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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat etliche gute Werck gethan/
Nieque-
tius l. 2.
c. 11. de
Pax.
cede, fangt mit etlichen Gulden/ die er zu leihen genommen/ wie-
derumb zu handlen an/ und ist er durch den Seegen GOttes al-
so beglückt worden/ daß er aus einem armen Krämerl/ der sein
gantzes Handel-Gewölb auf dem Buckel getragen/ nachmals
ein Mann bey viel tausend und tausend Gulden gestorben.

GOtt last ihm gar nichts umbsonst thun/ er belohnt nicht
allein das häuffige Silber und Gold/ welches der Heilige Nico-
laus
denen drey armen Heyrathmässigen Töchtern eingelegt/
sondern auch den geringsten Pfenning/ den man seinetwegen den
armen Leuten gibt. Er belohnt nicht allein das strenge Fasten
des Heiligen Joannis Baptistae, der sich nur mit Kräutern/ Wur-
tzeln und wildem Hönig erhalten/ sondern auch den allergering-
sten Bissen/ von dem sich jemand seinetwegen enthaltet. Er be-
lohnt nicht allein das so langwürige eifrige Gebet des H. Anto-
nii/ der alle Nacht in dem Gebet verharret/ biß die Sonn ist auf-
gangen/ sondern so gar auch das geringste Vatter unser/ so zu-
weilen auch unaufmercksam verrichtet wird. Er belohnt nicht
allein die grosse Gedult des Jobs/ so er auf dem Misthauffen aus-
gestanden/ sondern auch den allergerinsten Muckenstich/ den je-
mand seinetwegen leidet. Er belohnt nicht allein die immerweh-
rende Betrachtung des Leydens Christi in der Heiligen Clara de
Monte Falco,
in der Hertz nach dem Todt alle Instrumenta des
Leydens Christi angetroffen/ sondern auch/ so jemand nur den
Hut rucket vor einem Crucisix. Er belohnt nicht allein die häuf-
fige Zäher Magdalenae/ mit denen sie auch den Füssen des Hey-
lands ein Bad zugericht/ sondern er belohnt auch den allergering-
sten andähtigen Seufftzer.

Nichts umbsonst.

Rar und selten ist der Recompens auf der Welt; wenig
seyn zu zehlen/ welche sich also danckbar einstellen/ wie der Cardi-
dinal Bessarius; als diesem einest bey Faßnacht Zeit der vermaß-
kerte Antonius Campanus mit dem Lauttenschlag etliche Lob-
Vers seiner Eminenz zugesellt/ da hat besagter Cardinal dem

Reim-

Judas hat etliche gute Werck gethan/
Nieque-
tius l. 2.
c. 11. de
Pax.
cede, fangt mit etlichen Gulden/ die er zu leihen genommen/ wie-
derumb zu handlen an/ und iſt er durch den Seegen GOttes al-
ſo begluͤckt worden/ daß er aus einem armen Kraͤmerl/ der ſein
gantzes Handel-Gewoͤlb auf dem Buckel getragen/ nachmals
ein Mann bey viel tauſend und tauſend Gulden geſtorben.

GOtt laſt ihm gar nichts umbſonſt thun/ er belohnt nicht
allein das haͤuffige Silber und Gold/ welches der Heilige Nico-
laus
denen drey armen Heyrathmaͤſſigen Toͤchtern eingelegt/
ſondern auch den geringſten Pfenning/ den man ſeinetwegen den
armen Leuten gibt. Er belohnt nicht allein das ſtrenge Faſten
des Heiligen Joannis Baptiſtæ, der ſich nur mit Kraͤutern/ Wur-
tzeln und wildem Hoͤnig erhalten/ ſondern auch den allergering-
ſten Biſſen/ von dem ſich jemand ſeinetwegen enthaltet. Er be-
lohnt nicht allein das ſo langwuͤrige eifrige Gebet des H. Anto-
nii/ der alle Nacht in dem Gebet verharret/ biß die Sonn iſt auf-
gangen/ ſondern ſo gar auch das geringſte Vatter unſer/ ſo zu-
weilen auch unaufmerckſam verrichtet wird. Er belohnt nicht
allein die groſſe Gedult des Jobs/ ſo er auf dem Miſthauffen aus-
geſtanden/ ſondern auch den allergerinſten Muckenſtich/ den je-
mand ſeinetwegen leidet. Er belohnt nicht allein die immerweh-
rende Betrachtung des Leydens Chriſti in der Heiligen Clara de
Monte Falco,
in der Hertz nach dem Todt alle Inſtrumenta des
Leydens Chriſti angetroffen/ ſondern auch/ ſo jemand nur den
Hut rucket vor einem Cruciſix. Er belohnt nicht allein die haͤuf-
fige Zäher Magdalenæ/ mit denen ſie auch den Fuͤſſen des Hey-
lands ein Bad zugericht/ ſondern er belohnt auch den allergering-
ſten andaͤhtigen Seufftzer.

