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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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thut das Gute unterlassen.
schämt hat alle erdenckliche Unbild/ Hohn und Spott und Ver-
achtung auszustehen: Sollst du dich schämen/ daß du auf dem
rechten Weg gegen Himmel bist? bey Leib nicht.

Caesarius Arelatensis neben andern Ursachen/ warumb man
nicht könne in das irrdische Paradeiß kommen/ setzt auch diese; daß
nemlich vier Haupt Flüß aus dem Paradeiß fliessen und entsprin-
gen/ Phison/ Nilus/ Tygris und Euphrates/ obschon solche zuwei-
len anderst genennet werden; wann nun die Flüß/ gleich andern
ihren Lauff thäten nehmen/ so kondt man leicht so lang gehen/ biß
man dero Ursprung erreichen thät: Gleich als wann jemand von
Wien aus neben der Donau solt immerzu aufwerts gehen/ so wur-
de er mit der Zeit nacher Donäsching kommen/ allwo dieser Fluß
entspringt/ aber mit obben[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ldten vier Haupt-Strömen hat es
weit ein andere Beschaffenheit; dann so bald sie aus dem irrdi-
schen Paradeiß hinaus quellen/ so verschlieffen sie sich gleich unter
die Erden/ und kommen erst in den Asiatischen Landschafften wie-
der hervor/ und diß ist neben andern auch ein wichtige Ursach/ wa-
rumb niemand in das irrdische Paradeiß kommen kan. Paradi-
sus enim in veniri non potest, quia nullum illorum fluminum
manifeste fluit deorsum, sed a Paradiso usque ad Asiaticas
Regiones subterranneis absorbentur hiatibus, &c.

Wessenthalben aber verschlieffen sich obbesagte Flüß gleich
unter die Erd/ wann sie aus dem Paradeiß kommen? Ach lieber
Christ/ wie gern wolt ich/ daß du gleich ihme beschaffen wärest! sie
schämen sich/ mercks wol! sie schämen sich/ und verschlieffen sich
so gar aus Schamhafftigkeit unter die Erd/ weil sie nemlich vom
Paradeiß hinweg gehen; also soll sich der Mensch nur dazumal
schämen/ wann er sündigen thut/ und folgsam den Weg vom Pa-
radeiß vom Himmel weg nimmt/ nicht aber hat er Ursach sich zu
schämen/ wann er gute und GOtt wolgefällige Werck thut/ als
wie da ist auch/ den Armen möglichst beyzuspringen/ dann da geht
er den geraden Weg gegen dem Paradeiß.

Was
E e e 2

thut das Gute unterlaſſen.
ſchaͤmt hat alle erdenckliche Unbild/ Hohn und Spott und Ver-
achtung auszuſtehen: Sollſt du dich ſchaͤmen/ daß du auf dem
rechten Weg gegen Himmel biſt? bey Leib nicht.

Cæſarius Arelatenſis neben andern Urſachen/ warumb man
nicht koͤnne in das irꝛdiſche Paradeıß kommen/ ſetzt auch dieſe; daß
nemlich vier Haupt Fluͤß aus dem Paradeiß flieſſen und entſprin-
gen/ Phiſon/ Nilus/ Tygris und Euphrates/ obſchon ſolche zuwei-
len anderſt genennet werden; wann nun die Fluͤß/ gleich andern
ihren Lauff thaͤten nehmen/ ſo kondt man leicht ſo lang gehen/ biß
man dero Urſprung erreichen thaͤt: Gleich als wann jemand von
Wien aus neben der Donau ſolt immerzu aufwerts gehen/ ſo wur-
de er mit der Zeit nacher Donaͤſching kommen/ allwo dieſer Fluß
entſpringt/ aber mit obben[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ldten vier Haupt-Stroͤmen hat es
weit ein andere Beſchaffenheit; dann ſo bald ſie aus dem irꝛdi-
ſchen Paradeiß hinaus quellen/ ſo verſchlieffen ſie ſich gleich unter
die Erden/ und kommen erſt in den Aſiatiſchen Landſchafften wie-
der hervor/ und diß iſt neben andern auch ein wichtige Urſach/ wa-
rumb niemand in das irꝛdiſche Paradeiß kommen kan. Paradi-
ſus enim in veniri non poteſt, quia nullum illorum fluminum
manifeſtè fluit deorſum, ſed à Paradiſo usque ad Aſiaticas
Regiones ſubterranneis abſorbentur hiatibus, &c.

