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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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ein groben und ungeschickten Pengelium abgeben.
lisch wie der andere. Christoph Wacker/ ist wol nicht wie ein
Acker/ dann dieser ist gleichwol danckbar/ wann ihm der Bauers-
Mann ein Körnl Traidt spendirt/ so bezahlt er solches mehr als
dreyssigfältig wieder. Veit Limmel/ ist wol nicht wie der Him-
mel/ dann solcher rechtschaffen danckbar ist/ so er etwan einige
Dämpff und Feuchtigkeiten von der Erden bekommt/ so erwiedert
er es mit einem fruchtbaren Regen. Bartholomoe Ziegel/ ist wol
nicht wie ein Spiegel/ dann dieser gar manierlich-danckbar/ so
man ihm etwas proesentirt/ so gibt ers wieder zuruck. Diese drey
ungeberdige Schliffel werden wol öffter zum Tafel gehen/ und sich
nach gnügen ersättigen/ aber sie stehen allemal auf ohne einige
Dancksagung oder Gebet/ nicht ungleich den Schweinen/ denen
jemand die Aicheln von dem Baum schüttelt/ sie aber immersort
fressen und naschen/ und doch nicht einmal in die Höhe schauen/
woher ihnen dieses so werthe Confect kommet. O wie schändlich
und ungeformt stehet es/ wann man gleich nach dem Tisch nur
das Maul wischt/ und nicht einmal danckbar ist umb die liebe Got-
tes-Gab. Bey gar vielen Edel-Leuten hab ich wahrgenommen/
daß zu End der Tafel nichts anders im Brauch/ als diese Wort:
Hebts auf/ die Karten her/ etc. Der saubere Pamphilius/
gelangt weit ehender zur Audientz/ als das gebührende Deo
Gratias.

Der Tarsensische Prediger Paulus schreibt in der neundten
Epistel zu den Hebreern/ wie daß alles gesammte Volck Jsrael
stäts ein guldenen Bunds Kasten oder Archen mit sich geführt/
worinnen die Tafeln der Zehen Gebot/ die Wunder-Ruthen Aa-
ronis/ und das Manna oder Himmelbrodt in einem guldenen Ge-
schirr aufbehalten worden. Das Manna aber derenthalben/ umb
weilen selbiges sie viertzig Jahr in der Wüsten genossen/ damit
sie allzeit sollen der Göttlichen Majestät dancken/ so ihn dieses Him-
melbrodt so freygebig gespendiret hat/ zumalen seinen Göttlichen
Augen höchstens mißfället/ wann man umb das tägliche Brodt und
Nahrung nicht schuldigen Danck sagt. Hat uns doch dißfalls
der Heyland selbst mit seinem Exempel ein Lehr geben/ als welcher

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ein groben und ungeſchickten Pengelium abgeben.
liſch wie der andere. Chriſtoph Wacker/ iſt wol nicht wie ein
Acker/ dann dieſer iſt gleichwol danckbar/ wann ihm der Bauers-
Mann ein Koͤrnl Traidt ſpendirt/ ſo bezahlt er ſolches mehr als
dreyſſigfaͤltig wieder. Veit Limmel/ iſt wol nicht wie der Him-
mel/ dann ſolcher rechtſchaffen danckbar iſt/ ſo er etwan einige
Daͤmpff und Feuchtigkeiten von der Erden bekommt/ ſo erwiedert
er es mit einem fruchtbaren Regen. Bartholomœ Ziegel/ iſt wol
nicht wie ein Spiegel/ dann dieſer gar manierlich-danckbar/ ſo
man ihm etwas prœſentirt/ ſo gibt ers wieder zuruck. Dieſe drey
ungeberdige Schliffel werden wol oͤffter zum Tafel gehen/ und ſich
nach gnuͤgen erſaͤttigen/ aber ſie ſtehen allemal auf ohne einige
Danckſagung oder Gebet/ nicht ungleich den Schweinen/ denen
jemand die Aicheln von dem Baum ſchuͤttelt/ ſie aber immerſort
freſſen und naſchen/ und doch nicht einmal in die Hoͤhe ſchauen/
woher ihnen dieſes ſo werthe Confect kommet. O wie ſchaͤndlich
und ungeformt ſtehet es/ wann man gleich nach dem Tiſch nur
das Maul wiſcht/ und nicht einmal danckbar iſt umb die liebe Got-
tes-Gab. Bey gar vielen Edel-Leuten hab ich wahrgenommen/
daß zu End der Tafel nichts anders im Brauch/ als dieſe Wort:
Hebts auf/ die Karten her/ ꝛc. Der ſaubere Pamphilius/
gelangt weit ehender zur Audientz/ als das gebuͤhrende Deo
Gratias.

