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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas ein Dieb Geistlicher Güter.
ser Mannschafft erschienen. Der Abbt/ wie billich/ wollte das
Seinige bester massen defendiren/ und ob sich schon sehr vie
Weltliche eingefunden/ ihm Behülff zu leisten/ auch die Waf-
fen ergriffen/ so wolte aber der fromme Vorsteher dero Assistenz
nit annehmen/ sondern setzt sich samt allen seinen untergebenen
Geistlichen zu Pferd/ der Standar ware ein Crucifix-Bild/ die
Münchs-Kappen an statt des Castget, das Scapulier der Har-
nisch; marchiert also diese Geistliche Compagnia in guter Ord-
nung wider den Feind/ welcher in Waffen/ in Mannschafft un-
vergleichlicher überwachsen/ kaum haben diese Benedictineri-Lyraeus
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Pat. c.
9.

sche Soldatesca erblickt/ so hat sie ein solche Forcht überfallen/
daß alle von ihren Pferden unverzüglich abgestiegen/ sich auf die
Knye niedergeworffen/ und die Victori dem Abbt/ und seinem
Gonvent überlassen.

Etliche Jäger eines vornehmen Edelmanns/ mit Namen
Adelardi, haben sich unterfangen an einem Ort/ so denen Be-
nedictiner
en zu Floriac gehörig/ mit Gewalt etwas von
Getreid zu nehmen/ welches sie mahlen lassen/ und darmit ihre
Hund gespeist/ weil sie dazumahl kein andere Unterhaltung ge-
habt: Aber GOttes Straff hat nit lang verweilt/ massen in fol-
gender Nacht hieraus alle Hund verreckt. Ein anderer Sol-
dat hat wider alle gegebene Vermahnung für fein Pferd ein Graß
abgeschnitten von der Wiesen/ so erstgedachten Closter zugehö-
rig/ mit dem schimpfflichen Vorwand/ es thuts den Pfaffen wol/rudolph
flor. l. 5.
de Mir. S.
Benedict
c.
3.

sie seynd bey guten Mitteln: Aber Benedictinus wolte den Sei-
nigen nichts nehmen/ oder wenigsten nit ungestrafft lassen; dann
kaum hat das Pferd das entfrembde Graß verzehrt/ so ist es also-
bald mauß todt niedergefallen und dem frechen Gesellen zugleich
den Fuß gebrochen.

Es gibt dergestalten Gewissenlose Leut/ die es nit mehr
vor ein Sünd oder Ubelthat halten/ wann sie die Geistliche über-
fortelen/ oder ihnen etwas abtragen/ ja sie glauben/ es seye derent-
wegen nichts unrechts/ weil die Pfaffen ihr Geld (so ungeschlif-

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Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter.
ſer Mannſchafft erſchienen. Der Abbt/ wie billich/ wollte das
Seinige beſter maſſen defendiren/ und ob ſich ſchon ſehr vie
Weltliche eingefunden/ ihm Behuͤlff zu leiſten/ auch die Waf-
fen ergriffen/ ſo wolte aber der fromme Vorſteher dero Aſſiſtenz
nit annehmen/ ſondern ſetzt ſich ſamt allen ſeinen untergebenen
Geiſtlichen zu Pferd/ der Standar ware ein Crucifix-Bild/ die
Muͤnchs-Kappen an ſtatt des Caſtget, das Scapulier der Har-
niſch; marchiert alſo dieſe Geiſtliche Compagnia in guter Ord-
nung wider den Feind/ welcher in Waffen/ in Mannſchafft un-
vergleichlicher uͤberwachſen/ kaum haben dieſe Benedictineri-Lyræus
l. 5. de ch
Pat. c.
9.

ſche Soldateſca erblickt/ ſo hat ſie ein ſolche Forcht uͤberfallen/
daß alle von ihren Pferden unverzuͤglich abgeſtiegen/ ſich auf die
Knye niedergeworffen/ und die Victori dem Abbt/ und ſeinem
Gonvent überlaſſen.

