Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der verzweiffelte Verräther/ etc.
hat mehrmalen die liebe guldene Sonn/ welche offt und viel-
mahlen einen schlechten/ gemeinen/ groben/ und stinckenden
Dampff aus der Erden in die Höhe zieht/ und wann dieser schlech-
te Kerl empor steigt/ so übernimmt er sich alsobald/ sammlet sich
in ein trübe Wolcken zusammen/ unterstehet sich so gar das helle
Liecht der lieben Sonnen als seinen besten Freund und Gutthä-
ter zuverfinstern/ ja mit Donner und Hagel macht er alle erdenck-
liche Ungelegenheit dem jenigen/ von deme er sein Aufkommen
hat. O Schelm! fast gleichen Danck hat der Gottseeligste
Monarch in Jsrael von seinem Sohn Absalon erlebt/ der gute
Psalm
127.
gekrönte Harpffenist hat von andern guten Eltern/ welche da
GOtt vor Augen haben/ prophezeyet- Filij tui sicut novellae
olivarum in circuitu mensae tuae,
deine Kinder werden seyn
wie junge Oelzweige umb deinen Tisch/ Ja wol Oelzweig/ Ab-
salon
ware kein Oelzweig sondern ein Höllzweig/ so fast über
mässige Schmertzen und Bedrangnus dem Vatter angethan:
ader die Rach blieb nicht aus/ massen er durch Verhängnus der
Göttlichen Gerechtigkeit an einem Aichbaum/ oder Ach! Baum/
hangen geblieben/ und der zu hoch wolte seyn/ muste in die Höhe
das Leben lassen. GOTT ware mit dieser angefügten Straff
noch nit befriediget/ sondern hat ihme auch kein ehrliche Begräb-
nus vergonnet.

Uneracht der Königliche Printz Absalon unglaublichen
Unkosten noch bey Leb-Zeiten angewendet in Erbauung und
Aufrichtung eines sehr herrlichen und prächtigen Grabs/ so ist
ihm solches nicht zu Theil worden/ sondern der Leib muste wie ein
wildes Viech in die tieffe Gruben/ unweit der Stadt Jerusalem
gleich bey dem Ort/ allwo der Prophet Jsaias durch ein höltzene
Säg die Marter-Kron erlangt/ spöttlicher Weiß geworffen/ und
nachmals mit einem grossen Stein-Hauffen zugedeckt werden/
wie dann noch auf heutigen Tag die vorbeygehende/ so wohl Tür-
cken als Christen einen Stein hinunter werffen/ als wäre es diß-

falls

Judas der verzweiffelte Verraͤther/ ꝛc.
hat mehrmalen die liebe guldene Sonn/ welche offt und viel-
mahlen einen ſchlechten/ gemeinen/ groben/ und ſtinckenden
Dampff aus der Erden in die Hoͤhe zieht/ und wann dieſer ſchlech-
te Kerl empor ſteigt/ ſo uͤbernimmt er ſich alſobald/ ſammlet ſich
in ein truͤbe Wolcken zuſammen/ unterſtehet ſich ſo gar das helle
Liecht der lieben Sonnen als ſeinen beſten Freund und Gutthaͤ-
ter zuverfinſtern/ ja mit Donner und Hagel macht er alle erdenck-
liche Ungelegenheit dem jenigen/ von deme er ſein Aufkommen
hat. O Schelm! faſt gleichen Danck hat der Gottſeeligſte
Monarch in Jſrael von ſeinem Sohn Abſalon erlebt/ der gute
Pſalm
127.
gekroͤnte Harpffeniſt hat von andern guten Eltern/ welche da
GOtt vor Augen haben/ prophezeyet- Filij tui ſicut novellæ
olivarum in circuitu menſæ tuæ,
deine Kinder werden ſeyn
wie junge Oelzweige umb deinen Tiſch/ Ja wol Oelzweig/ Ab-
ſalon
ware kein Oelzweig ſondern ein Hoͤllzweig/ ſo faſt uͤber
maͤſſige Schmertzen und Bedrangnus dem Vatter angethan:
ader die Rach blieb nicht aus/ maſſen er durch Verhaͤngnus der
Goͤttlichen Gerechtigkeit an einem Aichbaum/ oder Ach! Baum/
hangen geblieben/ und der zu hoch wolte ſeyn/ muſte in die Hoͤhe
das Leben laſſen. GOTT ware mit dieſer angefuͤgten Straff
noch nit befriediget/ ſondern hat ihme auch kein ehrliche Begraͤb-
nus vergonnet.

