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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas eiu Dieb Geistlicher Güter.
habe/ und alle dessen Priesterliche Ornat und Kleidungen un-
2. Reg. c.
1 Sylv. l.

3. 430.
ter seine Soldaten ausgetheilt; solcher Kirchenraub habe ihme
so grosse Bestürtzungen und Hertzens-Wehemut verursachet/ daß
er nit mehr wolte leben. Wehe aber und wehe allen Kirchen-
Dieben!

Keyser Leo hat einen sehr kostbaren guldenen Kelch/ mit
vielen theuren Steinen versetzter nacher Littig geschickt/ durch ei-
nen seines Erachtens gar getreuen Menschen/ welcher daselbst in
Namen Jhro Majestät solle der Kirchen offeriren/ der Bott
oder Träger dieses kostbahren Geschencks ist ohngefehr unter
Wegs zu einem verschmitzten Gold-Schmid gerathen/ welcher
alsbald den Gottlosen Einschlag geben; Er wolle einen andern
Kelch von Silber/ doch schön vergolt verfertigen/ und ebenfalls
mit diesen steinern Zieraden/ den guldenen aber wollen sie beyde
in gleicher Portion miteinander theilen. Der Gottlose Anschlag
war alsobald beyderseits für genehm gehalten: An statt des gul-
denen Kelchs ein silbernen geopffert. Wie der| übertrager aber
Greg.
Turon.
de glor.
Confess.
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sein Ruckreiß wieder zu besagten Goldschmid genommen/ und das
Gold bereits wollen theilen/ da ist die göttliche Rach über sie ge-
stiegen/ massen durch eine gäh entstandene Erdbidem/ die Erde ih-
ren weiten und tieffen Grund aufgesperrt/ und beyde Bößwicht
lebendig verschlickt.

Es ist zwar ein jedes Ort in der Welt bequem und taug-
lich daselbst GOtt zu loben/ und zubeten/ wie dann Elias auf
einen hohen Berg/ Josue in einem tieffen Thal/ Jeremias in
einer alten Cistern/ Daniel in der Löwen-Gruben/ die drey
Knaben in dem Babylonischen Ofen/ Jonas im Wallfisch/ Job
auf dem Misthaufen/ Susanna in Mitte zweyer alten Schelm
gebetten/ aber doch eigentlich ist ein Kirchen ein Bethaus; mas-
sen der Heyland selbsten in seinem rechtmässigen Zorn/ als er die
Hebräer zum Tempel hinaus gespeitscht/ gesagt hat: Domus
mea.
Mein Haus ist ein Bethaus. Aber leider! dieses Bet-
haus machen viel Kirchenrauber/ zu einem Bettelhaus/ wie

dann

Judas eiu Dieb Geiſtlicher Guͤter.
habe/ und alle deſſen Prieſterliche Ornat und Kleidungen un-
2. Reg. c.
1 Sylv. l.

3. 430.
ter ſeine Soldaten ausgetheilt; ſolcher Kirchenraub habe ihme
ſo groſſe Beſtuͤrtzungen und Hertzens-Wehemut verurſachet/ daß
er nit mehr wolte leben. Wehe aber und wehe allen Kirchen-
Dieben!

Keyſer Leo hat einen ſehr koſtbaren guldenen Kelch/ mit
vielen theuren Steinen verſetzter nacher Littig geſchickt/ durch ei-
nen ſeines Erachtens gar getreuen Menſchen/ welcher daſelbſt in
Namen Jhro Majeſtaͤt ſolle der Kirchen offeriren/ der Bott
oder Traͤger dieſes koſtbahren Geſchencks iſt ohngefehr unter
Wegs zu einem verſchmitzten Gold-Schmid gerathen/ welcher
alsbald den Gottloſen Einſchlag geben; Er wolle einen andern
Kelch von Silber/ doch ſchoͤn vergolt verfertigen/ und ebenfalls
mit dieſen ſteinern Zieraden/ den guldenen aber wollen ſie beyde
in gleicher Portion miteinander theilen. Der Gottloſe Anſchlag
war alſobald beyderſeits fuͤr genehm gehalten: An ſtatt des gul-
denen Kelchs ein ſilbernen geopffert. Wie der| uͤbeꝛtrager aber
Greg.
Turon.
de glor.
Confeſs.
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63.
ſein Ruckreiß wieder zu beſagten Goldſchmid genommen/ und das
Gold bereits wollen theilen/ da iſt die goͤttliche Rach uͤber ſie ge-
ſtiegen/ maſſen durch eine gaͤh entſtandene Erdbidem/ die Erde ih-
ren weiten und tieffen Grund aufgeſperrt/ und beyde Boͤßwicht
lebendig verſchlickt.