Weſſenthalben aber verſchlieffen ſich obbeſagte Fluͤß gleich
unter die Erd/ wann ſie aus dem Paradeiß kommen? Ach lieber
Chriſt/ wie gern wolt ich/ daß du gleich ihme beſchaffen waͤreſt! ſie
ſchaͤmen ſich/ mercks wol! ſie ſchaͤmen ſich/ und verſchlieffen ſich
ſo gar aus Schamhafftigkeit unter die Erd/ weil ſie nemlich vom
Paradeiß hinweg gehen; alſo ſoll ſich der Menſch nur dazumal
ſchaͤmen/ wann er ſuͤndigen thut/ und folgſam den Weg vom Pa-
radeiß vom Himmel weg nimmt/ nicht aber hat er Urſach ſich zu
ſchaͤmen/ wann er gute und GOtt wolgefaͤllige Werck thut/ als
wie da iſt auch/ den Armen moͤglichſt beyzuſpringen/ dann da geht
er den geraden Weg gegen dem Paradeiß.

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[403/0415] thut das Gute unterlaſſen. ſchaͤmt hat alle erdenckliche Unbild/ Hohn und Spott und Ver- achtung auszuſtehen: Sollſt du dich ſchaͤmen/ daß du auf dem rechten Weg gegen Himmel biſt? bey Leib nicht. Cæſarius Arelatenſis neben andern Urſachen/ warumb man nicht koͤnne in das irꝛdiſche Paradeıß kommen/ ſetzt auch dieſe; daß nemlich vier Haupt Fluͤß aus dem Paradeiß flieſſen und entſprin- gen/ Phiſon/ Nilus/ Tygris und Euphrates/ obſchon ſolche zuwei- len anderſt genennet werden; wann nun die Fluͤß/ gleich andern ihren Lauff thaͤten nehmen/ ſo kondt man leicht ſo lang gehen/ biß man dero Urſprung erreichen thaͤt: Gleich als wann jemand von Wien aus neben der Donau ſolt immerzu aufwerts gehen/ ſo wur- de er mit der Zeit nacher Donaͤſching kommen/ allwo dieſer Fluß entſpringt/ aber mit obben_ldten vier Haupt-Stroͤmen hat es weit ein andere Beſchaffenheit; dann ſo bald ſie aus dem irꝛdi- ſchen Paradeiß hinaus quellen/ ſo verſchlieffen ſie ſich gleich unter die Erden/ und kommen erſt in den Aſiatiſchen Landſchafften wie- der hervor/ und diß iſt neben andern auch ein wichtige Urſach/ wa- rumb niemand in das irꝛdiſche Paradeiß kommen kan. Paradi- ſus enim in veniri non poteſt, quia nullum illorum fluminum manifeſtè fluit deorſum, ſed à Paradiſo usque ad Aſiaticas Regiones ſubterranneis abſorbentur hiatibus, &c. Weſſenthalben aber verſchlieffen ſich obbeſagte Fluͤß gleich unter die Erd/ wann ſie aus dem Paradeiß kommen? Ach lieber Chriſt/ wie gern wolt ich/ daß du gleich ihme beſchaffen waͤreſt! ſie ſchaͤmen ſich/ mercks wol! ſie ſchaͤmen ſich/ und verſchlieffen ſich ſo gar aus Schamhafftigkeit unter die Erd/ weil ſie nemlich vom Paradeiß hinweg gehen; alſo ſoll ſich der Menſch nur dazumal ſchaͤmen/ wann er ſuͤndigen thut/ und folgſam den Weg vom Pa- radeiß vom Himmel weg nimmt/ nicht aber hat er Urſach ſich zu ſchaͤmen/ wann er gute und GOtt wolgefaͤllige Werck thut/ als wie da iſt auch/ den Armen moͤglichſt beyzuſpringen/ dann da geht er den geraden Weg gegen dem Paradeiß. Was E e e 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/415>, abgerufen am 20.04.2024.