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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas der Gewissenlosse Bößwicht
Gold nit kunte zitterend machen/ dessen Red so blöd/ daß sie
auch ein Fisch möcht überstimmen/ etc. Ein solcher krancker/
schwacher/ und krafftloser Tropff kan ebenfahls ein so grau-
S. Joan.
Chrysost
de lect.
peccat.
tom.
5.
same Mord That begehen/ wie da begangen der Cain an sei-
nem Bruder/ durch die blosse Gedancken. Cor cogitando te-
netur in crimine, libet corpus immune vigeatur ab opere;
reus est enim animus, si cogitavit, licet corpus sit immune
ab opere, quod non fecit.

Ein Jüngling in Engelland führte gar kein Englischen
Wandel/ sondern liesse dem jungen Blut seinen freyen Zaum/
und lebte nit löblicher/ als der saubere Gesell im Evangelio/ so
das seinige im Luder-Leben/ verschwendt. Es geschicht/ daß
erstgedachter Gesell in ein tödtliche Kranckheit gerathen/ wo-
ran er auch nach kurtzer Zeit gestorben/ jedoch mit vollkommner
Beicht/ hertzlicher Reu und Laid/ daß also männiglich aus den
Anwesenden an seiner Seelen Hail gar nit gezweiflet. Bald
nach seinem Todt erscheinet er in gantz feuriger Gestalt einem
seiner nechst Anverwandten/ mit vermelden/ er sey nunmehr
ewig verdamt und verlohren; der Befreunde kunte sich nit
gnug hierüber bestürtzen/ absonderlich weil er selbst gegenwär-
tig gewesen ist/ wie diser so grosse Reu gezeugt über seine began-
gne Sünden und Missethaten. Wahr ist es/ setzt hin wider diser
Unglückselige/ daß ich ein vollkommene Beicht verricht/ wodurch
ich widerum GOttes Gnad und Huld erhalten; weil ich aber
Rotafol.
1337. fer.
6. Dom.
3. qua-
drag.
kurtz vor meinem Hinschaiden ein unzüchtigen Gedancken ge-
habt/ auch mich darein verwilliget/ also bin ich von dem gerech-
ten Göttlichen Richter auf ewig verstossen worden. Jetzt sage
jemand mehr/ die Gedancken seyen Zollfrey.

Raulinus Buniacensis erzehlt ein gleichmässige Geschicht
von einer jungen Wittib/ welche ihrer Tugend halber/ und for-
derist wegen der Gutthätigkeit gegen den Armen bey dem Bi-
schoff als ihrem Beichtvatter in sehr grossen Ruhm gewesen;
dise hat einest unbehutsame Augen geworffen auff einen ihrer

Be-

Judas der Gewiſſenloſſe Boͤßwicht
Gold nit kunte zitterend machen/ deſſen Red ſo bloͤd/ daß ſie
auch ein Fiſch moͤcht uͤberſtimmen/ ꝛc. Ein ſolcher krancker/
ſchwacher/ und krafftloſer Tropff kan ebenfahls ein ſo grau-
S. Joan.
Chryſoſt
de lect.
peccat.
tom.
5.
ſame Mord That begehen/ wie da begangen der Cain an ſei-
nem Bruder/ durch die bloſſe Gedancken. Cor cogitando te-
netur in crimine, libet corpus immune vigeatur ab opere;
reus eſt enim animus, ſi cogitavit, licet corpus ſit immune
ab opere, quod non fecit.

Ein Juͤngling in Engelland fuͤhrte gar kein Engliſchen
Wandel/ ſondern lieſſe dem jungen Blut ſeinen freyen Zaum/
und lebte nit loͤblicher/ als der ſaubere Geſell im Evangelio/ ſo
das ſeinige im Luder-Leben/ verſchwendt. Es geſchicht/ daß
erſtgedachter Geſell in ein toͤdtliche Kranckheit gerathen/ wo-
ran er auch nach kurtzer Zeit geſtorben/ jedoch mit vollkom̃ner
Beicht/ hertzlicher Reu und Laid/ daß alſo maͤnniglich aus den
Anweſenden an ſeiner Seelen Hail gar nit gezweiflet. Bald
nach ſeinem Todt erſcheinet er in gantz feuriger Geſtalt einem
ſeiner nechſt Anverwandten/ mit vermelden/ er ſey nunmehr
ewig verdamt und verlohren; der Befreunde kunte ſich nit
gnug hieruͤber beſtuͤrtzen/ abſonderlich weil er ſelbſt gegenwaͤr-
tig geweſen iſt/ wie diſer ſo groſſe Reu gezeugt uͤber ſeine began-
gne Suͤnden und Miſſethaten. Wahr iſt es/ ſetzt hin wider diſer
Ungluͤckſelige/ daß ich ein vollkom̃ene Beicht verꝛicht/ woduꝛch
ich widerum GOttes Gnad und Huld erhalten; weil ich aber
Rotafol.
1337. fer.
6. Dom.
3. qua-
drag.
kurtz vor meinem Hinſchaiden ein unzuͤchtigen Gedancken ge-
habt/ auch mich darein verwilliget/ alſo bin ich von dem geꝛech-
ten Goͤttlichen Richter auf ewig verſtoſſen worden. Jetzt ſage
jemand mehr/ die Gedancken ſeyen Zollfrey.

Raulinus Buniacenſis erzehlt ein gleichmaͤſſige Geſchicht
von einer jungen Wittib/ welche ihrer Tugend halber/ und for-
deriſt wegen der Gutthaͤtigkeit gegen den Armen bey dem Bi-
ſchoff als ihrem Beichtvatter in ſehr groſſen Ruhm geweſen;
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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/228>, abgerufen am 28.11.2024.