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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas ein Dieb Geistlicher Güter.
fen reden sie) mit so leichter Mühe gewinnen. Aber gedenckt ihr
vermessner Güter/ gedenckt/ daß der David so hart ge-
strafft worden/ um weil er nur den Saul/ als einem gesalbten
König ein Flecket von dem Mantel geschnitten/ wie der Aller-
höchste werde verfahren mit denjenigen/ so der gesalbten und
geweichten Priesterschafft nit nur ein Fleck/ sondern zuweilen
gantze Wiesen/ Acker und Grund-Stuck abschneiden. Was
kan geringer und schlechter seyn/ als etliche Scheiten/ die einen
Closter enttragen worden/ und dannoch hat GOtt solches nit ohn
gerochner gelassen.

Wadingus, schreibt/ daß ein Weib in der Stadt Cassel
habe auf ein Zeit Brandewein gebrennt/ und wollen mit dem
aqua vit, wie sie dann kein anders Gewerb hatte/ ihr Stückel
Brod ferners gewinnen/ so seye aber mit höchster Verwunde-
rung an statt des Brandeweins lauter Milch aus dem Kolben
geflossen; dahero ein grosser Zulauff der Leut entstanden. Nach-
dem solches Wunder ist lautmährig worden/ hat man mit allem
angewendten Fleiß alles durchsucht/ ob nit hierinnfalls einiger
Betrug verborgen stecke/ gleichwol die Ursach dessen nit können
finden: biß endlich das Weib bestanden/ daß sie die Scheitten/
welche sie zu diesen Feur gebraucht/ habe dem nechst entlegenen
Franciscaner-Closter entfrembdet. Sihe Wunder! so bald
In. ann.
Min. An.
1381. n.
4
man diese hinweg gezogen/ und anders Holtz herbey gelegt/ da hat
sich alsobald die Milch verlohren/ und ist der pure Brandewein
herunter geflossen.

Vor diesem/ im alten Testament/ wie im Buch Levitici ge-
schrieben stehet c. 7. Wann ein Priester im Tempel ein Schlacht-
Opffer verricht/ so hat ihm aus Befelch GOttes die Haut zu-
gehört von dem Vieh/ so geschlachtet worden. Aber dermahlen
ist es schon bey vielen soweit kommen/ daß sie lieber den Geistli-
chen die Haut selber möchten abziehen. Jn einem Marck Bas-
li
scher Dioeces, haben die PP. Dominicaner ein Convent,
allwo hart angebaut worden ein grosses Haus oder Wohnung/

für

Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter.
fen reden ſie) mit ſo leichter Muͤhe gewinnen. Aber gedenckt ihr
vermeſſner Guͤter/ gedenckt/ daß der David ſo hart ge-
ſtrafft worden/ um weil er nur den Saul/ als einem geſalbten
Koͤnig ein Flecket von dem Mantel geſchnitten/ wie der Aller-
hoͤchſte werde verfahren mit denjenigen/ ſo der geſalbten und
geweichten Prieſterſchafft nit nur ein Fleck/ ſondern zuweilen
gantze Wieſen/ Acker und Grund-Stuck abſchneiden. Was
kan geringer und ſchlechter ſeyn/ als etliche Scheiten/ die einen
Cloſter enttragen worden/ und dannoch hat GOtt ſolches nit ohn
gerochner gelaſſen.

Wadingus, ſchreibt/ daß ein Weib in der Stadt Caſſel
habe auf ein Zeit Brandewein gebrennt/ und wollen mit dem
aqua vit, wie ſie dann kein anders Gewerb hatte/ ihr Stuͤckel
Brod ferners gewinnen/ ſo ſeye aber mit hoͤchſter Verwunde-
rung an ſtatt des Brandeweins lauter Milch aus dem Kolben
gefloſſen; dahero ein groſſer Zulauff der Leut entſtanden. Nach-
dem ſolches Wunder iſt lautmaͤhrig worden/ hat man mit allem
angewendten Fleiß alles durchſucht/ ob nit hierinnfalls einiger
Betrug verborgen ſtecke/ gleichwol die Urſach deſſen nit koͤnnen
finden: biß endlich das Weib beſtanden/ daß ſie die Scheitten/
welche ſie zu dieſen Feur gebraucht/ habe dem nechſt entlegenen
Franciſcaner-Cloſter entfrembdet. Sihe Wunder! ſo bald
In. ann.
Min. An.
1381. n.
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man dieſe hinweg gezogen/ und anders Holtz herbey gelegt/ da hat
ſich alſobald die Milch verlohren/ und iſt der pure Brandewein
herunter gefloſſen.

