Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Demuth. der ewigen Straff würdig seyen: und wann wir diesem also werden nach-kommen; so werden wir auch ohne allen Zweiffel von unserm gebenedey ten Heyland hören die erfreuliche Stimm: Freund rücke hinauff; an die- sen niedrigsten Orth hat sich gesetzet der fromme Urigman deß H. Domini- caner Ordens geistliche Bruder/ welcher sich also gedemüthiget/ daß er kei- nen bequemlicheren Platz für sich hat finden können/ als in der Tieffe der Höllen/ und zwarn noch unter dem Lucifer selbsten/ weilen er vermeinte/ daß solchen Orth am allerbesten verdienet habe: und siehe/ nach dieser Ernidri- gung seiner selbsten/ hat er diese Stimm vom Himmel gehöret: Bruder U- rigman/ steige geschwind herauff zu dem Allerhöchsten Hertzen GOttes: Solche Demuth/ wie CHRJSTUS der heiligen Brigittäoffenbahret hat; ist ein Leiter/ auff dero man zu dem Hertzen GOttes hinauff steiget:Revel. c. 39. Grad. 25. c. 2. & 3. daß also scheine/ billig gesagt zu haben der hocherleuchte Climacus: So offt du wirst sehen oder hören/ daß einer innerhalb wenig Jahren die höchste Ru- he oder Stille des Hertzens (so man nach erlangter Vollkommenheit erst- lich erhaltet) erworben habe; so gedencke/ daß selbiger keinen andern Weeg/ als den glückseeligen und kurtzen Weeg mit den Füssen der Demuth ge- wanderet habe: zumahlen die Demuth/ nach Aussag deß heiligen Basilii derSerm. de Abdic. rerum. Erden gleich ist/ auß der erwachset und gezogen wird der Baum der Liebe; so da vorbringet die Blumen der Tugenden/ und die Früchten der Gnaden in der Seelen deß Menschen. 11. Weiters/ mein Christliche Seel/ lasse dich unterrichten von einem wann Q
Von der Demuth. der ewigen Straff wuͤrdig ſeyen: und wann wir dieſem alſo werden nach-kommen; ſo werden wir auch ohne allen Zweiffel von unſerm gebenedey ten Heyland hoͤren die erfreuliche Stimm: Freund rücke hinauff; an die- ſen niedrigſten Orth hat ſich geſetzet der fromme Urigman deß H. Domini- caner Ordens geiſtliche Bruder/ welcher ſich alſo gedemuͤthiget/ daß er kei- nen bequemlicheren Platz fuͤr ſich hat finden koͤnnen/ als in der Tieffe der Hoͤllen/ und zwarn noch unter dem Lucifer ſelbſten/ weilen er vermeinte/ daß ſolchen Orth am allerbeſten verdienet habe: und ſiehe/ nach dieſer Ernidri- gung ſeiner ſelbſten/ hat er dieſe Stimm vom Himmel gehoͤret: Bruder U- rigman/ ſteige geſchwind herauff zu dem Allerhoͤchſten Hertzen GOttes: Solche Demuth/ wie CHRJSTUS der heiligen Brigittaͤoffenbahret hat; iſt ein Leiter/ auff dero man zu dem Hertzen GOttes hinauff ſteiget:Revel. c. 39. Grad. 25. c. 2. & 3. daß alſo ſcheine/ billig geſagt zu haben der hocherleuchte Climacus: So offt du wirſt ſehen oder hoͤren/ daß einer innerhalb wenig Jahren die hoͤchſte Ru- he oder Stille des Hertzens (ſo man nach erlangter Vollkommenheit erſt- lich erhaltet) erworben habe; ſo gedencke/ daß ſelbiger keinen andern Weeg/ als den gluͤckſeeligen und kurtzen Weeg mit den Fuͤſſen der Demuth ge- wanderet habe: zumahlen die Demuth/ nach Auſſag deß heiligen Baſilii derSerm. de Abdic. rerum. Erden gleich iſt/ auß der erwachſet und gezogen wird der Baum der Liebe; ſo da vorbringet die Blumen der Tugenden/ und die Fruͤchten der Gnaden in der Seelen deß Menſchen. 11. Weiters/ mein Chriſtliche Seel/ laſſe dich unterrichten von einem wann Q
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Von der Demuth.
