Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

ob schon das äusserliche Werck nicht übel geschienen.
mit Augen gesehen/ sondern er thate darbey wahrnehmen/ daß
auch der Vierdte unter ihnen seye/ und zwar als sehe dieser dem
Sohn GOTTES gantz gleich: Video quartum similem, &c.
Viel fugsamer können wir sagen/ wann wir die Bildnus des Hei-
ligen Francisci unter das Gesicht bringen/ daß wir einen sehen/
der dem Sohn GOTTES JESU Christo an äusserlicher Ge-
stalt gantz gleich und ähnlich seye. Diese grosse Gnad der heilig-
sten Wundmahlen hat der Heilige Franciscus zu wegen gebracht
durch das Fasten. Es ist GOTT dem Allmächtigen nicht allein
werth und angenehm/ wann man sich in strenger Fasten übet/ son-
dern wann man sich auch mit schlechten und geringen Speisen be-
friediget; dahero hat er dem Daniel in der Löwen-Gruben nicht ge-
schickt ein aufgesetzte Pasteten/ nicht geschicht einen gebratenen Käl-
bern Schlegel/ nicht geschickt einen feisten Jndianischen Haan/
nicht geschickt einen gespickten Haasen/ nicht geschickt eine gute
Schüssel voll Reb-Hünner/ nicht geschickt einen wohlgeschmackten
Auer-Haan/ nicht geschickt eine stattliche süsse Dorten/ das gar
nicht/ nicht geschickt eine grosse Schüssel voll Austern/ etc. sondern
ein schlechtes Koch/ welches der Habacuc vor die gemeine Schnit-
ter auf dem Feld hat zugericht/ ein schlechtes Koch/ worinnen we-
nig Saltz und Schmaltz zu finden war/ dieses hat GOTT dem
Daniel geschickt; Woraus dann sattsam erhellet/ daß GOTT
dem HErrn angenehm seye/ wann man mit geringen Speisen die
Natur unterhaltet.

O! was Glory und Gnaden wird ihme bey GOTT dem
HERRN nicht sammlen der Herr Sigmund Slahzieg ein reicher
Herr zu Wien/ dessen fast gantzes Leben ein immerwehrendes Fa-
sten war/ ich kenne ihn schon viel Jahr/ daß er nie gnug geessen:
wann er sechs oder sieben rockene Nudel hatte/ wormit man dieser
Orthen die Capauner schoppt/ so hält ers vor eine gute Mahl-zeit;
Gewässerten Taffet hab ich wol nie unter seinen Kleidern gesehen/
wol aber gewässerten Wein bey seiner Taffel; dann er also mässig
lebte/ daß ihm auch ein Zeisel kundte bescheid thun/ Linsen seynd

die
T 2

ob ſchon das aͤuſſerliche Werck nicht uͤbel geſchienen.
mit Augen geſehen/ ſondern er thate darbey wahrnehmen/ daß
auch der Vierdte unter ihnen ſeye/ und zwar als ſehe dieſer dem
Sohn GOTTES gantz gleich: Video quartum ſimilem, &c.
Viel fugſamer koͤnnen wir ſagen/ wann wir die Bildnus des Hei-
ligen Franciſci unter das Geſicht bringen/ daß wir einen ſehen/
der dem Sohn GOTTES JESU Chriſto an aͤuſſerlicher Ge-
ſtalt gantz gleich und aͤhnlich ſeye. Dieſe groſſe Gnad der heilig-
ſten Wundmahlen hat der Heilige Franciſcus zu wegen gebracht
durch das Faſten. Es iſt GOTT dem Allmaͤchtigen nicht allein
werth und angenehm/ wann man ſich in ſtrenger Faſten uͤbet/ ſon-
dern wann man ſich auch mit ſchlechten und geringen Speiſen be-
friediget; dahero hat er dem Daniel in der Loͤwen-Gruben nicht ge-
ſchickt ein aufgeſetzte Paſteten/ nicht geſchicht einen gebratenen Kaͤl-
bern Schlegel/ nicht geſchickt einen feiſten Jndianiſchen Haan/
nicht geſchickt einen geſpickten Haaſen/ nicht geſchickt eine gute
Schuͤſſel voll Reb-Huͤnner/ nicht geſchickt einen wohlgeſchmackten
Auer-Haan/ nicht geſchickt eine ſtattliche ſuͤſſe Dorten/ das gar
nicht/ nicht geſchickt eine groſſe Schuͤſſel voll Auſtern/ ꝛc. ſondern
ein ſchlechtes Koch/ welches der Habacuc vor die gemeine Schnit-
ter auf dem Feld hat zugericht/ ein ſchlechtes Koch/ worinnen we-
nig Saltz und Schmaltz zu finden war/ dieſes hat GOTT dem
Daniel geſchickt; Woraus dann ſattſam erhellet/ daß GOTT
dem HErrn angenehm ſeye/ wann man mit geringen Speiſen die
Natur unterhaltet.

