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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Jn deß abtrinnigen Judä Stell und Apostel-Ampt
selbige abzustraffen. Der Hohe-Priester im alten Testament
muste aus Göttlichem Befelch an dem Bräm/ oder untern
Theil deß Rocks guldene Schellen tragen/ keine Fuchs-
Schweiff/ sondern guldene Schellen/ damit er von Männig-
lichen gehört wurde. Ein Obrigkeit muß nit schmeichlen/ noch
zu allen Dingen stillschweigen/ sondern sich hören lassen/ das
Maul aufthun/ und das Böse corrigiren und abstraffen. O
wie viel tausend liegen in dem Abgrund der Höllen/ und in der
ewigen Verdammnus/ nicht darumb/ weil sie übel gelebt ha-
ben/ sondern weil sie die Untergebne nit ermahnt haben/ nicht
gestrafft haben.

Die Wahl geschicht nicht Wol/ wann man
einen harten und groben erwählt.

Man irret/ wann man nit ein Manier brauchet. Ein
Obrigkeit muß ein Uhr seyn/ die da zeigt/ und nit schlägt. Der
Giezi hat den todten Knaben mit dem Staab nicht können zum
Leben erwecken/ wol aber der Elisaeus mit einer Manier. Noch
hab ich nie gehört/ nie gesehen/ nie gelesen/ daß der gute Hirt in dem
Evangelio hätte mit einem Staab/ oder Stecken/ oder Geißl/
oder Brügel/ das gefundene Lämml in der Wüsten vor seiner ge-
trieben; wol aber/ daß er solches arme Tröpffel auf den Achseln
getragen. Unser lieber HErr hat die Apostel/ und folgsam alle
die jenige/ so ins künfftig in Geistlichen Dignitäten und Wür-
den werden seyn/ nie anderst genennt/ als ein Liecht der Welt;
Vos estis Lux mundi, und nicht Lucius mundi; dann ein O-
brigkeit muß nit seyn wie ein Hechten/ der so grausam/ daß er
auch sein eigne Jungen fressen thut. Sie muß allein umbkehrt
grob seyn; dann das Wörtl Grob/ wann mans umbkehrt/ oder
zuruck liest/ so heist es Borg. Borgen muß sie/ und nicht gleich
drein schlagen. Der Moyses hat gar nit recht gehandlet/ ja er
hat derenthalben einen zimlichen Verweiß von GOtt bekom-
men/ umb weil er die Rüthen gebraucht/ und auf den Felsen zu-

geschla-

Jn deß abtrinnigen Judaͤ Stell und Apoſtel-Ampt
ſelbige abzuſtraffen. Der Hohe-Prieſter im alten Teſtament
muſte aus Goͤttlichem Befelch an dem Braͤm/ oder untern
Theıl deß Rocks guldene Schellen tragen/ keine Fuchs-
Schweiff/ ſondern guldene Schellen/ damit er von Maͤnnig-
lichen gehoͤrt wurde. Ein Obrigkeit muß nit ſchmeichlen/ noch
zu allen Dingen ſtillſchweigen/ ſondern ſich hoͤren laſſen/ das
Maul aufthun/ und das Boͤſe corrigiren und abſtraffen. O
wie viel tauſend liegen in dem Abgrund der Hoͤllen/ und in der
ewigen Verdammnus/ nicht darumb/ weil ſie uͤbel gelebt ha-
ben/ ſondern weil ſie die Untergebne nit ermahnt haben/ nicht
geſtrafft haben.

Die Wahl geſchicht nicht Wol/ wann man
einen harten und groben erwaͤhlt.