Der Tarſenſiſche Prediger Paulus ſchreibt in der neundten
Epiſtel zu den Hebreern/ wie daß alles geſammte Volck Jſrael
ſtaͤts ein guldenen Bunds Kaſten oder Archen mit ſich gefuͤhrt/
worinnen die Tafeln der Zehen Gebot/ die Wunder-Ruthen Aa-
ronis/ und das Manna oder Himmelbrodt in einem guldenen Ge-
ſchirꝛ aufbehalten worden. Das Manna aber derenthalben/ umb
weilen ſelbiges ſie viertzig Jahr in der Wuͤſten genoſſen/ damit
ſie allzeit ſollen der Goͤttlichen Majeſtaͤt dancken/ ſo ihn dieſes Him-
melbrodt ſo freygebig geſpendiret hat/ zumalen ſeinen Goͤttlichen
Augen hoͤchſtens mißfaͤllet/ wann man umb das taͤgliche Brodt und
Nahrung nicht ſchuldigen Danck ſagt. Hat uns doch dißfalls
der Heyland ſelbſt mit ſeinem Exempel ein Lehr geben/ als welcher

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[453/0465] ein groben und ungeſchickten Pengelium abgeben. liſch wie der andere. Chriſtoph Wacker/ iſt wol nicht wie ein Acker/ dann dieſer iſt gleichwol danckbar/ wann ihm der Bauers- Mann ein Koͤrnl Traidt ſpendirt/ ſo bezahlt er ſolches mehr als dreyſſigfaͤltig wieder. Veit Limmel/ iſt wol nicht wie der Him- mel/ dann ſolcher rechtſchaffen danckbar iſt/ ſo er etwan einige Daͤmpff und Feuchtigkeiten von der Erden bekommt/ ſo erwiedert er es mit einem fruchtbaren Regen. Bartholomœ Ziegel/ iſt wol nicht wie ein Spiegel/ dann dieſer gar manierlich-danckbar/ ſo man ihm etwas prœſentirt/ ſo gibt ers wieder zuruck. Dieſe drey ungeberdige Schliffel werden wol oͤffter zum Tafel gehen/ und ſich nach gnuͤgen erſaͤttigen/ aber ſie ſtehen allemal auf ohne einige Danckſagung oder Gebet/ nicht ungleich den Schweinen/ denen jemand die Aicheln von dem Baum ſchuͤttelt/ ſie aber immerſort freſſen und naſchen/ und doch nicht einmal in die Hoͤhe ſchauen/ woher ihnen dieſes ſo werthe Confect kommet. O wie ſchaͤndlich und ungeformt ſtehet es/ wann man gleich nach dem Tiſch nur das Maul wiſcht/ und nicht einmal danckbar iſt umb die liebe Got- tes-Gab. Bey gar vielen Edel-Leuten hab ich wahrgenommen/ daß zu End der Tafel nichts anders im Brauch/ als dieſe Wort: Hebts auf/ die Karten her/ ꝛc. Der ſaubere Pamphilius/ gelangt weit ehender zur Audientz/ als das gebuͤhrende Deo Gratias. Der Tarſenſiſche Prediger Paulus ſchreibt in der neundten Epiſtel zu den Hebreern/ wie daß alles geſammte Volck Jſrael ſtaͤts ein guldenen Bunds Kaſten oder Archen mit ſich gefuͤhrt/ worinnen die Tafeln der Zehen Gebot/ die Wunder-Ruthen Aa- ronis/ und das Manna oder Himmelbrodt in einem guldenen Ge- ſchirꝛ aufbehalten worden. Das Manna aber derenthalben/ umb weilen ſelbiges ſie viertzig Jahr in der Wuͤſten genoſſen/ damit ſie allzeit ſollen der Goͤttlichen Majeſtaͤt dancken/ ſo ihn dieſes Him- melbrodt ſo freygebig geſpendiret hat/ zumalen ſeinen Goͤttlichen Augen hoͤchſtens mißfaͤllet/ wann man umb das taͤgliche Brodt und Nahrung nicht ſchuldigen Danck ſagt. Hat uns doch dißfalls der Heyland ſelbſt mit ſeinem Exempel ein Lehr geben/ als welcher nach L l l 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/465>, abgerufen am 26.04.2024.