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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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derenthalben er auch belohnet worden.
sten von Jsrael/ und diese sahen den GOtt Jsrael. Aber wie?
Sie sahen unter ihm ein Stein-Werck von lauter Saphir. Bar-Exod. 24.
Barrad.
in Exod.
id.

radius verdolmetschet/ daß sie eine unglaubliche Menge der Ziegel-
Stein unter den Füssen GOttes gesehen/ so aber alle in lauter Sa-
phir/ in diese kostbare Edelgestein verwandlet worden; wodurch
ihnen GOtt wolte andeuten/ daß sie seinetwegen in Egypten nicht
umbsonst die Ziegelstein gemacht/ sondern solche seynd anjetzo in
lauter Edelgestein verkehrt worden/ und werde er ihr ausgestandene
Arbeit tausend und tausendfältig belohnen.

Zu Orleans lebte einer/ der sich mit schlechten Kram/ den
er meistens auf dem Arm in einen Korb herumb getragen/ küm-
merlich erhalten. Gleichwol seynd ihme öffters die Gedancken
kommen/ daß er auch gern ein Weib hätte/ zumalen er den gan-
tzen Tag muste hausiren/ und doch zu Haus niemand ware/ der
ihme eine Suppen kochete; weil ihm aber das Heyrathen kein
schlechte Sach dunckte/ also hat er solches Werck ohne GOTT
auf kein Weis wollen anfangen/ sondern dieses sein Vorhaben dem
Allerhöchsten befohlen/ auch zugleich GOTT dem HERRN
versprochen/ daß er ihme zu Ehren alles Geld/ was er den ersten
Tag nach der Hochzeit werde lösen/ unter die arme Leut wolle aus-
theilen. Es geschicht/ daß gleich den ersten Tag nach der Hoch-
zeit einer sich angemeldt/ welcher den gantzen Kram zu kauffen
willens gewest. Der Nagelneue Ehe-Mann kratzte derenthal-
ben hinter den Ohren; dann gedachte er/ wann er alle seine
Wahren/ die doch nicht gar viel gewest/ auf einmal hinweg gibt/
so bleibe ihme gar nichts/ massen das gelöste Geld/ vermög seines
Versprechens/ denen armen Leuten gehörig: gibt ers aber nicht/
so handlet er nicht redlich mit seinem GOtt. Endlich verlast er
sich auf GOtt/ in Erwegung/ daß er ihm gar nichts umbsonst
lasse thun/ verkaufft die Wahren/ theilt die Losung unter die
Armen aus/ ihm und dem Weib bliebe nichts. Aber der Aller-
höchste wolte nicht den Namen haben/ daß Jhme einmal einer
hätte etwas umbsonst gethan/ belohnet alle Merces mit Mer-

cede,
Pars IV. S

derenthalben er auch belohnet worden.
ſten von Jſrael/ und dieſe ſahen den GOtt Jſrael. Aber wie?
Sie ſahen unter ihm ein Stein-Werck von lauter Saphir. Bar-Exod. 24.
Barrad.
in Exod.
id.

radius verdolmetſchet/ daß ſie eine unglaubliche Menge der Ziegel-
Stein unter den Fuͤſſen GOttes geſehen/ ſo aber alle in lauter Sa-
phir/ in dieſe koſtbare Edelgeſtein verwandlet worden; wodurch
ihnen GOtt wolte andeuten/ daß ſie ſeinetwegen in Egypten nicht
umbſonſt die Ziegelſtein gemacht/ ſondern ſolche ſeynd anjetzo in
lauter Edelgeſtein verkehrt worden/ und werde er ihr ausgeſtandene
Arbeit tauſend und tauſendfaͤltig belohnen.