Vor dieſem/ im alten Teſtament/ wie im Buch Levitici ge-
ſchrieben ſtehet c. 7. Wann ein Prieſter im Tempel ein Schlacht-
Opffer verricht/ ſo hat ihm aus Befelch GOttes die Haut zu-
gehoͤrt von dem Vieh/ ſo geſchlachtet worden. Aber dermahlen
iſt es ſchon bey vielen ſoweit kommen/ daß ſie lieber den Geiſtli-
chen die Haut ſelber moͤchten abziehen. Jn einem Marck Bas-
li
ſcher Diœces, haben die PP. Dominicaner ein Convent,
allwo hart angebaut worden ein groſſes Haus oder Wohnung/

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[78/0090] Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter. fen reden ſie) mit ſo leichter Muͤhe gewinnen. Aber gedenckt ihr vermeſſner Guͤter/ gedenckt/ daß der David ſo hart ge- ſtrafft worden/ um weil er nur den Saul/ als einem geſalbten Koͤnig ein Flecket von dem Mantel geſchnitten/ wie der Aller- hoͤchſte werde verfahren mit denjenigen/ ſo der geſalbten und geweichten Prieſterſchafft nit nur ein Fleck/ ſondern zuweilen gantze Wieſen/ Acker und Grund-Stuck abſchneiden. Was kan geringer und ſchlechter ſeyn/ als etliche Scheiten/ die einen Cloſter enttragen worden/ und dannoch hat GOtt ſolches nit ohn gerochner gelaſſen. Wadingus, ſchreibt/ daß ein Weib in der Stadt Caſſel habe auf ein Zeit Brandewein gebrennt/ und wollen mit dem aqua vit, wie ſie dann kein anders Gewerb hatte/ ihr Stuͤckel Brod ferners gewinnen/ ſo ſeye aber mit hoͤchſter Verwunde- rung an ſtatt des Brandeweins lauter Milch aus dem Kolben gefloſſen; dahero ein groſſer Zulauff der Leut entſtanden. Nach- dem ſolches Wunder iſt lautmaͤhrig worden/ hat man mit allem angewendten Fleiß alles durchſucht/ ob nit hierinnfalls einiger Betrug verborgen ſtecke/ gleichwol die Urſach deſſen nit koͤnnen finden: biß endlich das Weib beſtanden/ daß ſie die Scheitten/ welche ſie zu dieſen Feur gebraucht/ habe dem nechſt entlegenen Franciſcaner-Cloſter entfrembdet. Sihe Wunder! ſo bald man dieſe hinweg gezogen/ und anders Holtz herbey gelegt/ da hat ſich alſobald die Milch verlohren/ und iſt der pure Brandewein herunter gefloſſen. In. ann. Min. An. 1381. n. 4 Vor dieſem/ im alten Teſtament/ wie im Buch Levitici ge- ſchrieben ſtehet c. 7. Wann ein Prieſter im Tempel ein Schlacht- Opffer verricht/ ſo hat ihm aus Befelch GOttes die Haut zu- gehoͤrt von dem Vieh/ ſo geſchlachtet worden. Aber dermahlen iſt es ſchon bey vielen ſoweit kommen/ daß ſie lieber den Geiſtli- chen die Haut ſelber moͤchten abziehen. Jn einem Marck Bas- liſcher Diœces, haben die PP. Dominicaner ein Convent, allwo hart angebaut worden ein groſſes Haus oder Wohnung/ fuͤr

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/90>, abgerufen am 28.11.2024.