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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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hat sich mit Gedancken versündiget.
Heiligkeit auch die wilde Thier schön gethan/ seynd dannoch
wilde Gedancken eingefallen: Macario, der ein lauterer Die-
ner GOttes war/ seynd dannoch unlautere Gedancken einge-
fallen: Macario, der wie ein unschuldiges Lämml gelebt/ seynd
gleichwohl Sauische Gedancken eingefallen: Macario, deme
kein anders Kleid ware/ als ein rauher häriner Sack/ seynd
gleichwol von einem muthwilligen Schleppsack Gedancken
eingefallen: Macario, der ein Mann GOttes ware/ seynd
gleichwol weibliche Gedancken eingefallen; weil er aber dem
bösen Feind die Feigen gezeigt/ also hat er dessenthalben ein
herrliche Frucht darvon getragen; weil er dem leidigen Sa-
than den Willen geweigert/ also ist derentwegen bey GOtt
noch mehrer Willkomm gewest; dann ein solche Belägerung
zeigt/ wer der Commendant ist/ solche tobende Wellen zeigen/
wer der Schiffmann ist.

O wie heilig Paulus! er ist gleichwol nit sicher gewest vor
solchen heillosen Gedancken. O wie vorsichtig Paulus! er ist
gleichwol nit befreyt gewest von dem blinden Venus-Buben:
O wie wunderthätig Paulus! er ist dannoch nit loß gewest von
solchen blunderthätigen Gedancken: Er hat wegen solches
Versuchen/ GOtt demüthigst ersucht/ aber nicht erhalten/ als
allein die Antwort/ er solle mit diesem Krieg zufrieden seyn/S. Bernh.
de Dom.
inter. c.

19.

mit GOttes Schutz seye ihm dieser Streit viel Nutz. Quod
resistentem fatigat, vincentem coronat.

Wann dann der höllische Phantast auch die Phantaseyen
der heiligen Leuten mit bösen abscheulichen Gedancken ange-
fochten/ so wird er dir noch weniger verschonen. Allein heist es/
Bursch ins Gewehr/ vnd thue ihm ein Widerstand; mache es/
wie der grosse Patriarch Abraham/ welcher auf ein Zeit GOtt
dem HErrn ein Kuhe und Widder aufgeopffert und geschlach-
tet; als aber die Vögel immer zu auf das Fleisch wolten si-
tzen/ und selbiges suchten zu verzehren/ da hat sie der H. Mann
möglichst abgetrieben. Abigebat eas Abraham. Wann dieGen. cap.
15.

höllische Raub Vögel dein Hertz/ als ein Gott gewidmetes

Opf-
E e 3

hat ſich mit Gedancken verſuͤndiget.
Heiligkeit auch die wilde Thier ſchoͤn gethan/ ſeynd dannoch
wilde Gedancken eingefallen: Macario, der ein lauterer Die-
ner GOttes war/ ſeynd dannoch unlautere Gedancken einge-
fallen: Macario, der wie ein unſchuldiges Laͤmml gelebt/ ſeynd
gleichwohl Sauiſche Gedancken eingefallen: Macario, deme
kein anders Kleid ware/ als ein rauher haͤriner Sack/ ſeynd
gleichwol von einem muthwılligen Schleppſack Gedancken
eingefallen: Macario, der ein Mann GOttes ware/ ſeynd
gleichwol weibliche Gedancken eingefallen; weil er aber dem
boͤſen Feind die Feigen gezeigt/ alſo hat er deſſenthalben ein
herrliche Frucht darvon getragen; weil er dem leidigen Sa-
than den Willen geweigert/ alſo iſt derentwegen bey GOtt
noch mehrer Willkomm geweſt; dann ein ſolche Belaͤgerung
zeigt/ wer der Commendant iſt/ ſolche tobende Wellen zeigen/
wer der Schiffmann iſt.

O wie heilig Paulus! er iſt gleichwol nit ſicher geweſt vor
ſolchen heilloſen Gedancken. O wie vorſichtig Paulus! er iſt
gleichwol nit befreyt geweſt von dem blinden Venus-Buben:
O wie wunderthaͤtig Paulus! er iſt dannoch nit loß geweſt von
ſolchen blunderthaͤtigen Gedancken: Er hat wegen ſolches
Verſuchen/ GOtt demuͤthigſt erſucht/ aber nicht erhalten/ als
allein die Antwort/ er ſolle mit dieſem Krieg zufrieden ſeyn/S. Bernh.
de Dom.
inter. c.

