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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas der verfluchte Gesell.
Judas der verfluchte Gesell wird von ei-
nigen gottlosen Leuthen gar unter die
Heyligen gezehlt.

MIchael Balbus ein Kayser und abgesagter Feind der
Christen suchte in allweg den Nahmen JEsu zu vertil-
gen/ und allerseits gäntzlich auszurotten/ wie er dann
die Bekenner Christi/ absonderlich aber die Geistliche und Or-
dens Personen durch grausame Kercker und Marter theils aus
dem Weeg geraumt/ theils auch ins Elend verschickt/ entgegen
aber denen Juden war er bestermassen zugethan; unter andern
gottlosen Puncten die er in seinem verstockten Jrrthum gehal-
ten/ waren auch dise/ daß er erstlich die Teufel für ein Fabel und
Gedicht glaubt/ der doch den grösten Teufel im Hertzen gehabt:
Sigon.
lib. 4.
Regni
Ital.
Anderten hielt er alle Leichtfertigkeit und fleischlichen Muth-
willen für rechtmässige Sacramenten/ die GOtt selbsten ein-
gestellt; forderst aber ist der Aussag und des unverwendlichen
Glaubens gewest/ daß Judas Iscarioth bereits unter der Ge-
sellschafft der Heiligen sey. Deßgleichen ist auch ein anderer Ke-
tzer Brut entstanden/ so sie Cajanern genennt worden/ dise ha-
Irenaeus
l. 1. cont.
Haeres.
cap. vet.
Tertul.
lib. de
praes.
c.
47.
ben die Lasterthat Judae des Iscarioths nicht allein entschuldi-
get/ sondern so gar dessen verrätherisches Schelmstuck gut ge-
heissen/ als habe er aus puren Eyfer den HErrn JEsum verra-
then/ damit nur das menschliche Geschlecht durch seinen Todt
möchte erlöst werden. So weit kommt es schon/ daß man auch
die Boßheit selbst mit dem Mantel der Heiligkeit bedeckt.

Der David hat dem König Saul nur ein Trumb vom
Mantel geschnitten/ indem er ihme doch gar leicht den gantzen
1. Reg.
c.
24.
Mantel hätte können hinweg nehmen. Gleichwie es der lieben
Tugend widerfahren. Dise begab sich einsmal nacher Hof in
willens daselbst eine zeitlang zu verharren/ damit sie auch alda
in bessere Bekandtschafft möchte kommen/ und bey den Hof-

Leuthen
Judas der verfluchte Geſell.
Judas der verfluchte Geſell wird von ei-
nigen gottloſen Leuthen gar unter die
Heyligen gezehlt.

MIchael Balbus ein Kayſer und abgeſagter Feind der
Chriſten ſuchte in allweg den Nahmen JEſu zu vertil-
gen/ und allerſeits gaͤntzlich auszurotten/ wie er dann
die Bekeñer Chriſti/ abſonderlich aber die Geiſtliche und Or-
dens Perſonen durch grauſame Kercker und Marter theils aus
dem Weeg geraumt/ theils auch ins Elend verſchickt/ entgegen
aber denen Juden war er beſtermaſſen zugethan; unter andern
gottloſen Puncten die er in ſeinem verſtockten Jrꝛthum gehal-
ten/ waren auch diſe/ daß er erſtlich die Teufel fuͤr ein Fabel und
Gedicht glaubt/ der doch den groͤſten Teufel im Hertzen gehabt:
Sigon.
lib. 4.
Regni
Ital.
Anderten hielt er alle Leichtfertigkeit und fleıſchlichen Muth-
willen fuͤr rechtmaͤſſige Sacramenten/ die GOtt ſelbſten ein-
geſtellt; fordeꝛſt aber iſt der Auſſag und des unverwendlichen
Glaubens geweſt/ daß Judas Iſcarioth bereits unter der Ge-
ſellſchafft der Heiligen ſey. Deßgleichẽ iſt auch ein anderer Ke-
tzer Brut entſtanden/ ſo ſie Cajanern genennt worden/ diſe ha-
Irenæus
l. 1. cont.
Hæres.
cap. vet.
Tertul.
lib. de
præſ.
c.
47.
ben die Laſterthat Judæ des Iſcarioths nicht allein entſchuldi-
get/ ſondern ſo gar deſſen verraͤtheriſches Schelmſtuck gut ge-
heiſſen/ als habe er aus puren Eyfer den HErꝛn JEſum verra-
then/ damit nur das menſchliche Geſchlecht durch ſeinen Todt
moͤchte erloͤſt werden. So weit kom̃t es ſchon/ daß man auch
die Boßheit ſelbſt mit dem Mantel der Heiligkeit bedeckt.