Zu Orleáns lebte einer/ der ſich mit ſchlechten Kram/ den
er meiſtens auf dem Arm in einen Korb herumb getragen/ kuͤm-
merlich erhalten. Gleichwol ſeynd ihme oͤffters die Gedancken
kommen/ daß er auch gern ein Weib haͤtte/ zumalen er den gan-
tzen Tag muſte hauſiren/ und doch zu Haus niemand ware/ der
ihme eine Suppen kochete; weil ihm aber das Heyrathen kein
ſchlechte Sach dunckte/ alſo hat er ſolches Werck ohne GOTT
auf kein Weis wollen anfangen/ ſondern dieſes ſein Vorhaben dem
Allerhoͤchſten befohlen/ auch zugleich GOTT dem HERRN
verſprochen/ daß er ihme zu Ehren alles Geld/ was er den erſten
Tag nach der Hochzeit werde loͤſen/ unter die arme Leut wolle aus-
theilen. Es geſchicht/ daß gleich den erſten Tag nach der Hoch-
zeit einer ſich angemeldt/ welcher den gantzen Kram zu kauffen
willens geweſt. Der Nagelneue Ehe-Mann kratzte derenthal-
ben hinter den Ohren; dann gedachte er/ wann er alle ſeine
Wahren/ die doch nicht gar viel geweſt/ auf einmal hinweg gibt/
ſo bleibe ihme gar nichts/ maſſen das geloͤſte Geld/ vermoͤg ſeines
Verſprechens/ denen armen Leuten gehoͤrig: gibt ers aber nicht/
ſo handlet er nicht redlich mit ſeinem GOtt. Endlich verlaſt er
ſich auf GOtt/ in Erwegung/ daß er ihm gar nichts umbſonſt
laſſe thun/ verkaufft die Wahren/ theilt die Loſung unter die
Armen aus/ ihm und dem Weib bliebe nichts. Aber der Aller-
hoͤchſte wolte nicht den Namen haben/ daß Jhme einmal einer
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cede,
Pars IV. S
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[137/0149] derenthalben er auch belohnet worden. ſten von Jſrael/ und dieſe ſahen den GOtt Jſrael. Aber wie? Sie ſahen unter ihm ein Stein-Werck von lauter Saphir. Bar- radius verdolmetſchet/ daß ſie eine unglaubliche Menge der Ziegel- Stein unter den Fuͤſſen GOttes geſehen/ ſo aber alle in lauter Sa- phir/ in dieſe koſtbare Edelgeſtein verwandlet worden; wodurch ihnen GOtt wolte andeuten/ daß ſie ſeinetwegen in Egypten nicht umbſonſt die Ziegelſtein gemacht/ ſondern ſolche ſeynd anjetzo in lauter Edelgeſtein verkehrt worden/ und werde er ihr ausgeſtandene Arbeit tauſend und tauſendfaͤltig belohnen. Exod. 24. Barrad. in Exod. id. Zu Orleáns lebte einer/ der ſich mit ſchlechten Kram/ den er meiſtens auf dem Arm in einen Korb herumb getragen/ kuͤm- merlich erhalten. Gleichwol ſeynd ihme oͤffters die Gedancken kommen/ daß er auch gern ein Weib haͤtte/ zumalen er den gan- tzen Tag muſte hauſiren/ und doch zu Haus niemand ware/ der ihme eine Suppen kochete; weil ihm aber das Heyrathen kein ſchlechte Sach dunckte/ alſo hat er ſolches Werck ohne GOTT auf kein Weis wollen anfangen/ ſondern dieſes ſein Vorhaben dem Allerhoͤchſten befohlen/ auch zugleich GOTT dem HERRN verſprochen/ daß er ihme zu Ehren alles Geld/ was er den erſten Tag nach der Hochzeit werde loͤſen/ unter die arme Leut wolle aus- theilen. Es geſchicht/ daß gleich den erſten Tag nach der Hoch- zeit einer ſich angemeldt/ welcher den gantzen Kram zu kauffen willens geweſt. Der Nagelneue Ehe-Mann kratzte derenthal- ben hinter den Ohren; dann gedachte er/ wann er alle ſeine Wahren/ die doch nicht gar viel geweſt/ auf einmal hinweg gibt/ ſo bleibe ihme gar nichts/ maſſen das geloͤſte Geld/ vermoͤg ſeines Verſprechens/ denen armen Leuten gehoͤrig: gibt ers aber nicht/ ſo handlet er nicht redlich mit ſeinem GOtt. Endlich verlaſt er ſich auf GOtt/ in Erwegung/ daß er ihm gar nichts umbſonſt laſſe thun/ verkaufft die Wahren/ theilt die Loſung unter die Armen aus/ ihm und dem Weib bliebe nichts. Aber der Aller- hoͤchſte wolte nicht den Namen haben/ daß Jhme einmal einer haͤtte etwas umbſonſt gethan/ belohnet alle Merces mit Mer- cede, Pars IV. S

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/149>, abgerufen am 25.04.2024.