O! was Glory und Gnaden wird ihme bey GOTT dem
HERRN nicht ſammlen der Herꝛ Sigmund Slahzieg ein reicher
Herꝛ zu Wien/ deſſen faſt gantzes Leben ein immerwehrendes Fa-
ſten war/ ich kenne ihn ſchon viel Jahr/ daß er nie gnug geeſſen:
wann er ſechs oder ſieben rockene Nudel hatte/ wormit man dieſer
Orthen die Capauner ſchoppt/ ſo haͤlt ers vor eine gute Mahl-zeit;
Gewaͤſſerten Taffet hab ich wol nie unter ſeinen Kleidern geſehen/
wol aber gewaͤſſerten Wein bey ſeiner Taffel; dann er alſo maͤſſig
lebte/ daß ihm auch ein Zeiſel kundte beſcheid thun/ Linſen ſeynd

die
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0159" n="147"/><fw place="top" type="header">ob &#x017F;chon das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Werck nicht u&#x0364;bel ge&#x017F;chienen.</fw><lb/>
mit Augen ge&#x017F;ehen/ &#x017F;ondern er thate darbey wahrnehmen/ daß<lb/>
auch der Vierdte unter ihnen &#x017F;eye/ und zwar als &#x017F;ehe die&#x017F;er dem<lb/>
Sohn GOTTES gantz gleich: <hi rendition="#aq">Video quartum &#x017F;imilem, &amp;c.</hi><lb/>
Viel fug&#x017F;amer ko&#x0364;nnen wir &#x017F;agen/ wann wir die Bildnus des Hei-<lb/>
ligen Franci&#x017F;ci unter das Ge&#x017F;icht bringen/ daß wir einen &#x017F;ehen/<lb/>
der dem Sohn GOTTES JESU Chri&#x017F;to an a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlicher Ge-<lb/>
&#x017F;talt gantz gleich und a&#x0364;hnlich &#x017F;eye. Die&#x017F;e gro&#x017F;&#x017F;e Gnad der heilig-<lb/>
&#x017F;ten Wundmahlen hat der Heilige Franci&#x017F;cus zu wegen gebracht<lb/>
durch das Fa&#x017F;ten. Es i&#x017F;t GOTT dem Allma&#x0364;chtigen nicht allein<lb/>
werth und angenehm/ wann man &#x017F;ich in &#x017F;trenger Fa&#x017F;ten u&#x0364;bet/ &#x017F;on-<lb/>
dern wann man &#x017F;ich auch mit &#x017F;chlechten und geringen Spei&#x017F;en be-<lb/>
friediget; dahero hat er dem Daniel in der Lo&#x0364;wen-Gruben nicht ge-<lb/>
&#x017F;chickt ein aufge&#x017F;etzte Pa&#x017F;teten/ nicht ge&#x017F;chicht einen gebratenen Ka&#x0364;l-<lb/>
bern Schlegel/ nicht ge&#x017F;chickt einen fei&#x017F;ten Jndiani&#x017F;chen Haan/<lb/>
nicht ge&#x017F;chickt einen ge&#x017F;pickten Haa&#x017F;en/ nicht ge&#x017F;chickt eine gute<lb/>
Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el voll Reb-Hu&#x0364;nner/ nicht ge&#x017F;chickt einen wohlge&#x017F;chmackten<lb/>
Auer-Haan/ nicht ge&#x017F;chickt eine &#x017F;tattliche &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Dorten/ das gar<lb/>
nicht/ nicht ge&#x017F;chickt eine gro&#x017F;&#x017F;e Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el voll Au&#x017F;tern/ &#xA75B;c. &#x017F;ondern<lb/>
ein &#x017F;chlechtes Koch/ welches der Habacuc vor die gemeine Schnit-<lb/>
ter auf dem Feld hat zugericht/ ein &#x017F;chlechtes Koch/ worinnen we-<lb/>
nig Saltz und Schmaltz zu finden war/ die&#x017F;es hat GOTT dem<lb/>
Daniel ge&#x017F;chickt; Woraus dann &#x017F;att&#x017F;am erhellet/ daß GOTT<lb/>
dem HErrn angenehm &#x017F;eye/ wann man mit geringen Spei&#x017F;en die<lb/>
Natur unterhaltet.</p><lb/>
        <p>O! was Glory und Gnaden wird ihme bey GOTT dem<lb/>
