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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas der Gewissenlose Bößwicht/

Wie ist aber allem disem Ubel zu helffen|? zumahl alle/ auch so
gar heilige Leuth/ vor bösen Gedancken kein Salva Guardia ha-
ben. Mein Rath ist/ mein Rath ist gewest/ mein Rath wird
seyn/ du sollst als ein trutziger Christ dich von Teuffel nit viel
lassen foppen/ sondern wacker drein schlagen. Aber wie kan
man dise verdammten Larven schlagen/ zumahl er ein lauterer/
ob schon ein lauterer Geist ist? so weiß man auch aus folgender
Geschicht/ daß das Teuffel schlagen/ nit habe allezeit gut ausge-
schlagen.

Wie der Heil. Vincentius Ferrerius einmahl geprediget/ und
unter anderm auch vorbracht/ was Gestalten die Heilige Mar-
garita
den bösen Feind/ so ihr in Menschlicher Gestalt erschie-
nen/ mit grosser Furi angegriffen/ denselben zu Boden geworf-
fen/ und einzimliche Zeit hart gepeiniget: so war eben dazumahl
in der Predig ein einfältiger jedoch frommer Jüngling aus Lom-
cardia
gebürthig/ welcher durch solches angezognes Exempel
ein besondern Muth gefast/ auch einmal den Teuffel steiff abzu-
prügeln; zu solchem Ende Gott den HErrn öffter gantz inbrün-
stig gebetten/ er wolle ihm doch den höllischen Gast in Mensch-
licher Gestalt zuschicken/ an dem er sein Faust recht probieren;
und sein Muth kühlen möge. Wie nun auf ein Zeit gedachter
Einfalt in das nechst entlegene Städel oder Marckt-Fleck wol-
te und muste gehen; da hat er unter Wegs ein altes baufälliges
Gebäu/ so viel Jahr ohne Dach gestanden/ an der Strassen
angetroffen/ worinn er fast ein halbe Stund/ als abgesondert
von den Leuthen/ sein Gebet verricht/ und anbey GOtt den all-
mächtigen mehrmahl eiffrigst gebetten/ daß er doch die Gele-
genheit kunte haben/ mit dem Teuffel zu rauffen; als er dann
in Mitte deß Gebets begriffen/ da geth ein altes/ armes/ vor
Hunger ausgemergletes/ elendes Weib mit einer Sichel in der
Hand hinein/ deß Willens daselbst das Graß/ so häuffiger als
anderwärts gewachsen/ abzuschneiden. Kaum daß er solcher an-
sichtig worden/ da hat er sich ab dero Ungestalt in etwas ent-

rüst/
Judas der Gewiſſenloſe Boͤßwicht/

Wie iſt aber allem diſem Ubel zu helffen|? zumahl alle/ auch ſo
gar heilige Leuth/ vor boͤſen Gedancken kein Salva Guardia ha-
ben. Mein Rath iſt/ mein Rath iſt geweſt/ mein Rath wird
ſeyn/ du ſollſt als ein trutziger Chriſt dich von Teuffel nit viel
laſſen foppen/ ſondern wacker drein ſchlagen. Aber wie kan
man diſe verdammten Larven ſchlagen/ zumahl er ein lauterer/
ob ſchon ein lauterer Geiſt iſt? ſo weiß man auch aus folgender
Geſchicht/ daß das Teuffel ſchlagen/ nit habe allezeit gut ausge-
ſchlagen.

