Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.wird gar unter die Heiligen gezehlt. Leuthen in gutes Ansehen gerathen; aber die Sach hat wideralles Hoffen weit anders außgeschlagen/ in dem sie nicht allein bey den wenigsten ein gutes Aug erhalten/ sondern noch in sol- chen Unwerth und grossen Haß gefallen/ daß man sie allerseits die Stiegen hinab geworffen/ und ihr noch die Vorsteher den letzten Beschaid mit dem Fußgeben an das Ort/ wo die Azo- rier von GOtt seynd gestrafft worden. Nach solchem unhöffli-1. Reg. c. 5. v. 6. chen Verfahren zu Hoff hat die liebe Tugend/ ihr Melancho- ley und grosse Gemüths-Entrüstung in etwas zu lindern/ sich in das grüne Feldt hinauß begeben/ und daselbst unter einem Schattenreichen Baum eingeschlaffen/ unterdessen ist die Boß- heit/ so gleich dazumahlen mit allerley schlimmer Bursch alldort spatziren gangen; gantz Mäusel still/ ja gar wie ein Maußkopff hinzu geschlichen/ und der lieben Tugend unvermerckter ihren edlen schönen Mandel gestohlen/ worvon darnach kombt daß auf den heutigen Tag die maiste Laster mie dem Tugend-Man- tel dahero prangen/ und die Laster von der Welt wie ein Gott- loser Iscarioth canoniziert werden. Gewiß ist es/ und gar unlaugbahr/ daß die muthwillige Es ist selten ein Mahlzeit/ worbey sich nit ein unverschemb- Pars IV. Y y
wird gar unter die Heiligen gezehlt. Leuthen in gutes Anſehen gerathen; aber die Sach hat wideralles Hoffen weit anders außgeſchlagen/ in dem ſie nicht allein bey den wenigſten ein gutes Aug erhalten/ ſondern noch in ſol- chen Unwerth und groſſen Haß gefallen/ daß man ſie allerſeıts die Stiegen hinab geworffen/ und ihr noch die Vorſteher den letzten Beſchaid mit dem Fußgeben an das Ort/ wo die Azo- rier von GOtt ſeynd geſtrafft worden. Nach ſolchem unhoͤffli-1. Reg. c. 5. v. 6. chen Verfahren zu Hoff hat die liebe Tugend/ ihr Melancho- ley und groſſe Gemuͤths-Entruͤſtung in etwas zu lindern/ ſich in das gruͤne Feldt hinauß begeben/ und daſelbſt unter einem Schattenreichen Baum eingeſchlaffen/ unterdeſſẽ iſt die Boß- heit/ ſo gleich dazumahlen mit allerley ſchlim̃er Burſch alldort ſpatziren gangen; gantz Maͤuſel ſtill/ ja gar wie ein Maußkopff hinzu geſchlichen/ und der lieben Tugend unvermerckter ihren edlen ſchoͤnen Mandel geſtohlen/ worvon darnach kombt daß auf den heutigẽ Tag die maiſte Laſter mie dem Tugend-Man- tel dahero prangen/ und die Laſter von der Welt wie ein Gott- loſer Iſcarioth canoniziert werden. Gewiß iſt es/ und gar unlaugbahr/ daß die muthwillige Es iſt ſelten ein Mahlzeit/ worbey ſich nit ein unverſchemb- Pars IV. Y y
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wird gar unter die Heiligen gezehlt.
Leuthen in gutes Anſehen gerathen; aber die Sach hat wider
alles Hoffen weit anders außgeſchlagen/ in dem ſie nicht allein
bey den wenigſten ein gutes Aug erhalten/ ſondern noch in ſol-
chen Unwerth und groſſen Haß gefallen/ daß man ſie allerſeıts
die Stiegen hinab geworffen/ und ihr noch die Vorſteher den
letzten Beſchaid mit dem Fußgeben an das Ort/ wo die Azo-
rier von GOtt ſeynd geſtrafft worden. Nach ſolchem unhoͤffli-
chen Verfahren zu Hoff hat die liebe Tugend/ ihr Melancho-
ley und groſſe Gemuͤths-Entruͤſtung in etwas zu lindern/ ſich
in das gruͤne Feldt hinauß begeben/ und daſelbſt unter einem
Schattenreichen Baum eingeſchlaffen/ unterdeſſẽ iſt die Boß-
heit/ ſo gleich dazumahlen mit allerley ſchlim̃er Burſch alldort
ſpatziren gangen; gantz Maͤuſel ſtill/ ja gar wie ein Maußkopff
hinzu geſchlichen/ und der lieben Tugend unvermerckter ihren
edlen ſchoͤnen Mandel geſtohlen/ worvon darnach kombt daß
auf den heutigẽ Tag die maiſte Laſter mie dem Tugend-Man-
tel dahero prangen/ und die Laſter von der Welt wie ein Gott-
loſer Iſcarioth canoniziert werden.
1. Reg. c.
5. v. 6.
Gewiß iſt es/ und gar unlaugbahr/ daß die muthwillige
Hebræer/ diß unverſchembte Lotters Geſind auff allerley er-
denckliche Weiß mit Chriſto dem HErrn verfahren in ſeinem
Leiden/ dahero auch wol zu glauben/ weil vil unter den Scher-
ganten zimlich berauſcht geweſt/ daß ſie die groͤbſte Zotten
auff die Bahn gebracht/ und allerley Schand-Wort hoͤren laſ-
ſen; deren aber keiner auß allen vier Evangeliſten gedenckt/
uns zu einer ſondern Lehr und Nachfolg/ daß eines Chriſten
Zung in ſolchem Wuſt ſich einmahlen ſoll einlaſſen/ welches a-
ber layder wenig beobacht wird/ nach Auſſag deß heiligen Vat-
ters Auguſtini? Tanto ſe putant lætiores, quantò fuerint tur-
piores, &c.
Expos. 2.
in Pſal.
18.
Es iſt ſelten ein Mahlzeit/ worbey ſich nit ein unverſchemb-
ter Poſſen-oder Zottenreiſer einfindet/ wenig Tꝛactament wer-
den gefunden/ worzu der Eſau nit auch ein Wildbraͤt/ verſtehe
Pars IV. Y y
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