Etliche Jaͤger eines vornehmen Edelmanns/ mit Namen
Adelardi, haben ſich unterfangen an einem Ort/ ſo denen Be-
nedictiner
en zu Floriac gehoͤrig/ mit Gewalt etwas von
Getreid zu nehmen/ welches ſie mahlen laſſen/ und darmit ihre
Hund geſpeiſt/ weil ſie dazumahl kein andere Unterhaltung ge-
habt: Aber GOttes Straff hat nit lang verweilt/ maſſen in fol-
gender Nacht hierauſ alle Hund verreckt. Ein anderer Sol-
dat hat wider alle gegebene Vermahnung fuͤr fein Pfeꝛd ein Gꝛaß
abgeſchnitten von der Wieſen/ ſo erſtgedachten Cloſter zugehoͤ-
rig/ mit dem ſchimpfflichen Vorwand/ es thuts den Pfaffen wol/rudolph
flor. l. 5.
de Mir. S.
Benedict
c.
3.

ſie ſeynd bey guten Mitteln: Aber Benedictinus wolte den Sei-
nigen nichts nehmen/ oder wenigſten nit ungeſtrafft laſſen; dann
kaum hat das Pferd das entfrembde Graß verzehrt/ ſo iſt es alſo-
bald mauß todt niedergefallen und dem frechen Geſellen zugleich
den Fuß gebrochen.

Es gibt dergeſtalten Gewiſſenloſe Leut/ die es nit mehr
vor ein Suͤnd oder Ubelthat halten/ wann ſie die Geiſtliche uͤber-
fortelen/ oder ihnen etwas abtragen/ ja ſie glaubẽ/ es ſeye derent-
wegen nichts unrechts/ weil die Pfaffen ihr Geld (ſo ungeſchlif-

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[77/0089] Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter. ſer Mannſchafft erſchienen. Der Abbt/ wie billich/ wollte das Seinige beſter maſſen defendiren/ und ob ſich ſchon ſehr vie Weltliche eingefunden/ ihm Behuͤlff zu leiſten/ auch die Waf- fen ergriffen/ ſo wolte aber der fromme Vorſteher dero Aſſiſtenz nit annehmen/ ſondern ſetzt ſich ſamt allen ſeinen untergebenen Geiſtlichen zu Pferd/ der Standar ware ein Crucifix-Bild/ die Muͤnchs-Kappen an ſtatt des Caſtget, das Scapulier der Har- niſch; marchiert alſo dieſe Geiſtliche Compagnia in guter Ord- nung wider den Feind/ welcher in Waffen/ in Mannſchafft un- vergleichlicher uͤberwachſen/ kaum haben dieſe Benedictineri- ſche Soldateſca erblickt/ ſo hat ſie ein ſolche Forcht uͤberfallen/ daß alle von ihren Pferden unverzuͤglich abgeſtiegen/ ſich auf die Knye niedergeworffen/ und die Victori dem Abbt/ und ſeinem Gonvent überlaſſen. Lyræus l. 5. de ch Pat. c. 9. Etliche Jaͤger eines vornehmen Edelmanns/ mit Namen Adelardi, haben ſich unterfangen an einem Ort/ ſo denen Be- nedictineren zu Floriac gehoͤrig/ mit Gewalt etwas von Getreid zu nehmen/ welches ſie mahlen laſſen/ und darmit ihre Hund geſpeiſt/ weil ſie dazumahl kein andere Unterhaltung ge- habt: Aber GOttes Straff hat nit lang verweilt/ maſſen in fol- gender Nacht hierauſ alle Hund verreckt. Ein anderer Sol- dat hat wider alle gegebene Vermahnung fuͤr fein Pfeꝛd ein Gꝛaß abgeſchnitten von der Wieſen/ ſo erſtgedachten Cloſter zugehoͤ- rig/ mit dem ſchimpfflichen Vorwand/ es thuts den Pfaffen wol/ ſie ſeynd bey guten Mitteln: Aber Benedictinus wolte den Sei- nigen nichts nehmen/ oder wenigſten nit ungeſtrafft laſſen; dann kaum hat das Pferd das entfrembde Graß verzehrt/ ſo iſt es alſo- bald mauß todt niedergefallen und dem frechen Geſellen zugleich den Fuß gebrochen. rudolph flor. l. 5. de Mir. S. Benedict c. 3. Es gibt dergeſtalten Gewiſſenloſe Leut/ die es nit mehr vor ein Suͤnd oder Ubelthat halten/ wann ſie die Geiſtliche uͤber- fortelen/ oder ihnen etwas abtragen/ ja ſie glaubẽ/ es ſeye derent- wegen nichts unrechts/ weil die Pfaffen ihr Geld (ſo ungeſchlif- fen/ K 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/89>, abgerufen am 26.04.2024.