Nichts umbſonſt.

Rar und ſelten iſt der Recompens auf der Welt; wenig
ſeyn zu zehlen/ welche ſich alſo danckbar einſtellen/ wie der Cardi-
dinal Beſſarius; als dieſem eineſt bey Faßnacht Zeit der vermaß-
kerte Antonius Campanus mit dem Lauttenſchlag etliche Lob-
Vers ſeiner Eminenz zugeſellt/ da hat beſagter Cardinal dem

Reim-
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[138/0150] Judas hat etliche gute Werck gethan/ cede, fangt mit etlichen Gulden/ die er zu leihen genommen/ wie- derumb zu handlen an/ und iſt er durch den Seegen GOttes al- ſo begluͤckt worden/ daß er aus einem armen Kraͤmerl/ der ſein gantzes Handel-Gewoͤlb auf dem Buckel getragen/ nachmals ein Mann bey viel tauſend und tauſend Gulden geſtorben. Nieque- tius l. 2. c. 11. de Pax. GOtt laſt ihm gar nichts umbſonſt thun/ er belohnt nicht allein das haͤuffige Silber und Gold/ welches der Heilige Nico- laus denen drey armen Heyrathmaͤſſigen Toͤchtern eingelegt/ ſondern auch den geringſten Pfenning/ den man ſeinetwegen den armen Leuten gibt. Er belohnt nicht allein das ſtrenge Faſten des Heiligen Joannis Baptiſtæ, der ſich nur mit Kraͤutern/ Wur- tzeln und wildem Hoͤnig erhalten/ ſondern auch den allergering- ſten Biſſen/ von dem ſich jemand ſeinetwegen enthaltet. Er be- lohnt nicht allein das ſo langwuͤrige eifrige Gebet des H. Anto- nii/ der alle Nacht in dem Gebet verharret/ biß die Sonn iſt auf- gangen/ ſondern ſo gar auch das geringſte Vatter unſer/ ſo zu- weilen auch unaufmerckſam verrichtet wird. Er belohnt nicht allein die groſſe Gedult des Jobs/ ſo er auf dem Miſthauffen aus- geſtanden/ ſondern auch den allergerinſten Muckenſtich/ den je- mand ſeinetwegen leidet. Er belohnt nicht allein die immerweh- rende Betrachtung des Leydens Chriſti in der Heiligen Clara de Monte Falco, in der Hertz nach dem Todt alle Inſtrumenta des Leydens Chriſti angetroffen/ ſondern auch/ ſo jemand nur den Hut rucket vor einem Cruciſix. Er belohnt nicht allein die haͤuf- fige Zäher Magdalenæ/ mit denen ſie auch den Fuͤſſen des Hey- lands ein Bad zugericht/ ſondern er belohnt auch den allergering- ſten andaͤhtigen Seufftzer. Nichts umbſonſt. Rar und ſelten iſt der Recompens auf der Welt; wenig ſeyn zu zehlen/ welche ſich alſo danckbar einſtellen/ wie der Cardi- dinal Beſſarius; als dieſem eineſt bey Faßnacht Zeit der vermaß- kerte Antonius Campanus mit dem Lauttenſchlag etliche Lob- Vers ſeiner Eminenz zugeſellt/ da hat beſagter Cardinal dem Reim-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/150>, abgerufen am 23.04.2024.