Uneracht der Koͤnigliche Printz Abſalon unglaublichen
Unkoſten noch bey Leb-Zeiten angewendet in Erbauung und
Aufrichtung eines ſehr herꝛlichen und praͤchtigen Grabs/ ſo iſt
ihm ſolches nicht zu Theil worden/ ſondern der Leib muſte wie ein
wildes Viech in die tieffe Gruben/ unweit der Stadt Jeruſalem
gleich bey dem Ort/ allwo der Prophet Jſaias durch ein hoͤltzene
Saͤg die Marter-Kron erlangt/ ſpoͤttlicher Weiß geworffen/ und
nachmals mit einem groſſen Stein-Hauffen zugedeckt werden/
wie dann noch auf heutigen Tag die vorbeygehende/ ſo wohl Tuͤr-
cken als Chriſten einen Stein hinunter werffen/ als waͤre es diß-

falls
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0058" n="46"/><fw place="top" type="header">Judas der verzweiffelte Verra&#x0364;ther/ &#xA75B;c.</fw><lb/>
hat mehrmalen die liebe guldene Sonn/ welche offt und viel-<lb/>
mahlen einen &#x017F;chlechten/ gemeinen/ groben/ und &#x017F;tinckenden<lb/>
Dampff aus der Erden in die Ho&#x0364;he zieht/ und wann die&#x017F;er &#x017F;chlech-<lb/>
te Kerl empor &#x017F;teigt/ &#x017F;o u&#x0364;bernimmt er &#x017F;ich al&#x017F;obald/ &#x017F;ammlet &#x017F;ich<lb/>
in ein tru&#x0364;be Wolcken zu&#x017F;ammen/ unter&#x017F;tehet &#x017F;ich &#x017F;o gar das helle<lb/>
Liecht der lieben Sonnen als &#x017F;einen be&#x017F;ten Freund und Guttha&#x0364;-<lb/>
ter zuverfin&#x017F;tern/ ja mit Donner und Hagel macht er alle erdenck-<lb/>
liche Ungelegenheit dem jenigen/ von deme er &#x017F;ein Aufkommen<lb/>
hat. O Schelm! fa&#x017F;t gleichen Danck hat der Gott&#x017F;eelig&#x017F;te<lb/>
Monarch in J&#x017F;rael von &#x017F;einem Sohn <hi rendition="#aq">Ab&#x017F;alon</hi> erlebt/ der gute<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">P&#x017F;alm</hi><lb/>
127.</note> gekro&#x0364;nte Harpffeni&#x017F;t hat von andern guten Eltern/ welche da<lb/>
GOtt vor Augen haben/ prophezeyet- <hi rendition="#aq">Filij tui &#x017F;icut novellæ<lb/>
olivarum in circuitu men&#x017F;æ tuæ,</hi> deine Kinder werden &#x017F;eyn<lb/>
wie junge Oelzweige umb deinen Ti&#x017F;ch/ Ja wol Oelzweig/ <hi rendition="#aq">Ab-<lb/>
&#x017F;alon</hi> ware kein Oelzweig &#x017F;ondern ein Ho&#x0364;llzweig/ &#x017F;o fa&#x017F;t u&#x0364;ber<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Schmertzen und Bedrangnus dem Vatter angethan:<lb/>
ader die Rach blieb nicht aus/ ma&#x017F;&#x017F;en er durch Verha&#x0364;ngnus der<lb/>
Go&#x0364;ttlichen Gerechtigkeit an einem Aichbaum/ oder Ach! Baum/<lb/>
hangen geblieben/ und der zu hoch wolte &#x017F;eyn/ mu&#x017F;te in die Ho&#x0364;he<lb/>
das Leben la&#x017F;&#x017F;en. GOTT ware mit die&#x017F;er angefu&#x0364;gten Straff<lb/>
noch nit befriediget/ &#x017F;ondern hat ihme auch kein ehrliche Begra&#x0364;b-<lb/>
nus vergonnet.</p><lb/>
          <p>Uneracht der Ko&#x0364;nigliche Printz <hi rendition="#aq">Ab&#x017F;alon</hi> unglaublichen<lb/>
Unko&#x017F;ten noch bey Leb-Zeiten angewendet in Erbauung und<lb/>
