Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas ein Dieb Geistlicher Güter. dann vor kurtzen Jahren die Frantzösische Soldaten in dem Rö-mischen Reich dergleichen in Himmel schreyenden Kirchenraub und Tempel-Plünderung genugsam verübet haben. Anno 1690. den 6. April ist ein wahrhaffter Bericht ein- Drey Finger seynd an der Wand erschienen/ welche das Ur- Ubel-
Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter. dann vor kurtzen Jahren die Frantzoͤſiſche Soldaten in dem Roͤ-miſchen Reich dergleichen in Himmel ſchreyenden Kirchenraub und Tempel-Pluͤnderung genugſam veruͤbet haben. Anno 1690. den 6. April iſt ein wahrhaffter Bericht ein- Drey Finger ſeynd an der Wand erſchienen/ welche das Ur- Ubel-
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Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter.
dann vor kurtzen Jahren die Frantzoͤſiſche Soldaten in dem Roͤ-
miſchen Reich dergleichen in Himmel ſchreyenden Kirchenraub
und Tempel-Pluͤnderung genugſam veruͤbet haben.
Anno 1690. den 6. April iſt ein wahrhaffter Bericht ein-
geloffen/ daß die Frantzoſen in dem Chur-Pfaͤltziſchen/ unweit
Philippsburg gelegnen Staͤdl Bruch‘all/ als die PP. Capu-
ciner dazumal die Procesſion gehalten/ und daß Hochwuͤrdi-
ge Gut auf dem Altar ausgeſetzt ſtunde/ ohnverſehens etliche
Hund ſtarck ankommen/ in die Kirchen/ allwo man noch in dem
Ampt der H. Meß begriffen/ mit Feuer und Stroh ohne allen
Reſpect und Ehrenbietung des allerhoͤchſten Guts gantz grim-
mig eingetretten/ den Altar/ die Kirchen ſammt dem Cloſter ſo
gaͤh in Brand geſteckt/ daß der Prieſter/ ſo das Hochwuͤrdige aus
denen Flammen erretten wollen/ vom Feuer bald waͤre verzehrt
worden/ wie er dann am Kopff/ Geſicht/ Haͤnden und andern
Theilen des Leibs ſehr uͤbel zugericht worden/ dannoch aber die
Monſtrantzen/ ſammt dem allerhoͤchſten Gut den Frantzoſen zum
Raub uͤberlaſſen muͤſſen: Ja in einer andern Capuciner Kirchen/
hat mir ein glaubwuͤrdige Obrigkeit deſſen Ordens erzehlt/ nach
dem die Frantzoſen das vergulte Ciborium aus dem Taberna-
cul geraubt/ haben ſie nachmahls in Mitte des Tabernacul ein
Feuer gemacht/ und alſo das ſchoͤne GOttshaus in Aſchen gelegt.
Jch bin verſichert/ daß wofern dieſe verruchte Kirchenſchaͤnder
noch nit von dem gerechten GOtt zur Straff gezogen worden/
doch bald die ſo hoch beleidigte Goͤttliche Majeſtaͤt die Geifel er-
greiffen werde/ und dieſe Frantzoͤſiſche Mordbrenner in dem Ab-
grund bey den verdammten Nero und Attila vergraben werde.
Drey Finger ſeynd an der Wand erſchienen/ welche das Ur-
theil und Sententz geſchrieben und gefaͤllt wider der Kirchenrau-
beriſchen Koͤnig Balthaſar: Dieſe drey Finger haben bedeut die
drey Goͤttliche Perſonen/ benanntlich GOtt Vatter/ GOTT
Sohn/ GOtt H. Geiſt; dahero der Kirchenraub ein ſolche Miſ-
ſethat iſt/ daß ſo gar die allerheiligſte Dreyfaltigkeit dergleichen
Ubel-
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