Der David hat dem Koͤnig Saul nur ein Trumb vom
Mantel geſchnitten/ indem er ihme doch gar leicht den gantzen
1. Reg.
c.
24.
Mantel haͤtte koͤnnen hinweg nehmen. Gleichwie es der lieben
Tugend widerfahren. Diſe begab ſich einsmal nacher Hof in
willens daſelbſt eine zeitlang zu verharꝛen/ damit ſie auch alda
in beſſere Bekandtſchafft moͤchte kommen/ und bey den Hof-

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[352/0364] Judas der verfluchte Geſell. Judas der verfluchte Geſell wird von ei- nigen gottloſen Leuthen gar unter die Heyligen gezehlt. MIchael Balbus ein Kayſer und abgeſagter Feind der Chriſten ſuchte in allweg den Nahmen JEſu zu vertil- gen/ und allerſeits gaͤntzlich auszurotten/ wie er dann die Bekeñer Chriſti/ abſonderlich aber die Geiſtliche und Or- dens Perſonen durch grauſame Kercker und Marter theils aus dem Weeg geraumt/ theils auch ins Elend verſchickt/ entgegen aber denen Juden war er beſtermaſſen zugethan; unter andern gottloſen Puncten die er in ſeinem verſtockten Jrꝛthum gehal- ten/ waren auch diſe/ daß er erſtlich die Teufel fuͤr ein Fabel und Gedicht glaubt/ der doch den groͤſten Teufel im Hertzen gehabt: Anderten hielt er alle Leichtfertigkeit und fleıſchlichen Muth- willen fuͤr rechtmaͤſſige Sacramenten/ die GOtt ſelbſten ein- geſtellt; fordeꝛſt aber iſt der Auſſag und des unverwendlichen Glaubens geweſt/ daß Judas Iſcarioth bereits unter der Ge- ſellſchafft der Heiligen ſey. Deßgleichẽ iſt auch ein anderer Ke- tzer Brut entſtanden/ ſo ſie Cajanern genennt worden/ diſe ha- ben die Laſterthat Judæ des Iſcarioths nicht allein entſchuldi- get/ ſondern ſo gar deſſen verraͤtheriſches Schelmſtuck gut ge- heiſſen/ als habe er aus puren Eyfer den HErꝛn JEſum verra- then/ damit nur das menſchliche Geſchlecht durch ſeinen Todt moͤchte erloͤſt werden. So weit kom̃t es ſchon/ daß man auch die Boßheit ſelbſt mit dem Mantel der Heiligkeit bedeckt. Sigon. lib. 4. Regni Ital. Irenæus l. 1. cont. Hæres. cap. vet. Tertul. lib. de præſ. c. 47. Der David hat dem Koͤnig Saul nur ein Trumb vom Mantel geſchnitten/ indem er ihme doch gar leicht den gantzen Mantel haͤtte koͤnnen hinweg nehmen. Gleichwie es der lieben Tugend widerfahren. Diſe begab ſich einsmal nacher Hof in willens daſelbſt eine zeitlang zu verharꝛen/ damit ſie auch alda in beſſere Bekandtſchafft moͤchte kommen/ und bey den Hof- Leuthen 1. Reg. c. 24.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/364>, abgerufen am 28.03.2024.