Es iſt zwar ein jedes Ort in der Welt bequem und taug-
lich daſelbſt GOtt zu loben/ und zubeten/ wie dann Elias auf
einen hohen Berg/ Joſue in einem tieffen Thal/ Jeremias in
einer alten Ciſtern/ Daniel in der Loͤwen-Gruben/ die drey
Knaben in dem Babyloniſchen Ofen/ Jonas im Wallfiſch/ Job
auf dem Miſthaufen/ Suſanna in Mitte zweyer alten Schelm
gebetten/ aber doch eigentlich iſt ein Kirchen ein Bethaus; maſ-
ſen der Heyland ſelbſten in ſeinem rechtmaͤſſigen Zorn/ als er die
Hebraͤer zum Tempel hinaus geſpeitſcht/ geſagt hat: Domus
mea.
Mein Haus iſt ein Bethaus. Aber leider! dieſes Bet-
haus machen viel Kirchenrauber/ zu einem Bettelhaus/ wie

dann
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[70/0082] Judas eiu Dieb Geiſtlicher Guͤter. habe/ und alle deſſen Prieſterliche Ornat und Kleidungen un- ter ſeine Soldaten ausgetheilt; ſolcher Kirchenraub habe ihme ſo groſſe Beſtuͤrtzungen und Hertzens-Wehemut verurſachet/ daß er nit mehr wolte leben. Wehe aber und wehe allen Kirchen- Dieben! 2. Reg. c. 1 Sylv. l. 3. 430. Keyſer Leo hat einen ſehr koſtbaren guldenen Kelch/ mit vielen theuren Steinen verſetzter nacher Littig geſchickt/ durch ei- nen ſeines Erachtens gar getreuen Menſchen/ welcher daſelbſt in Namen Jhro Majeſtaͤt ſolle der Kirchen offeriren/ der Bott oder Traͤger dieſes koſtbahren Geſchencks iſt ohngefehr unter Wegs zu einem verſchmitzten Gold-Schmid gerathen/ welcher alsbald den Gottloſen Einſchlag geben; Er wolle einen andern Kelch von Silber/ doch ſchoͤn vergolt verfertigen/ und ebenfalls mit dieſen ſteinern Zieraden/ den guldenen aber wollen ſie beyde in gleicher Portion miteinander theilen. Der Gottloſe Anſchlag war alſobald beyderſeits fuͤr genehm gehalten: An ſtatt des gul- denen Kelchs ein ſilbernen geopffert. Wie der| uͤbeꝛtrager aber ſein Ruckreiß wieder zu beſagten Goldſchmid genommen/ und das Gold bereits wollen theilen/ da iſt die goͤttliche Rach uͤber ſie ge- ſtiegen/ maſſen durch eine gaͤh entſtandene Erdbidem/ die Erde ih- ren weiten und tieffen Grund aufgeſperrt/ und beyde Boͤßwicht lebendig verſchlickt. Greg. Turon. de glor. Confeſs. c. 63. Es iſt zwar ein jedes Ort in der Welt bequem und taug- lich daſelbſt GOtt zu loben/ und zubeten/ wie dann Elias auf einen hohen Berg/ Joſue in einem tieffen Thal/ Jeremias in einer alten Ciſtern/ Daniel in der Loͤwen-Gruben/ die drey Knaben in dem Babyloniſchen Ofen/ Jonas im Wallfiſch/ Job auf dem Miſthaufen/ Suſanna in Mitte zweyer alten Schelm gebetten/ aber doch eigentlich iſt ein Kirchen ein Bethaus; maſ- ſen der Heyland ſelbſten in ſeinem rechtmaͤſſigen Zorn/ als er die Hebraͤer zum Tempel hinaus geſpeitſcht/ geſagt hat: Domus mea. Mein Haus iſt ein Bethaus. Aber leider! dieſes Bet- haus machen viel Kirchenrauber/ zu einem Bettelhaus/ wie dann

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/82>, abgerufen am 28.11.2024.