Aufrichtung eines &#x017F;ehr her&#xA75B;lichen und pra&#x0364;chtigen Grabs/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
ihm &#x017F;olches nicht zu Theil worden/ &#x017F;ondern der Leib mu&#x017F;te wie ein<lb/>
wildes Viech in die tieffe Gruben/ unweit der Stadt Jeru&#x017F;alem<lb/>
gleich bey dem Ort/ allwo der Prophet J&#x017F;aias durch ein ho&#x0364;ltzene<lb/>
Sa&#x0364;g die Marter-Kron erlangt/ &#x017F;po&#x0364;ttlicher Weiß geworffen/ und<lb/>
nachmals mit einem gro&#x017F;&#x017F;en Stein-Hauffen zugedeckt werden/<lb/>
wie dann noch auf heutigen Tag die vorbeygehende/ &#x017F;o wohl Tu&#x0364;r-<lb/>
cken als Chri&#x017F;ten einen Stein hinunter werffen/ als wa&#x0364;re es diß-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">falls</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0058] Judas der verzweiffelte Verraͤther/ ꝛc. hat mehrmalen die liebe guldene Sonn/ welche offt und viel- mahlen einen ſchlechten/ gemeinen/ groben/ und ſtinckenden Dampff aus der Erden in die Hoͤhe zieht/ und wann dieſer ſchlech- te Kerl empor ſteigt/ ſo uͤbernimmt er ſich alſobald/ ſammlet ſich in ein truͤbe Wolcken zuſammen/ unterſtehet ſich ſo gar das helle Liecht der lieben Sonnen als ſeinen beſten Freund und Gutthaͤ- ter zuverfinſtern/ ja mit Donner und Hagel macht er alle erdenck- liche Ungelegenheit dem jenigen/ von deme er ſein Aufkommen hat. O Schelm! faſt gleichen Danck hat der Gottſeeligſte Monarch in Jſrael von ſeinem Sohn Abſalon erlebt/ der gute gekroͤnte Harpffeniſt hat von andern guten Eltern/ welche da GOtt vor Augen haben/ prophezeyet- Filij tui ſicut novellæ olivarum in circuitu menſæ tuæ, deine Kinder werden ſeyn wie junge Oelzweige umb deinen Tiſch/ Ja wol Oelzweig/ Ab- ſalon ware kein Oelzweig ſondern ein Hoͤllzweig/ ſo faſt uͤber maͤſſige Schmertzen und Bedrangnus dem Vatter angethan: ader die Rach blieb nicht aus/ maſſen er durch Verhaͤngnus der Goͤttlichen Gerechtigkeit an einem Aichbaum/ oder Ach! Baum/ hangen geblieben/ und der zu hoch wolte ſeyn/ muſte in die Hoͤhe das Leben laſſen. GOTT ware mit dieſer angefuͤgten Straff noch nit befriediget/ ſondern hat ihme auch kein ehrliche Begraͤb- nus vergonnet. Pſalm 127. Uneracht der Koͤnigliche Printz Abſalon unglaublichen Unkoſten noch bey Leb-Zeiten angewendet in Erbauung und Aufrichtung eines ſehr herꝛlichen und praͤchtigen Grabs/ ſo iſt ihm ſolches nicht zu Theil worden/ ſondern der Leib muſte wie ein wildes Viech in die tieffe Gruben/ unweit der Stadt Jeruſalem gleich bey dem Ort/ allwo der Prophet Jſaias durch ein hoͤltzene Saͤg die Marter-Kron erlangt/ ſpoͤttlicher Weiß geworffen/ und nachmals mit einem groſſen Stein-Hauffen zugedeckt werden/ wie dann noch auf heutigen Tag die vorbeygehende/ ſo wohl Tuͤr- cken als Chriſten einen Stein hinunter werffen/ als waͤre es diß- falls

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/58
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/58>, abgerufen am 19.04.2024.