Man irret/ wann man nit ein Manier brauchet. Ein
Obrigkeit muß ein Uhr ſeyn/ die da zeigt/ und nit ſchlaͤgt. Der
Giezi hat den todten Knaben mit dem Staab nicht koͤnnen zum
Leben erwecken/ wol aber der Eliſæus mit einer Manier. Noch
hab ich nie gehoͤrt/ nie geſehẽ/ nie geleſẽ/ daß der gute Hiꝛt in dem
Evangelio haͤtte mit einem Staab/ oder Steckẽ/ oder Geißl/
oder Bruͤgel/ das gefundene Laͤmml in der Wuͤſtẽ vor ſeiner ge-
trieben; wol aber/ daß er ſolches arme Troͤpffel auf den Achſeln
getragen. Unſer lieber HErꝛ hat die Apoſtel/ und folgſam alle
die jenige/ ſo ins kuͤnfftig in Geiſtlichen Dignitaͤten und Wuͤr-
den werden ſeyn/ nie anderſt genennt/ als ein Liecht der Welt;
Vos eſtis Lux mundi, und nicht Lucius mundi; dann ein O-
brigkeit muß nit ſeyn wie ein Hechten/ der ſo grauſam/ daß er
auch ſein eigne Jungen freſſen thut. Sie muß allein umbkehrt
grob ſeyn; dann das Woͤrtl Grob/ wann mans umbkehrt/ oder
zuruck lieſt/ ſo heiſt es Borg. Borgen muß ſie/ und nicht gleich
drein ſchlagen. Der Moyſes hat gar nit recht gehandlet/ ja er
hat derenthalben einen zimlichen Verweiß von GOtt bekom-
men/ umb weil er die Rüthen gebraucht/ und auf den Felſen zu-

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[250[252]/0264] Jn deß abtrinnigen Judaͤ Stell und Apoſtel-Ampt ſelbige abzuſtraffen. Der Hohe-Prieſter im alten Teſtament muſte aus Goͤttlichem Befelch an dem Braͤm/ oder untern Theıl deß Rocks guldene Schellen tragen/ keine Fuchs- Schweiff/ ſondern guldene Schellen/ damit er von Maͤnnig- lichen gehoͤrt wurde. Ein Obrigkeit muß nit ſchmeichlen/ noch zu allen Dingen ſtillſchweigen/ ſondern ſich hoͤren laſſen/ das Maul aufthun/ und das Boͤſe corrigiren und abſtraffen. O wie viel tauſend liegen in dem Abgrund der Hoͤllen/ und in der ewigen Verdammnus/ nicht darumb/ weil ſie uͤbel gelebt ha- ben/ ſondern weil ſie die Untergebne nit ermahnt haben/ nicht geſtrafft haben. Die Wahl geſchicht nicht Wol/ wann man einen harten und groben erwaͤhlt. Man irret/ wann man nit ein Manier brauchet. Ein Obrigkeit muß ein Uhr ſeyn/ die da zeigt/ und nit ſchlaͤgt. Der Giezi hat den todten Knaben mit dem Staab nicht koͤnnen zum Leben erwecken/ wol aber der Eliſæus mit einer Manier. Noch hab ich nie gehoͤrt/ nie geſehẽ/ nie geleſẽ/ daß der gute Hiꝛt in dem Evangelio haͤtte mit einem Staab/ oder Steckẽ/ oder Geißl/ oder Bruͤgel/ das gefundene Laͤmml in der Wuͤſtẽ vor ſeiner ge- trieben; wol aber/ daß er ſolches arme Troͤpffel auf den Achſeln getragen. Unſer lieber HErꝛ hat die Apoſtel/ und folgſam alle die jenige/ ſo ins kuͤnfftig in Geiſtlichen Dignitaͤten und Wuͤr- den werden ſeyn/ nie anderſt genennt/ als ein Liecht der Welt; Vos eſtis Lux mundi, und nicht Lucius mundi; dann ein O- brigkeit muß nit ſeyn wie ein Hechten/ der ſo grauſam/ daß er auch ſein eigne Jungen freſſen thut. Sie muß allein umbkehrt grob ſeyn; dann das Woͤrtl Grob/ wann mans umbkehrt/ oder zuruck lieſt/ ſo heiſt es Borg. Borgen muß ſie/ und nicht gleich drein ſchlagen. Der Moyſes hat gar nit recht gehandlet/ ja er hat derenthalben einen zimlichen Verweiß von GOtt bekom- men/ umb weil er die Rüthen gebraucht/ und auf den Felſen zu- geſchla-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 250[252]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/264>, abgerufen am 24.04.2024.