der ewigen Straff wuͤrdig ſeyen: und wann wir dieſem alſo werden nach-
kommen; ſo werden wir auch ohne allen Zweiffel von unſerm gebenedey ten
Heyland hoͤren die erfreuliche Stimm: Freund rücke hinauff; an die-
ſen niedrigſten Orth hat ſich geſetzet der fromme Urigman deß H. Domini-
caner Ordens geiſtliche Bruder/ welcher ſich alſo gedemuͤthiget/ daß er kei-
nen bequemlicheren Platz fuͤr ſich hat finden koͤnnen/ als in der Tieffe der
Hoͤllen/ und zwarn noch unter dem Lucifer ſelbſten/ weilen er vermeinte/ daß
ſolchen Orth am allerbeſten verdienet habe: und ſiehe/ nach dieſer Ernidri-
gung ſeiner ſelbſten/ hat er dieſe Stimm vom Himmel gehoͤret: Bruder U-
rigman/ ſteige geſchwind herauff zu dem Allerhoͤchſten Hertzen GOttes:
Solche Demuth/ wie CHRJSTUS der heiligen Brigittaͤoffenbahret
hat; iſt ein Leiter/ auff dero man zu dem Hertzen GOttes hinauff ſteiget:
daß alſo ſcheine/ billig geſagt zu haben der hocherleuchte Climacus: So offt
du wirſt ſehen oder hoͤren/ daß einer innerhalb wenig Jahren die hoͤchſte Ru-
he oder Stille des Hertzens (ſo man nach erlangter Vollkommenheit erſt-
lich erhaltet) erworben habe; ſo gedencke/ daß ſelbiger keinen andern Weeg/
als den gluͤckſeeligen und kurtzen Weeg mit den Fuͤſſen der Demuth ge-
wanderet habe: zumahlen die Demuth/ nach Auſſag deß heiligen Baſilii der
Erden gleich iſt/ auß der erwachſet und gezogen wird der Baum der Liebe; ſo
da vorbringet die Blumen der Tugenden/ und die Fruͤchten der Gnaden in
der Seelen deß Menſchen.
Revel. c.
39.
Grad. 25.
c. 2. & 3.
Serm. de
Abdic.
rerum.
11. Weiters/ mein Chriſtliche Seel/ laſſe dich unterrichten von einem
Leder-Gaͤrber/ wie angenehm dieſe Tugend der goͤttlichen Majeſt. ſeye: Der
fromme Einſidler Antonius iſt in ſeiner Zellen im Gebett begriffen; da laſſet
ſich hoͤren eine Stimm: O Antoni/ Antoni/ du biſt noch nit zu der Maaß deß
jenigen Leder-Gaͤrbers kommen/ welcher in der Statt Alexandria wohnet:
dieſes kompt dem guten Alten ſeltzamb vor/ daß er/ ſo bald die Nacht vorbey
gangen/ ſeinen Stecken ergreiffet/ und nach Alexandria mit groſſem Ver-
langen eylet: woſelbſten er den gemeldten Mann findet/ und in ſeinem
Hauß/ nicht ohne groſſe Verwunderung deſſelben/ gantz freundlich begruͤſ-
ſet/ und ſagt/ guter Freund/ mein Begehren iſt/ daß ihr mir ewere Wercke
und Weiß zu leben erzehlet; dann ich bin dieſerthalben auß meiner Einoͤde
hiehin kommen: der Leder-Gerber antwortet/ er koͤnne ſich nicht erinneren/
daß er jemahlen was gutes gethan habe: dieweilen aber Antonius damit
nicht befriediget; ſondern weiters anhaltet/ er wolle ihm doch ſeine Manier
zu Leben offenbahren; erklaͤhret der gute Mann ſein Leben/ und ſagt:
wann
Vit. PP.
Ruffin l.
2. n. 118.
Hiſtoria.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/149>, abgerufen am 05.07.2024. |