HERRN nicht &#x017F;ammlen der Her&#xA75B; Sigmund Slahzieg ein reicher<lb/>
Her&#xA75B; zu Wien/ de&#x017F;&#x017F;en fa&#x017F;t gantzes Leben ein immerwehrendes Fa-<lb/>
&#x017F;ten war/ ich kenne ihn &#x017F;chon viel Jahr/ daß er nie gnug gee&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
wann er &#x017F;echs oder &#x017F;ieben rockene Nudel hatte/ wormit man die&#x017F;er<lb/>
Orthen die Capauner &#x017F;choppt/ &#x017F;o ha&#x0364;lt ers vor eine gute Mahl-zeit;<lb/>
Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erten Taffet hab ich wol nie unter &#x017F;einen Kleidern ge&#x017F;ehen/<lb/>
wol aber gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erten Wein bey &#x017F;einer Taffel; dann er al&#x017F;o ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
lebte/ daß ihm auch ein Zei&#x017F;el kundte be&#x017F;cheid thun/ Lin&#x017F;en &#x017F;eynd<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0159] ob ſchon das aͤuſſerliche Werck nicht uͤbel geſchienen. mit Augen geſehen/ ſondern er thate darbey wahrnehmen/ daß auch der Vierdte unter ihnen ſeye/ und zwar als ſehe dieſer dem Sohn GOTTES gantz gleich: Video quartum ſimilem, &c. Viel fugſamer koͤnnen wir ſagen/ wann wir die Bildnus des Hei- ligen Franciſci unter das Geſicht bringen/ daß wir einen ſehen/ der dem Sohn GOTTES JESU Chriſto an aͤuſſerlicher Ge- ſtalt gantz gleich und aͤhnlich ſeye. Dieſe groſſe Gnad der heilig- ſten Wundmahlen hat der Heilige Franciſcus zu wegen gebracht durch das Faſten. Es iſt GOTT dem Allmaͤchtigen nicht allein werth und angenehm/ wann man ſich in ſtrenger Faſten uͤbet/ ſon- dern wann man ſich auch mit ſchlechten und geringen Speiſen be- friediget; dahero hat er dem Daniel in der Loͤwen-Gruben nicht ge- ſchickt ein aufgeſetzte Paſteten/ nicht geſchicht einen gebratenen Kaͤl- bern Schlegel/ nicht geſchickt einen feiſten Jndianiſchen Haan/ nicht geſchickt einen geſpickten Haaſen/ nicht geſchickt eine gute Schuͤſſel voll Reb-Huͤnner/ nicht geſchickt einen wohlgeſchmackten Auer-Haan/ nicht geſchickt eine ſtattliche ſuͤſſe Dorten/ das gar nicht/ nicht geſchickt eine groſſe Schuͤſſel voll Auſtern/ ꝛc. ſondern ein ſchlechtes Koch/ welches der Habacuc vor die gemeine Schnit- ter auf dem Feld hat zugericht/ ein ſchlechtes Koch/ worinnen we- nig Saltz und Schmaltz zu finden war/ dieſes hat GOTT dem Daniel geſchickt; Woraus dann ſattſam erhellet/ daß GOTT dem HErrn angenehm ſeye/ wann man mit geringen Speiſen die Natur unterhaltet. O! was Glory und Gnaden wird ihme bey GOTT dem HERRN nicht ſammlen der Herꝛ Sigmund Slahzieg ein reicher Herꝛ zu Wien/ deſſen faſt gantzes Leben ein immerwehrendes Fa- ſten war/ ich kenne ihn ſchon viel Jahr/ daß er nie gnug geeſſen: wann er ſechs oder ſieben rockene Nudel hatte/ wormit man dieſer Orthen die Capauner ſchoppt/ ſo haͤlt ers vor eine gute Mahl-zeit; Gewaͤſſerten Taffet hab ich wol nie unter ſeinen Kleidern geſehen/ wol aber gewaͤſſerten Wein bey ſeiner Taffel; dann er alſo maͤſſig lebte/ daß ihm auch ein Zeiſel kundte beſcheid thun/ Linſen ſeynd die T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/159
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/159>, abgerufen am 19.04.2024.