Wie der Heil. Vincentius Ferrerius einmahl geprediget/ uñ
unter anderm auch vorbracht/ was Geſtalten die Heilige Mar-
garita
den boͤſen Feind/ ſo ihr in Menſchlicher Geſtalt erſchie-
nen/ mit groſſer Furi angegriffen/ denſelben zu Boden geworf-
fen/ und einzimliche Zeit hart gepeiniget: ſo war eben dazumahl
in der Pꝛedig ein einfaͤltiger jedoch from̃er Juͤngling aus Lom-
cardia
gebuͤrthig/ welcher durch ſolches angezognes Exempel
ein beſondern Muth gefaſt/ auch einmal den Teuffel ſteiff abzu-
pruͤgeln; zu ſolchem Ende Gott den HErꝛn oͤffter gantz inbruͤn-
ſtig gebetten/ er wolle ihm doch den hoͤlliſchen Gaſt in Menſch-
licher Geſtalt zuſchicken/ an dem er ſein Fauſt recht probieren;
und ſein Muth kuͤhlen moͤge. Wie nun auf ein Zeit gedachter
Einfalt in das nechſt entlegene Staͤdel oder Marckt-Fleck wol-
te und muſte gehen; da hat er unter Wegs ein altes baufaͤlliges
Gebaͤu/ ſo viel Jahr ohne Dach geſtanden/ an der Straſſen
angetroffen/ worinn er faſt ein halbe Stund/ als abgeſondert
von den Leuthen/ ſein Gebet verricht/ und anbey GOtt den all-
maͤchtigen mehrmahl eiffrigſt gebetten/ daß er doch die Gele-
genheit kunte haben/ mit dem Teuffel zu rauffen; als er dann
in Mitte deß Gebets begriffen/ da geth ein altes/ armes/ vor
Hunger ausgemergletes/ elendes Weib mit einer Sichel in der
Hand hinein/ deß Willens daſelbſt das Graß/ ſo haͤuffiger als
anderwaͤrts gewachſẽ/ abzuſchneiden. Kaum daß er ſolcher an-
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[228/0240] Judas der Gewiſſenloſe Boͤßwicht/ Wie iſt aber allem diſem Ubel zu helffen|? zumahl alle/ auch ſo gar heilige Leuth/ vor boͤſen Gedancken kein Salva Guardia ha- ben. Mein Rath iſt/ mein Rath iſt geweſt/ mein Rath wird ſeyn/ du ſollſt als ein trutziger Chriſt dich von Teuffel nit viel laſſen foppen/ ſondern wacker drein ſchlagen. Aber wie kan man diſe verdammten Larven ſchlagen/ zumahl er ein lauterer/ ob ſchon ein lauterer Geiſt iſt? ſo weiß man auch aus folgender Geſchicht/ daß das Teuffel ſchlagen/ nit habe allezeit gut ausge- ſchlagen. Wie der Heil. Vincentius Ferrerius einmahl geprediget/ uñ unter anderm auch vorbracht/ was Geſtalten die Heilige Mar- garita den boͤſen Feind/ ſo ihr in Menſchlicher Geſtalt erſchie- nen/ mit groſſer Furi angegriffen/ denſelben zu Boden geworf- fen/ und einzimliche Zeit hart gepeiniget: ſo war eben dazumahl in der Pꝛedig ein einfaͤltiger jedoch from̃er Juͤngling aus Lom- cardia gebuͤrthig/ welcher durch ſolches angezognes Exempel ein beſondern Muth gefaſt/ auch einmal den Teuffel ſteiff abzu- pruͤgeln; zu ſolchem Ende Gott den HErꝛn oͤffter gantz inbruͤn- ſtig gebetten/ er wolle ihm doch den hoͤlliſchen Gaſt in Menſch- licher Geſtalt zuſchicken/ an dem er ſein Fauſt recht probieren; und ſein Muth kuͤhlen moͤge. Wie nun auf ein Zeit gedachter Einfalt in das nechſt entlegene Staͤdel oder Marckt-Fleck wol- te und muſte gehen; da hat er unter Wegs ein altes baufaͤlliges Gebaͤu/ ſo viel Jahr ohne Dach geſtanden/ an der Straſſen angetroffen/ worinn er faſt ein halbe Stund/ als abgeſondert von den Leuthen/ ſein Gebet verricht/ und anbey GOtt den all- maͤchtigen mehrmahl eiffrigſt gebetten/ daß er doch die Gele- genheit kunte haben/ mit dem Teuffel zu rauffen; als er dann in Mitte deß Gebets begriffen/ da geth ein altes/ armes/ vor Hunger ausgemergletes/ elendes Weib mit einer Sichel in der Hand hinein/ deß Willens daſelbſt das Graß/ ſo haͤuffiger als anderwaͤrts gewachſẽ/ abzuſchneiden. Kaum daß er ſolcher an- ſichtig worden/ da hat er ſich ab dero Ungeſtalt in etwas ent- ruͤſt/

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/240>, abgerufen am 20.04.2024.