19.

mit GOttes Schutz ſeye ihm dieſer Streit viel Nutz. Quod
reſiſtentem fatigat, vincentem coronat.

Wann dañ der hoͤlliſche Phantaſt auch die Phantaſeyen
der heiligen Leuten mit boͤſen abſcheulichen Gedancken ange-
fochten/ ſo wird er dir noch weniger verſchonen. Allein heiſt es/
Burſch ins Gewehr/ vnd thue ihm ein Widerſtand; mache es/
wie der groſſe Patriarch Abraham/ welcher auf ein Zeit GOtt
dem HErꝛn ein Kuhe und Widder aufgeopffert und geſchlach-
tet; als aber die Voͤgel immer zu auf das Fleiſch wolten ſi-
tzen/ und ſelbiges ſuchten zu verzehren/ da hat ſie der H. Mann
moͤglichſt abgetrieben. Abigebat eas Abraham. Wann dieGen. cap.
15.

hoͤlliſche Raub Voͤgel dein Hertz/ als ein Gott gewidmetes

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[221/0233] hat ſich mit Gedancken verſuͤndiget. Heiligkeit auch die wilde Thier ſchoͤn gethan/ ſeynd dannoch wilde Gedancken eingefallen: Macario, der ein lauterer Die- ner GOttes war/ ſeynd dannoch unlautere Gedancken einge- fallen: Macario, der wie ein unſchuldiges Laͤmml gelebt/ ſeynd gleichwohl Sauiſche Gedancken eingefallen: Macario, deme kein anders Kleid ware/ als ein rauher haͤriner Sack/ ſeynd gleichwol von einem muthwılligen Schleppſack Gedancken eingefallen: Macario, der ein Mann GOttes ware/ ſeynd gleichwol weibliche Gedancken eingefallen; weil er aber dem boͤſen Feind die Feigen gezeigt/ alſo hat er deſſenthalben ein herrliche Frucht darvon getragen; weil er dem leidigen Sa- than den Willen geweigert/ alſo iſt derentwegen bey GOtt noch mehrer Willkomm geweſt; dann ein ſolche Belaͤgerung zeigt/ wer der Commendant iſt/ ſolche tobende Wellen zeigen/ wer der Schiffmann iſt. O wie heilig Paulus! er iſt gleichwol nit ſicher geweſt vor ſolchen heilloſen Gedancken. O wie vorſichtig Paulus! er iſt gleichwol nit befreyt geweſt von dem blinden Venus-Buben: O wie wunderthaͤtig Paulus! er iſt dannoch nit loß geweſt von ſolchen blunderthaͤtigen Gedancken: Er hat wegen ſolches Verſuchen/ GOtt demuͤthigſt erſucht/ aber nicht erhalten/ als allein die Antwort/ er ſolle mit dieſem Krieg zufrieden ſeyn/ mit GOttes Schutz ſeye ihm dieſer Streit viel Nutz. Quod reſiſtentem fatigat, vincentem coronat. S. Bernh. de Dom. inter. c. 19. Wann dañ der hoͤlliſche Phantaſt auch die Phantaſeyen der heiligen Leuten mit boͤſen abſcheulichen Gedancken ange- fochten/ ſo wird er dir noch weniger verſchonen. Allein heiſt es/ Burſch ins Gewehr/ vnd thue ihm ein Widerſtand; mache es/ wie der groſſe Patriarch Abraham/ welcher auf ein Zeit GOtt dem HErꝛn ein Kuhe und Widder aufgeopffert und geſchlach- tet; als aber die Voͤgel immer zu auf das Fleiſch wolten ſi- tzen/ und ſelbiges ſuchten zu verzehren/ da hat ſie der H. Mann moͤglichſt abgetrieben. Abigebat eas Abraham. Wann die hoͤlliſche Raub Voͤgel dein Hertz/ als ein Gott gewidmetes Opf- Gen. cap. 15. E e 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/233>, abgerufen am 27.04.2024.