zeiten/ leider GOTTES/ ein liderliche Decke ihres
ſchaͤdlichen Laſters: Du aber/ mein Chriſt liche Seel/ ſehe dich bey zeiten
vor/ auff daß du ſelbiges nicht nur bedecken/ ſondern zumahlen erſticken
moͤgeſt: Dieſes aber wirſt du mit deinem unbeſch reiblich groſſen See-
len-Nutzen zu wegen bringen/ wann du dieſe zwey Eyß kalte Wort/ me-
um & tuum: mein und dein/ auß dem inner ſten deines Hertzens zu ver-
treiben/ dich bemuͤheſt: dieſe zwey Wort fuͤgen/ nach Meinung deß heiligen
Chryſoſtomi/ unſerm geiſtlichen Leben alles erfindliche Ubel zu/ und verur-
ſachen unzahlbare Streittungen: und nicht allein ſeynd dieſe Wort dem
geiſtlichen/ ſondern auch allem weltlichen Handel hoͤchſt ſchaͤdlich: der-
halben ſagt der Heil. Martinus Dumienſis: die Menſchen wuͤrden in aller
verlangten Ruhe und Zufriedenheit leben auff Erden/ wann ſie dieſe zwey
Wort/ mein und dein von der Natur aller Dingen hinweg ſchaffeten:
und weilen ſelbige anders nicht als eine Peſt von vielen H. H. Vaͤttern
benambſet werden; darumb ruffet der heiliger Baſilius mit dieſer Stimm:
Du mein und dein/ trollet euch weit von meiner Bruͤder Wohnung
hinweg. Unter den geiſtlichen Kindern deß Heil. Alt-Vatters Pacho-
mii hat ſich auch keiner unter Straff einer groſſen Suͤnde doͤrffen geluͤſten
laſſen zu ſagen: Mein Buch/ mein Kleyd/ mein Geſchirꝛ &c. ja ſo gar hat
unter der Heidniſchen Blindheit der Plato die Boͤßheit dieſer Wort be-
obachtet; dahero er ſeine Schuͤlen gelehret/ daß ſie alles ins gemein haben
ſolten; und daß aller Streit unter den Menſchen leichtlich moͤchte auff-
gehoben werden/ wann man dieſe zwey Wort/ mein und dein auß dem
Weeg zu raumen ſich befleiſſen wuͤrde. Folge du mit mir dem Spruch
deß Heil. Ambroſii, der alſo lautet: Wann du wilſt gerecht ſeyn/
ſo habe alles gemein fůr die Deinige/ und das Deinige fůr
die Gemeinde.
Lib. de
moribus.
Reg. tu-
ſior. 32.
Lib. 1.
Offic. c.
25.
18. Jm widrigen Fall iſt zu befoͤrchten; daß dir widerfahre/ was 1569;
einem ſichern Vorſteher widerfahren iſt: deſſen untergebene geiſtliche Or-
dens Perſohnen acht an der Zahl/ ihren Stand verlieſſen/ und den heiligen
Orden der P. P. Capucinern eingetretten ſeynd; und haben die Urſach
ſolcher ihrer Veraͤnderung folgender Geſtalt erklaͤret/ und geſagt/ daß
ihr Vorſteher kuͤrtzlich einen ſo erſchroͤcklichen Todt gehabt habe/ daß
ſie auß Forcht/ der gleichen Geſtalt geurtheilet zu werden/ ſich beſſer
vorzuſchen/ ſeyen gezwungen worden: Es flegte aber denſelbige Wade-
len oder Wayeren von Pfauen-Federn/ und andere artliche Dinge von
Seiden zu machen; und demnach er hiervon viel. Gelds zuſammen
geſcharret/
Zacch.
Bouer. in
Annal.
Hiſtoria.
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